Die Sportstätten im Kommerner Wälschbachstadion sind in keinem guten Zustand. Der Verein befürchtet, bei Investitionen in die Röhre zu gucken.
Streit mit Stadt MechernichVfL Kommern kritisiert Zustand der eigenen Fußballplätze
Von oben betrachtet sieht im Wälschbachstadion des VfL Kommern alles prima aus. Ein saftig grüner Rasenplatz unten, etwas darüberliegend ein Tennenplatz. Und dann ist da ja noch die geplante Bezirkssportanlage. Eine große Sportanlage für Kommern und die TuS Mechernich, weil deren Eifelstadion in Bauland umgewandelt werden soll.
Doch nun steht das Projekt auf der Kippe. Ob der eventuell verseuchte Boden im Eifelstadion für eine Bebauung überhaupt geeignet ist, muss ein Gutachten klären. Eine Erweiterung in Kommern ist laut Stadt Mechernich nur finanzierbar, wenn das Eifelstadion veräußert wird.
Momentan liegen die Pläne für die Bezirkssportanlage auch wegen eines Urteils des Oberverwaltungsgerichts zum Landesentwicklungsplan auf Eis. Die Bezirksregierung muss deshalb die Änderung des Flächennutzungsplans ablehnen. Die Stadt prüft nun juristisch, ob zumindest eine 50-prozentige Erweiterung möglich ist. Im Stadtrat wird an diesem Dienstag, 24. September 2024, ab 17 Uhr im Rathaus über das Thema beraten.
VfL Kommern ist auf 22 Teams mit insgesamt 450 Spielern angewachsen
Der VfL Kommern ist nun in Sorge, dass eine Erweiterung oder Modernisierung der Anlage in weite Ferne rückt. Dabei ist laut Verein Abhilfe dringend geboten. „Wir hätten gerne eine Sportstätte, die unseren Ansprüchen entspricht“, formulieren es Vertreter des Vereins, darunter der Vorsitzende Dr. Hans Wilhelm Garrelfs, Geschäftsführer Armin Caspary sowie die Fußball-Abteilungsleiter Sascha Franke (Jugend), Sascha Wagner (Frauen/Mädchen) und Roland Hägermann (Senioren).
Momentan sind Rasen- wie Aschenplatz nicht geeignet, um allen Fußballern Trainings- und Spielzeiten zu ermöglichen. Der VfL ist in den vergangenen Jahren mächtig gewachsen. 22 Mannschaften – von Bambini bis Alte Herren – mit rund 450 Spielern hat Kommern. Die Teams haben 26 Trainingseinheiten, die über die Woche verteilt werden müssen – plus die Spiele. Im Jugendbereich existieren Spielgemeinschaften mit Satzvey und Firmenich, sodass auch deren Plätze mitgenutzt werden können.
„Mittwochs und freitags haben wir sechs Mannschaften gleichzeitig auf dem Platz“, so Franke. Aber auch nicht immer: Wenn es am Vortag oder in der Nacht geregnet hat, kann es sein, dass Wasser auf der Asche steht. „Die Dränage arbeitet sehr langsam“, so Franke. Oft sei auch 24 Stunden nach einem Schauer noch Wasser auf dem Spielfeld.
Kommerner Fußballplätze benötigen enorme Wassermengen
Regnet es nicht, ist der Platz nach Ansicht der Kommerner wegen seiner Oberflächen, einer wassergebundenen Wegedecke, viel zu trocken und zu hart, und nur bei feuchter Witterung nutzbar, oder wenn der Verein ihn bewässert. 5000 bis 7000 Liter Wasser pro Nacht kommen aus der Zisterne oder, wenn die leer ist, aus dem Trinkwasserhahn. Die Bewässerungsanlage schafft es aber nicht, die Seitenbereiche des Platzes zu benetzen. Dort gibt es außerdem Unebenheiten, die durch die Stadt beim Glattziehen mit dem Tennenschleifgerät entstanden seien. „Das sollte behoben werden, ist aber nicht passiert“, so Platzwart Stephan Hambach.
Hinzu kommen 15.000 bis 20.000 Liter für den Rasenplatz – ebenfalls jede Nacht. Der ist das größere Sorgenkind des VfL: Vom Balkon des Vereinsheims betrachtet sieht er ordentlich aus, aus der Nähe nicht. „Er ist im Augenblick fürs Training nicht nutzbar“, so Franke. Auf der Mittelachse fehlt an vielen Stellen Gras.
