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Schöffengericht EuskirchenMechernicher Brandstifter muss in eine Entzugsklinik

Lesezeit 3 Minuten
Feuerwehrleute stehen in Mechernich vor und in einem Wohncontainer, der durch einen Brand völlig zerstört worden ist.

Ein Wohncontainer in der Mechernicher Peterheide wurde am 6. März 2022 durch Brandstiftung völlig zerstört. Der Täter stand jetzt vor Gericht.

Das Euskirchener Schöffengericht hat einen Brandstifter aus Mechernich zu 15 Monaten Haft verurteilt. Zuerst muss er in eine Entzugsklinik.

Vor zehn Jahren war bei Stefan P. (Name geändert) erstmals eine Psychose diagnostiziert werden. Mit der Zeit wurde die Krankheit immer schlimmer – und der Mechernicher drogenabhängig. In den zurückliegenden Jahren beging er Straftaten, für die er sich jetzt vor dem Euskirchener Schöffengericht verantworten musste. Es sprach ihn schuldig wegen Brandstiftung, Raub, versuchter Körperverletzung, Beleidigung und Bedrohung.

Das Gericht unter dem Vorsitz von Dr. Wolfgang Schmitz-Jansen verhängte gegen den 41-Jährigen eine Haftstrafe von einem Jahr und drei Monaten. Zunächst jedoch wird er wegen seiner Amphetaminsucht in einer forensischen Klinik untergebracht. Wenn er dort mit Erfolg einen Drogenentzug hinter sich bringt, wird der Vollzug der Freiheitsstrafe zur Bewährung ausgesetzt. Der Entzug sei dringend notwendig, weil die psychotischen Zustände immer dann besonders stark ausgeprägt seien, wenn er Betäubungsmittel konsumiert habe, sagte Schmitz-Jansen.

Mechernicher hatte in der Peterheide Wohncontainer in Brand gesteckt

Am 6. März 2022 hatte Stefan P. in der Mechernicher Peterheide den Wohncontainer in Brand gesteckt, in dem er lebte. Seine Psychose habe damals „neue Formen angenommen“, sagte er vor Gericht. Halluzinationen habe er schon seit Längerem gehabt, damals sei das Gefühl hinzugekommen, „dass mir etwas über Oberlippe und Hals krabbelt“.

Dies habe ihn regelrecht verrückt gemacht, sodass er sich Benzin besorgt habe, um den Wohncontainer anzuzünden, sagte P. Nachdem die Behausung, die ihm die Stadt Mechernich zugewiesen hatte, in Flammen aufgegangen war, riefen Mitarbeiter einer benachbarten Firma die Feuerwehr. Der Container samt Ausstattung war nicht mehr zu retten, den Sachschaden bezifferte die Stadt auf rund 3000 Euro.

Das Benzin stahl der Mechernicher an einer Tankstelle

Einer der Firmenmitarbeiter berichtete als Zeuge, P. habe auf ihn verwirrt gewirkt. Den Container habe er „wegen Kakerlaken“ angezündet, habe P. erzählt. Das Benzin hatte er in einer Tankstelle in einen Kanister gefüllt, ohne zu bezahlen.

Ein Sachverständiger, der den Angeklagten psychiatrisch begutachtet hatte, kam zu dem Ergebnis, dass er die Brandstiftung im Zustand der Schuldunfähigkeit begangen hatte. Auch die Aussage eines Polizisten, der vor Ort gewesen war, und einer Kollegin, die P. im Polizeigewahrsam erlebt hatte, ließen den Schluss zu, dass er sich am Tattag in einem psychischen Ausnahmezustand befand. In der Zelle hatte er aus der Wand Hexen zu ihm sprechen gehört, wie ihn die Beamtin zitierte.

In einer Notunterkunft in Mechernich attackierte Stefan P. eine Betreuerin

In das Urteil flossen auch Straftaten vom 28. November 2021 ein. Damals hatte sich P. in einer städtischen Notunterkunft auf einer Matratze vor einen geöffneten Backofen gelegt, weil ihm kalt war. Gegenüber einer ehrenamtlichen Betreuerin, die Flüchtlinge besuchen wollte, wurde er ausfällig. Er bedrohte und beleidigte sie und warf - allerdings ohne sie zu treffen - einen Stuhl und einen Campingtisch nach der Frau.

Am 14. Juli 2022 stahl er mehrere Flaschen mit Getränken aus dem Kühlschrank eines Bistros im Kommerner Mühlenpark. Dabei stieß er eine Mitarbeiterin leicht zur Seite, was ihm eine Verurteilung wegen Raubes einbrachte. Er habe einen aggressiven Ton angeschlagen, aber derart genuschelt, dass er kaum zu verstehen gewesen sei, sagte die Frau, die als eine von neun Zeuginnen und Zeugen aussagte.

Stefan P. erklärte, „das Ordnungsamt“ habe in seiner Unterkunft „das Wasser abgestellt, sodass ich wochenlang Wasser aus dem Bach getrunken habe“. Schließlich sei er völlig verzweifelt gewesen: „Weil ich Krämpfe hatte, hatte ich das Gefühl, dass ich Mineralstoffe brauche.“ Deshalb habe er sich Sprudelwasser verschafft.