Ana Mirabela Dina aus Kommern ist als Konzertpianistin weltweit erfolgreich - und lebt damit den Traum ihrer Mutter.
Traum der Mutter verwirklichtAusnahmepianistin lebt in Kommern und liebt die Eifel
Kommt man zu Ana Mirabela Dina nach Hause, wird man erst einmal stürmisch von Jacques begrüßt. Der zweijährige Mischlingshund ist Teil ihrer lebhaften, fröhlichen und warmherzigen Familie, die seit 2003 in Kommern wohnt. In der Küche gibt es sogleich einen guten Kaffee und einen freien Blick auf den Steinway-Flügel im kunterbunten Wohnzimmer.
An den Wänden hängen Originalbilder verschiedener Künstler, zu denen die Pianistin jeweils eine persönliche Geschichte erzählen kann. Kunst steckt in jedem Winkel des Hauses und prägt seit jeher ihr Leben. Ana Mirabela Dina wurde 1976 im rumänischen Craiova geboren. Ihr Vater war Professor für Agrarwissenschaften, die Mutter Geigerin und Kammermusiklehrerin. Diese träumte selbst von einer Karriere als Pianistin, doch ihre Eltern konnten ihr das nicht ermöglichen. Deshalb die Geige. „Ich lebe den Traum meiner Mutter“, erklärt Dina.
Erster Klavierunterricht im Alter von vier Jahren
Im Alter von vier Jahren bekam sie ihren ersten Klavierunterricht und bewies schnell ihr außergewöhnliches Talent. Als sie zehn war, gab sie ihr Debüt mit dem Staatsphilharmonischen Orchester Craiova. Das war der Start für eine rege Konzerttätigkeit, die bis heute anhält.
Nach der politischen Wende in ihrer Heimat eröffnete sich für die Pianistin die ganze Welt. Konzertreisen führten sie nach Großbritannien, Italien, Frankreich, Deutschland und in die USA. 1995 ging sie nach Köln und begann an der Musikhochschule ihr Klavierstudium bei Prof. Karin Merle.
Während des Studiums beschlichen sie Zweifel. „Ich habe meinen Lebensweg nie selbst bestimmt, dachte ich damals. Ich war ein braves Kind und habe gemacht, was meine Mutter von mir erwartete. Ich wurde in einem kommunistischen Regime geboren; man war gezwungen, sich einzuschränken, zu fokussieren und Leistungen zu bringen. Durch Leistungen in der Kunst oder im Sport hat man sich ein Stück Freiheit verdient.“
Bruder Alexandru Dina ist Maler und lebt in Prag
Ihr Bruder Alexandru Dina ist Maler und lebt heute mit seiner Familie in Prag. Schon lange ist Ana Mirabela Dina sehr glücklich, dass alles so gekommen ist. „Ich habe realisiert, dass alles so kommen sollte, wie es schließlich kam, und bin mir dessen bewusst, dass ich es womöglich dadurch leichter hatte, dass meine Mutter für mich entschieden hat. Es tut mir leid heute für die jungen Leute, die nicht wissen, wo es hingehen soll. Wenn einem alle Möglichkeiten offenstehen, kann es manchmal schwierig sein, sich zu orientieren.“
Beruflich baute sich Dina ihre Karriere nach und nach kontinuierlich auf. Rasanter verhielt es sich im Privatleben. Über einen Freund in Köln lernte sie Dan Lupu kennen. Er war Solo-Cellist im WDR-Rundfunkorchester. Die Pianistin war damals 17 Jahre alt und verliebte sich Hals über Kopf in den 25 Jahre älteren Mann. „Ich wusste, er ist der Vater meiner zukünftigen Kinder.“
Die beiden zogen schnell zusammen und heirateten. In ihrer Kölner Zeit wurde Sohn Leandro geboren. Doch wie kommt die Familie nach Kommern? „Zwei Musiker und ein Kind sind in Köln wohntechnisch schwer unterzubringen“, berichtet Ana Mirabela Dina. 1999 spielte sie in Floisdorf ein Konzert.
