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NaturschutzwachtPetra Augel aus Satzvey ist Umweltsündern auf der Spur

Lesezeit 4 Minuten
Petra Augel steht vor einem blühenden Rosenstrauch.

Petra Augel ist jeden Tag mit ihrem Hund in der Natur unterwegs. Dabei entdeckt sie immer wieder Umweltfrevel.

Petra Augel aus Satzvey ist ehrenamtlich bei der Naturschutzwacht engagiert. Umweltschutz ist ihr ein Herzensanliegen.

Es gibt unzählige Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren. Die einen unterstützen geflüchtete Menschen beim Einleben in der neuen Heimat, andere lesen Kindern vor, kümmern sich um Tiere in Not, verteilen bei der Tafel Lebensmittel an Bedürftige. All das bringt denen, die sich engagieren, Dank und Anerkennung ein. Es gibt aber auch Ehrenämter, bei denen man nicht nur Wohlwollen erntet – jedenfalls, wenn man sie so leidenschaftlich und hartnäckig ausübt wie Petra Augel.

Die 64-Jährige gehört zur Naturschutzwacht. 25 Männer und Frauen mit diesem Amt listet der Kreis Euskirchen auf. Ihre Aufgabe: Sie sollen „die zuständigen Behörden über nachteilige Veränderungen in der Landschaft benachrichtigen und darauf hinwirken, dass Schäden von Natur und Landschaft abgewendet werden“.

Die Naturschützerin nimmt ihre Aufgabe ernst

So steht es im Landesnaturschutzgesetz: „Die Tätigkeit in der Naturschutzwacht ist eine ehrenamtliche Tätigkeit für den Kreis.“ Petra Augel ist tagtäglich in der Natur rund um Satzvey unterwegs, dafür sorgt schon ihr Boxerhund Turbo. Und dabei entdeckt sie vieles, was nicht gerade umweltfreundlich ist.

Und weil sie ihre Aufgabe ernst nimmt, hat sie keine Scheu, ihre Mitbürger anzusprechen und darauf hinzuweisen, wenn sie etwas tun, was der Natur schadet oder sogar gegen gesetzliche Regelungen verstößt. Im Zweifelsfall meldet sie Vorgänge bei der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises. Zuständig ist sie nicht nur für Satzvey, sondern für ganz Mechernich.

Auf einer runden Anstecknadel steht „Naturschutzwacht Nordrhein-Westfalen“.

Die Anstecknadel weist die Trägerin als Umweltwacht aus. Die Satzveyerin heftet sie sich allerdings nicht an.

Für die Natur habe sie sich schon als Kind interessiert, erzählt Petra Augel. Den Anstoß, sich zu dem nicht immer angenehmen Ehrenamt zu verpflichten, habe vor Jahren das Verhalten eines Landwirts gegeben. Der habe rücksichtslos Bäume gefällt, Hecken gerodet und beim Düngen nicht den vorgeschriebenen Abstand zum Ufer des Veybachs eingehalten.

Manchmal habe ich schon das Gefühl, gegen Windmühlen zu kämpfen.
Petra Augel, Naturschützerin

„Ich rege mich immer auf und kann nichts machen“, habe sie sich gedacht. Jetzt muss sie die Erfahrung machen, dass sie immer noch in vielen Fällen machtlos ist. Weil der Schaden schon angerichtet sei, wenn sie ihn entdecke, oder weil die Naturschutzbehörde gar nicht die Kapazitäten habe, jedes Mal prompt zu reagieren. „Manchmal habe ich schon das Gefühl, gegen Windmühlen zu kämpfen“, sagt die Naturschützerin.

Auch gegen die Ignoranz mancher Mitmenschen, die nicht in der Lage seien umzudenken: „Viele sind in ihrer 70er-Jahre-Einstellung hängengeblieben.“ Immer wieder höre sie das Argument, das habe man doch immer so gemacht. Auf einem Weg seien Pfützen mit den Scherben von Dachziegeln verfüllt worden. „Das waren fast die einzigen Stellen, an denen die Schwalben Wasser und Schlamm für den Bau ihrer Nester finden konnten.“

Müll an den Wegrändern und auf Parkplätzen, Baumfällungen und Heckenrodungen in der Brutzeit der Vögel – immer wieder stoße sie auf wenig bis gar kein Unrechtsbewusstsein. Dabei steht im Landesnaturschutzgesetz, dass das vom 1. März bis zum 30. September nicht erlaubt ist. Es ist nicht Streitlust, die Petra Augel antreibt, auch wenn sie durchaus streitbar ist. Sie hat eine sehr ehrbare Motivation und versucht es immer erst freundlich.

„Wir sind in einer Zeitenwende. Der Klimawandel zwingt uns, unsere Komfortzone endlich zu verlassen.“ Und deshalb kämpfe sie weiter, auch wenn sie manchmal kurz davor sei aufzugeben: „Ich tue das für mein Enkelkind und für die Zukunft der nachfolgenden Generation.“ Und deshalb versuche sie, junge, kompetente Mitstreiter ins Boot zu holen.


Mehr als jeder Zweite im Kreis engagiert sich ehrenamtlich

Zum zweiten Mal hat Forsa im Auftrag von West-Lotto das ehrenamtliche Engagement der Menschen in Nordrhein-Westfalen unter die Lupe genommen. Die Zahlen liegen nun als Ehrenamt-Atlas 2024 vor. In 53 Kreisen wurden jeweils mindestens 200 zufällig ausgewählte Menschen über 18 befragt. Die landesweite Erhebung wurde in der Zeit vom 15. Januar bis 9. Februar dieses Jahres durchgeführt.

Sie hat ergeben, dass in NRW 54 Prozent der Erwachsenen ehrenamtlich engagiert sind. Der Kreis Euskirchen liegt da genau im Durchschnitt, auch hier sind es 54 Prozent. Auch im Hinblick auf die Zeit, die für ein Ehrenamt aufgewendet wird, weicht die Zahl aus dem Kreis nur wenig vom Landesdurchschnitt ab: In NRW erbringt jeder Ehrenamtler 208 Stunden pro Jahr, im Kreis sind es 218 Stunden.

Im Rahmen der Studie ist auch der Gegenwert der ehrenamtlichen Arbeit errechnet worden. Er beläuft sich für das Land auf 20,9 Milliarden Euro, für den Kreis Euskirchen auf 239,1 Millionen Euro. Ermittelt wurde auch, was sich die Ehrenamtler wünschen. Ganz oben stehen die Mitwirkung am Ehrenamtseinsatz, die Möglichkeit, sich in der Nähe des eigenen Wohnortes zu engagieren, und funktionierende Strukturen.