AboAbonnieren

High Speed für 40.000 HaushalteGlasfaseranschluss wird nach der Flut ausgebaut

Lesezeit 3 Minuten

Die Leerrohre liegen bereit: Über den Ausbau des Glasfasernetzes informierten Gerd Wolter (2.v.r.) von der Telekom und seine Kollegen und Kolleginnen im Beisein von Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings (l.) und Wirtschaftsförderin Bianka Renn (r.).

Schleiden-Gemünd – „Kupferkabel und Hochwasser vertragen sich nun mal nicht. Wir befürchten Schäden durch Korrosion, die auch nach Monaten oder Jahren auftreten können“, erklärte Gerd Wolter von der Deutschen Telekom Technik GmbH. Deshalb wird das Unternehmen sein zerstörtes Kupfernetz in den Hochwassergebieten durch deutlich schnellere Glasfaserverbindungen ersetzen. Rund 3900 Haushalte im Schleidener Tal und 1000 in Kall werden mit der neuen Technik versorgt. Dabei wird der Anschluss direkt bis in die Gebäude verlegt. Der Ausbau soll rund ein Jahr dauern. Die alte Betriebsstelle Gemünd der Telekom hinter der alten Post wird abgerissen und die Versorgung über Kall gesichert.

Die alte Technik in der Betriebsstelle wurde durch die Flut zerstört. An den Wänden ist noch zu sehen, wie hoch das Wasser gestanden hat.

Die Infrastruktur in den Flutgebieten ist nach Angaben der Telekom in den besonders betroffenen Kommunen so massiv zerstört, das Zwischenlösungen geschaffen werden mussten, um die Menschen mit Telefon und Internet zu versorgen. „In Gemünd wurde beispielsweise ein mobiler Funkmast auf dem Marienplatz aufgestellt, um die Mobilfunkkapazität zu erhöhen. Die Technik der ehemaligen Betriebsstelle ist derzeit in mehreren Anhängern untergebracht, die an der alten Post stehen“, sagte Wolter.

„Glasfaser ist das Modernste überhaupt“

Der Ausbau des Glasfasernetzes hat nach Angaben der Telekom Ende Oktober begonnen. Insgesamt werden im Kreis Euskirchen rund 40 000 Haushalte an das neue Netz angeschlossen. Die Verbindung zwischen Kall und Gemünd ist laut Wolter schon so gut wie fertig. Im Schleidener Stadtgebiet werden 41 Glasfaserverteiler, 50 Kilometer Leitungstrasse und etwa 500 Kilometer Kabel verlegt. „Ich hoffe, dass wir Weihnachten die ersten Anschlüsse fertigstellen können“, meinte Wolter. Die neu angeschlossenen Haushalte würden dann auch zügig umgestellt und das alte Kupfernetz Zug um Zug abgeschaltet.

„Glasfaser ist das Modernste überhaupt. Mehr geht nicht“, betonte der Mitarbeiter der Technik GmbH. Die Leerrohre für die neuen Leitungen mit verschiedenen Durchmessern liegen hinter der alten Post bereit. „Darin wird die Glasfaser nach dem Verlegen eingeblasen“, erläuterte Wolter das Prozedere. Es gebe Überlegungen, den Ausbau auch auf nicht von der Flut betroffene Gebiete wie zum Beispiel dem Salzberg auszudehnen.

Kosten sind aktuell niederiger

In der Urftseestraße sind nach Angaben von Wolter bereits die ersten 50 Haushalte ans Glasfasernetz angeschlossen worden. Im Normalfall koste ein Anschluss die Telekom rund 2000 Euro. Jetzt seien die Kosten etwas niedriger, weil beispielsweise die Gräben für die Leitungen schon offen seien. Die Häuser und anderen Gebäude würden auch ohne Erteilung eines Auftrags angeschlossen.

Die Kunden haben den Vorteil, dass sie den Glasfaseranschluss, der sonst 799 Euro kostet, kostenlos erhalten. Auch an den monatlichen Gebühren ändert sich laut Telekom nichts, wenn der gleiche Tarif gewählt wird. Im Internet könne man sich registrieren lassen und dort auch schon eine Tarifoption wählen. „Die Registrierung ist auch deshalb sinnvoll, weil zahlreiche Menschen zurzeit nicht in ihren Häusern wohnen und die Gebäude leer stehen“, sagte Wolter. „Wichtig ist, dass die Menschen beim Wiederaufbau ihrer Gebäude und Wohnungen keine Kupferleitungen in die Räume verlegen, sondern nur Leerrohre“, so der Telekom-Mitarbeiter.

Wichtiger Beitrag zum Wiederaufbau

Der Netzausbau erfolge in enger Abstimmung mit den Kommunen und den jeweiligen Versorgungsträgern. Das neue Netz sei wettbewerbsoffen. Kunden hätten nach Abschluss der Arbeiten die freie Anbieterwahl.

„Das ist eine Riesenchance, ein echter Quantensprung“, freute sich Bürgermeister Ingo Pfennings. Die neuen Leitungen jetzt zu verlegen, sei sinnvoll, weil ohnehin überall gebaggert werde. Die Telekom leiste mit dem Netzausbau einen wichtigen Beitrag zum Wiederaufbau.