Das hat System. Und es ist inzwischen eine Art Tradition in Nettersheim. Schon in den 1980er-Jahren entwickelte der damalige Gemeindedirektor Hermann-Josef Mießeler die Idee, bei der Entwicklung seiner Gemeinde auf die Vorteile Nettersheims zu bauen. Fossilien, die Relikte aus der Römerzeit und die Natur waren die Schwerpunkte, auf denen das seinerzeit entwickelte Projekt fußte.

Erstes sichtbares Ergebnis dafür war das Naturzentrum, das vor inzwischen 35 Jahren eingeweiht wurde. Angebote aus dem natürlichen Schatz der Gemeinde entwickeln, die Menschen nach Nettersheim locken – noch immer sind die Möglichkeiten, die dieses Konzept bietet, nicht ausgereizt. Denn mit dem Programm „Fitnessstudio Natur“ haben Bürgermeister Norbert Crump und sein Team die Schraube noch eine Umdrehung weitergedreht.

Das Fitnessstudio Natur wurde mithilfe von Fördermitteln aufgebaut

Nicht ganz unschuldig daran ist zum anderen die Virtuosität, mit der die Nettersheimer seit vielen Jahren die Möglichkeiten der diversen Förderprogramme von Bund, Land und Europäischer Union nutzen. So konnte auch mit „Fitnessstudio Natur“ die touristische Infrastruktur der Gemeinde mit einigen besonders kinder- und familienfreundlichen Angeboten bereichert werden. Nun stellten die Verantwortlichen eines der Ergebnisse vor: ein Abenteuerspielplatz auf dem Erlebnispfad, direkt hinter dem Eifelhaus.

Den Anblick kennt man eigentlich mehr aus Schwimmbädern: Edelstahlrutschen, die den Benutzer mit mehreren Kurven flott den Berg hinabbefördern. Dass die schon in Benutzung waren, machten die Fußstapfen in dem noch etwas matschigen Untergrund deutlich. „Die Jugendlichen haben den Edelstahl schon blank poliert, so dass die hier richtig rutschen konnten“, sagte Ulrike Keuer, Landschaftsarchitektin in Diensten der Gemeinde. Viele Spielplätze in den elf Ortsteilen tragen mittlerweile ihre Handschrift.

Auf das Gelände am Erlebnispfad schaute sie so zufrieden, als habe sie gerade den Plan für einen raffinierten Bankraub ausbaldowert. Denn beim Rutschen soll es nicht bleiben. Schließlich müssten die Kinder erst einmal über die Steine den Abhang hochklettern, bevor es runtergehe, sagte sie. „Der Aufstieg ist eine Herausforderung“, so Keuer.

Nettersheim bietet Kindern ein Abenteuer- und Spielparadies

Aber das eigentliche Abenteuer liege dahinter. Der tiefere Sinn des Aufbaus sei nämlich, die Kinder und Jugendlichen nicht auf dem Spielplatz zu halten, sondern sie in den angrenzenden Wald zu holen, wo das wahre Abenteuer- und Spielparadies locke. „Wenn sie ein paar Mal auf der Rutsche waren, wird ihnen langweilig, und dann gucken sie, was noch in der Umgebung ist. Sie gehen auf die Balancierseile, und schon stehen sie am Waldrand“, beschreibt sie den Grundgedanken der Planung. Was nicht weniger ist, als die Idee des „Fitnessstudios Natur“: in der Natur Sport treiben und in Bewegung kommen. „Das Spannende ist, durch den Wald zu rennen, aber das kennen viele nicht mehr“, sagte Keuer.

Digitalisierung

Kinder können in Nettersheim mit dem Handy auf eine Forschungsreise gehen

Von

Stephan Everling

Merken

Vor allem auf den Zentralort Nettersheim konzentrieren sich die neu geschaffenen Angebote. Doch damit soll noch nicht Schluss sein, kündigte Crump an. Das Programm solle nämlich nicht auf diesen einen Ort beschränkt bleiben – es soll für die ganze Gemeinde etwas dabei sein. „Wir werden keinen Ort vergessen“, sagte er. Mit dem Generationenpark in Marmagen und den Spielplätzen in Tondorf, Buir und Zingsheim seien bereits einige Projekte in Angriff genommen worden. „Im nächsten Jahr gehen wir die Schulhöfe an“, warf er den Blick in die Zukunft. Dazu solle der Fachbeirat, mit dem die Gemeindeverwaltung das Programm entwickelt habe, noch einmal zusammengerufen werden.

„Es geht darum, den Breitensport in den öffentlichen Raum zu bringen“, beschrieb Keuer die Richtung. Deshalb sollten auch die Sportvereine in der Gemeinde einbezogen werden, erläuterte Uschi Mießeler, die das Programm betreut. „Über den Gemeindesportbund sollen die Vereine angefragt werden, wie sie sich in das Programm einbringen wollen“, erklärte sie.

Fitnessstudio Natur

Rund 1,4 Millionen Euro wurden für das Programm „Fitnessstudio Natur“, begleitet von einem Fachbeirat, investiert. Davon wurden 90 Prozent vom Land NRW gefördert. Zur Ausarbeitung des Programms wurde ein Fachbeirat ins Leben gerufen. Prof. Dr. Ingo Froböse von der Sporthochschule Köln, Iris Poth von der Nordeifel Tourismus GmbH und Markus Strauch vom Kreissportbund entwickelten mit Bürgermeister Norbert Crump, den Nettersheimer Touristikern, Zukunftsbüro, Naturzentrum und dem Kloster Nettersheim das Konzept.

Neu gebaut wurden der Waldspielplatz, ein Duftgarten am Kloster, die Spielanlage auf Pfaffenbenden mit dem Römerkastell, der Abenteuerspielplatz am Erlebnispfad und der Pumptrack am Sportzentrum, der derzeit entsteht. „Bis zum Jahresende soll der Bau abgeschlossen sein“, so Crump.

Das Konzept erschöpft sich darin jedoch noch nicht. Denn hinter den neuen Einrichtungen steht ein didaktisches Konzept, das sich auf fast alle Angebote in der Gemeinde erstreckt. So gehört auch „Sport im Park“ dazu, das in jedem Jahr auf Pfaffenbenden durchgeführt wird. Der „Löwenzahn-Erlebnispfad“, der in erster Linie für Familien konzipiert ist, wurde um verschiedene Bewegungsstationen ergänzt. Auch die Programme „Wanderparadies Nettersheim“ und „Fahrradwelt Nettersheim“ finden sich nun unter dem Schirm von „Fitnessstudio Natur“ wieder.