Im Publikum saß Martha Kerßenboom, damals schon 92 Jahre alt und wohnhaft in Kommern. „Die alte Dame war eine große Musikliebhaberin, kannte eine Menge Künstler und umgab sich gerne mit ihnen. Sie hatte zu Hause einen Steinway.“
Die beiden kamen in Kontakt. Martha Kerßenboom lud Ana Mirabela Dina zu sich nach Hause ein, und sie durfte dort auf ihrem Flügel spielen. Und das nicht nur einmal. Von 1999 bis 2003 fuhr Dina einmal wöchentlich zu ihr. Sie freute sich über das Angebot, denn die Übungsbedingungen in Köln waren schwierig.
„Ich kannte die Eifel gar nicht“, erinnert sich die Künstlerin. Ihren ersten Besuch machte sie im Winter. „Ich kam am Bahnhof an und nahm mir ein Taxi. Ich dachte, ich bin im Paradies hier. Es hatte geschneit, es war wirklich wie im Märchen.“ Eines Tages wurde in Kerßenbooms Nachbarschaft ein Haus frei, und die Familie Dina/Lupu zog nach Kommern. 2006 kam der zweite Sohn Alexis zur Welt.
Kinder sind in der Eifel zu Hause und gehen in Bad Münstereifel zur Schule
Die Kinder wuchsen in Kommern auf und gingen in Bad Münstereifel auf das St.-Michael-Gymnasium, wo Alexis noch immer Schüler ist. Die Nähe zu Martha Kerßenboom bereicherte noch einige Jahre das Leben in der Eifel. „Sie wurde 105 Jahre alt.“
Seit Oktober 2017 ist Ana Mirabela Dina Professorin an der Musikhochschule Würzburg. „Die ersten Jahre hatte ich das Gefühl, zwei Leben zu leben. Die Studenten und Kollegen sind auch Familie.“ „Pseudo-schizophren, sich zweiteilen zu müssen“ nennt sie das heute. Anfangs war es schwer, doch sie wusste ihre Kinder zu Hause gut versorgt durch ihren Mann Dan Lupu, der bereits im Ruhestand war. Sie teilte die Woche zwischen Würzburg und Kommern auf, was sie als sehr kräftezehrend beschreibt. Dann kam Corona.
„Online-Unterricht im Musikbereich geht gar nicht!“ Die unzulängliche Tonqualität der Übertragung ließ Ana Mirabela Dina nach anderen Lösungen suchen. Letztlich machten ihre Studenten Aufnahmen von ihrem Klavierspiel und schickten sie zur Professorin. Doch die Zeit hatte auch etwas Gutes: „Ich habe meinen Lebensrhythmus verändert. Die Aufenthalte an den zwei Orten sind länger, und mein Mann kommt länger mal nach Würzburg.“
Auch im Ulraub keine Pause vom Klavierspielen
Im Moment gönnt sich Ana Mirabela Dina eine kleine Verschnaufpause bezüglich der Konzerte. Das Frühjahr war voll mit Auftritten, viele Kammermusikprojekte führten sie kreuz und quer durch Deutschland, aber auch in ihre Heimat Rumänien.
Zurzeit konzentriert sie sich auf ihre Arbeit in Würzburg, freut sich über ihre volle Klavierklasse und ihre Arbeit als Fachgruppen-Sprecherin, die mit etlichen organisatorischen Aufgaben verbunden ist. Und natürlich steht der Sommerurlaub mit ihrer Familie in Südfrankreich an. Eine Pause vom Klavierspielen ist das natürlich nicht.
An den Tasten ist Johannes Brahms ihr Lieblingskomponist. Mit ihm empfindet sie eine Liebe auf Gegenseitigkeit. Außerdem mag sie die Klangwelt von Joseph Haydn, Maurice Ravel und Dmitri Schostakowitsch und fühlt sich auf eine besondere Art mit der Musik von Franz Schubert verbunden, der am gleichen Tag Geburtstag hat wie sie.