Platzwart Stephan Hambach: Rasenplatz hält Belastung nicht stand
Der Vorwurf: Die Schälung des Platzes im April 2023 sei nicht nötig gewesen. „Laut Stadt gab es eine sieben Zentimeter dicke Filzschicht. Die war aber nur 1,5 Zentimeter dick, der Boden hat alle Nährstoffe aufgenommen“, sagt Hambach. „Wir konnten den Platz immer bis Ende Oktober voll belasten. Die Regionalliga-Frauen haben damals sogar noch im Dezember darauf gespielt.“ Der neue, junge Rasen halte dieser Belastung nicht stand. „Ich muss alle vier Wochen düngen und säen, früher war das alle acht bis zwölf Wochen nötig“, so Hambach.
Dennoch sei der Rasen in keinem guten Zustand. Die Furchen seien eine Gefahr für die Spieler. So habe sich Marvin Iskra dort einen Bänderriss zugezogen. Auch deshalb werde er im Winter zum TuS Zülpich wechseln, so die Kommerner. Das bedeutet für den Verein einen Rückschlag, denn der Spieler, der schon in der Mittelrheinliga gekickt hat, sei ein Grund für andere Spieler, sich dem Klub in der Kreisliga C anzuschließen. Der falle nun weg.
Um den Rasenplatz auf Vordermann zu bringen, hätte die Schonung in der sechswöchigen Sommerpause sonst immer gereicht, so Platzwart Hambach. Das neue Geläuf brauche zwei Wochen mehr. Jetzt im Herbst sei aber keine Saat und keine Düngung mehr sinnvoll, die nächste erst im Frühjahr möglich – und da wird der Platz benötigt. Deshalb sagt Caspary: „Diese Saison ist gelaufen.“
VfL Kommern: Ausweichplätze kamen für Frauen-Team nicht infrage
Mitte Juli habe es einen Termin mit der Stadt gegeben, um zu erörtern, ob es Ausweichmöglichkeiten gebe. So hätten die Kommerner Männer in der Vorbereitung den Platz am Schulzentrum nutzen dürfen. Den Frauen bot man unter anderem an, in Voißel oder Strempt zu trainieren. Voißel scheide aber aus, sagt Sascha Wagner, weil die sanitären Anlagen nicht genutzt werden könnten. „Die brauche ich aber für eine Frauenmannschaft.“
Was der VfL bemängelt: Er liefere zwar einen Belegungsplan seiner Sportstätte, der Stadtsportbund habe aber keinen Überblick über die Belegung der Plätze im Stadtgebiet, so Caspary. Generell sei es schwer möglich, auf fremden Plätzen zu trainieren. „Da muss man alle Trainingsutensilien im Kombi mitbringen. Die Möglichkeiten zu duschen fehlen“, so Roland Hägermann. Von einem Fahrdienst für die Spieler, besonders die Kinder, ganz zu schweigen. „Ich melde mich doch in Kommern an, nicht in Strempt oder Satzvey“, so Wagner, der sich ärgert, dass seine Mannschaft Pokal-Heimspiele wie zuletzt gegen Füssenich-Geich in Firmenich spielen muss, weil das Flutlicht am Rasenplatz fehlt.
Seit drei Jahren werde die große Lösung in Kommern vorbereitet. Nun hat der Verein Angst, dass auf Jahre hinaus nichts passiert. „Wir können nicht mehr warten“, sagt Sascha Wagner. Denn über kurz oder lang sollen die Frauen erfolgreicher werden. Je nachdem, welches Team in welche Liga aufsteige, sei ein Rasenplatz Pflicht. Und die Verantwortlichen kommen der Stadt entgegen. „Der VfL Kommern würde die Stadt bei jeder Art von Modernisierung unterstützen.“
Stadt Mechernich: „Pflege der Plätze durch den Verein ist unzureichend“
Die Stadt Mechernich nimmt zu einigen der Ausführungen des VfL Kommern ausführlich Stellung.
Belegungsplan: Es gebe einen Belegungsplan beim Stadtsportbund, der den Vereinen Ausweichmöglichkeiten vorschlage. Laut Gemeindeprüfungsanstalt gebe es im Stadtgebiet genügend Sportplätze. So sei den Kommerner Frauen zuletzt für ein Spiel der DIN-Rasenplatz in Eiserfey angeboten worden, was der Verein ausgeschlagen habe. Auch die Nutzung der Plätze am Schulzentrum, in Voißel und Strempt sei vorgeschlagen worden. Der Verein habe sich aber für den Kunstrasenplatz in Kall entschieden – gegen ein Nutzungsentgelt. Von keinem weiteren Verein seien Beschwerden über Belegungspläne bekannt.
