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Monschauer FestivalnachtHöhner und Junge Sinfonie Köln sprengen musikalische Grenzen

Lesezeit 3 Minuten

Die Höhner und die Junge Sinfonie Köln begründeten an diesem Abend eine Tradition: „Wenn etwas vier Mal stattgefunden hat, ist das im Rheinland so“, hatte Höhner-Sänger Henning Krautmacher schon vor Konzertbeginn festgestellt.

  1. Das war eine der Monschauer Festivalnächte, von denen es nicht viele gibt.
  2. Die Höhner und die Junge Sinfonie Köln begeisterten die Fans beim ausverkauften „Höhner meets Classic“-Konzert auf der Burg – dem inzwischen vierten.

Monschau – Höhner-Sänger Henning Krautmacher strahlte schon kurz vor dem Auftritt über die Spitzen seines markanten Schnäuzers in die Abendsonne: „Es regnet nicht in Strömen, die Sonne strömt in Strömen.“ Was sollte da noch schief gehen?

Ein Hüne von einen Mann

Das war nämlich in den vergangenen vier Jahren anders, wie sich Krautmacher erinnerte: „Nebel, Kälte und eben strömender Regen, die Zuschauer zusammengekuschelt unter den Regencapes. Ich hatte das Gefühl, je schlechter das Wetter war, umso mehr rückten die Zuschauer zusammen.“

Gemessenen Schrittes betrat wenige Minuten später Sebastian Hässy, ein Hüne von einen Mann, das Dirigentenpult vor seinem 62-köpfigen Orchester, der Jungen Sinfonie Köln. Ein kleines Vorspiel, dann der Aufritt der Höhner. „Schön, dat du do bes“ hieß es zur Begrüßung – und sofort hatte das Sextett die Fans auf seiner Seite.

Der Dirigent der Jungen Sinfonie Köln: Sebastian Hässy.

Auch dieses „Höhner meets Classic“ war innerhalb weniger Tage ausverkauft. Das Publikum, im Schnitt deutlich Ü 60, bestand dabei zu Teilen aus „Wiederholungstätern“. Walter und Marion Behrendt aus Roetgen waren beispielsweise zum dritten Mal dabei. „Wir hören beide gerne Klassik“, erklärte Marion Behrendt: „Eigentlich ist die Mischung aus Unterhaltungs- oder Popmusik und Klassik nicht unsere Sache. Aber in diesem Setting geht es.“

So wie den beiden ging es manchen der Besucher: Man schätzt entweder die kölschen Töne oder das ernste Fach. Das Zusammenspiel ist für Puristen eigentlich gewöhnungsbedürftig. Bei „Heroica“, einer Eigenkomposition von Dirigent Hässy, wurde den Vertretern der Trennung von E- und U-Musik Einiges abverlangt. Hässy hat im Nachlass seines Vaters, der Komponist war, 30 Takte einer munteren Collage aus bekannten Melodien aller möglichen Spielarten gefunden und das Angefangene zu einem Potpourri aus 44 „Greatest Hits“ vervollständigt. Da traf dann „Oh Tannenbaum“ auf den „Sultan“ der Höhner, dessen Karawane weiterzieht, vorbei am Fuchs, der die Gans gestohlen hat, dem berühmten Auftakt der 9. Sinfonie Beethovens und Antonín Dvořáks Schlussmelodie seiner Sinfonie „Aus der Neuen Welt“.

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Wer’s mag. Die mehr als 1100 Zuschauer mochten es. Sie dankten mit stehend dargebotenen Applaus – darunter auch eine siebenköpfige Gruppe aus Vosssenack und Raffelsbrand (Gemeinde Hürtgenwald). „Wir haben die Melodien erkannt, genossen oder nur die Titel geschätzt“, so Michael Klehr in der Konzertpause. Er hat bisher alle „Höhner meets Classic“-Konzerte auf der Monschauer Burg besucht.

Auch diese Clique aus Vossenack freute sich über den Sommerabend mit ihrer Lieblingsband und der Jungen Sinfonie.

Die Melodien der Kölsch-Musiker profitieren dabei eindeutig von den Orchesterarrangements. Das Zusammenspiel bringt Klangfülle, eine Anreicherung musikalischer Effekte, und macht die Songs bedeutsam. Auf diese Weise aufgeladen wirkt zum Beispiel „Dä kölsche Pass“ wie eine kleine Sinfonie. Die Texte werden allerdings von der Überinstrumentierung fast erdrückt – etwa beim Lied „Wann jeiht dr Himmel widder op?“, das von der Ausgrenzung eines Obdachlosen in der Stadt handelt. Dass der Abend den großen Komponisten der Musikgeschichte gewidmet war, hatte „Heroica“ von Sebastian Hässy angedeutet.

Auch den Beatles wurde gehuldigt: Fast a cappella, lediglich begleitet von den Klängen einer Harfe, sangen die Höhner „Because“. John Lennon hatte Beethovens Mondscheinsonate in Notierung der Noten in umgekehrter Reihenfolge adaptiert. Das Original spielte Höhner-Pianist Micki Schläger zuvor mit der Jungen Sinfonie. Auch eine solche Kombination war eine der vielen Überraschungen, die das Programm so abwechslungsreich machten.

Wiederkehr fast selbstverständlich

Zwischen musikalischen Würdigungen von Klassikern wie Jacques Offenbach aus Köln, dessen 200. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird, oder dem im kommenden Jahr anstehenden 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens durch das Orchester, spielten die Höhner und die Junge Sinfonie ihre eigenen „Klassiker“. Zu viel Karneval erklang an diesem Abend allerdings nicht.

Nach mehr als drei Stunden verabschiedeten sich die Musiker von ihrem begeisterten Publikum. Und da „vier Mal im Rheinland ja Tradition ist“, wie Krautmacher feststellte, ist die Wiederkehr im kommenden Jahr eigentlich selbstverständlich.