Der Zustand des Rasenplatzes: Der Rasenplatz sei 2023 durch eine Fachfirma abgefräst und neu eingesät worden. Im Juni 2024 habe der Bauhof den Platz standardmäßig aerifiziert und besandet. Die Abnahme sei durch Verein, Stadtsportbund und Stadt erfolgt. Seit dem 12. August sei er zum Spielbetrieb freigegeben. Eine Woche später sei der Platz durch das Trainingscamp des VfL stark belastet worden. „Hier stellt sich die Frage, wieso das auf dem empfindlichen Rasen stattfinden musste“, so die Stadt. Durch die Kombination aus Regen und Spielbetrieb gebe es deutliche Abnutzungserscheinungen. Am 30. August sei über erneute Düngung und angepassten Trainingsbetrieb entschieden worden.
Mechernicher Bauhof ist in die Platzpflege involviert
Bewässerung Tennenplatz: Die beiden Vollkreisregner auf dem Tennenplatz würden 70 bis 80 Prozent der Spielfläche abdecken. In den vergangenen 20 Jahren habe es keine Beanstandung gegeben. Eine Regnerergänzung sei erst im Zuge eines Neubaus geplant. Als der Platz im Jahr 2000 errichtet worden sei, sei eine Beregnungsanlage nicht vorgesehen gewesen, sodass die Stadt die Vollkreisregner im Zuge der Neuanlage der Beregnungsanlage des Rasenplatzes mit vorgesehen hatte. „Die Situation des derzeitigen Zustands ist nach Aussage eines Gutachters auch auf Pflegemängel durch den Verein zurückzuführen“, so die Stadt.
Eine wassergebundene Wegedecke benötige nach Starkregen eine Abtrocknungszeit von etwa 24 Stunden, um bespiel- oder überarbeitbar zu sein. Die Dränage sei funktionstüchtig, die Aschenplätze in Kommern und Mechernich hätten den gleichen Unterhaltungsstand. „Der Tennenfußballplatz in Kommern wird seitens der Stadt verstärkt durch den Bauhof gepflegt, zuletzt am 6. September, da die Pflege des Platzes in der Vergangenheit unzureichend erfolgt ist“, schreibt die Stadt und verweist auf den Zustand von Laufbahn, Weitsprunganlage und Muldenrinne. Lösungsansätze würden fehlen.
Die Sportstätten allgemein: Es gebe eine Vielzahl von Sportstätten im Stadtgebiet (zwei Schwimmbäder, drei Dreifach-Turnhallen, vier Einfachturnhallen sowie zehn Sportplätze). Deshalb müsse die Stadt auch die Finanzsituation im Blick haben. Allein das Bad in der Zikkurat werde mittel- bis langfristig ein jährliches Defizit von zwei Millionen Euro verursachen. Daran, den unterschiedlichen Sportarten gerecht zu werden, müssten sich auch zukünftige Investitionen orientieren. Fußball sei kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Viele Eltern seien froh, dass ihre Kinder in der Eifeltherme Schwimmen lernen können. Investitionen im Fußball würden nicht nach Belieben entschieden, sondern von Rat und Verwaltung sorgfältig abgewogen.
Mechernich ist die einzige Kommune im Kreis ohne Kunstrasenplätze
Keine Kunstrasenplätze: Die Stadt Mechernich ist die einzige Kommune im Kreis, die über keinen Kunstrasenplatz verfügt. „Wir haben die Anlage von Kunstrasenplätzen in der Vergangenheit sehr kritisch gesehen, weil die höchsten Bau- und Erneuerungskosten anfallen. Der Belag muss alle zehn bis zwölf Jahre sehr aufwendig und teuer entsorgt werden“, so die Stadt. Ein Kunstrasenplatz sei sehr pflegeintensiv und weise eine höhere Verletzungsgefahr als ein Rasenplatz auf. Laut einem von der Stadt in Auftrag gegebenen Gutachten sei ein Kunstrasenplatz erst ab einer Nutzung von mehr als 2000 Stunden angeraten. Diese Zeiten seien meist nicht gegeben.
Das Wälschbachstadion: Kommern habe vor 20 Jahren eine komplett neue Sportanlage mit dem ersten DIN-Rasenplatz im Stadtgebiet erhalten. Weil die damalige Kalkulation „völlig daneben“ gegangen sei, sei das heutige Wälschbachstadion ohne finanzielle Unterstützung des Landes und erhebliche finanzielle Unterstützung der Stadt nie fertiggestellt worden. Aktuell seien sowohl der Rasen- als auch der Tennenplatz bespielbar, so der Gutachter. Die Stadt werde die ihr zugetragenen Mängel an der Sportanlage zeitnah beseitigen und die Pflegevereinbarungen neu besprechen.