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Indoktriniert und drangsaliertAusstellung in Vogelsang zeigt die Jugend in der NS-Zeit

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Jungen in HJ-Uniformen stehen vor einem großen Schaukasten.

Mitglieder der Hitlerjugend stehen vor dem Stürmer-Kasten an der Gemünder Volksschule.

Eine neue Sonderausstellung über die Situation junger Menschen der Region während der NS-Zeit wurde in Vogelsang eröffnet.

Lange, so Thomas Kreyes, habe man über einen möglichen Titel für die Ausstellung diskutiert. Am Ende habe man sich dann für „Auch du gehörst dem Führer“, weil der Slogan am markantesten den Anspruch des NS-Staates zeige, sagte der Geschäftsführer von Vogelsang IP.

Zur Eröffnung der Ausstellung über die Kinder- und Jugendzeit in der Region zwischen 1918 und 1945 konnte Kreyes die NRW-Staatssekretärin für Kultur und Wissenschaft, Gonca Türkeli-Dehnert, und Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings begrüßen.

Thomas Kreyes (v.l.), Marc Meyer und Gonca Türkeli-Dehnert stehen vor einer Ausstellungsvitrine.

Kurator Marc Meyer (M.) erläuterte Thomas Kreyes und Gonca Türkeli-Dehnert die Ausstellungsinhalte.

„Das ist unsere erste eigene Ausstellung, die wir präsentieren“, betonte der Geschäftsführer. Sie sei bereits am Freitag aufgebaut und am Wochenende schon von vielen Besuchern besichtigt worden. „Die Jahrgänge von etwa 1920 bis Anfang der 30er-Jahre hatten keine normale Jugend. Sie wurden vereinnahmt und drangsaliert“, so Kreyes.

Er hoffe, dass möglichst viele Klassen die Ausstellung besuchen und die Schüler sich fragen, wie es wohl gewesen wäre, wenn sie 100 Jahre früher geboren worden wären. Abschließend warb der Geschäftsführer für das interessante Rahmenprogramm mit Vorträgen und dem Film „Napola – Elite für den Führer“, der am 26. November gezeigt wird.

Ausstellung in Vogelsang stellt auch Bezüge zur heutigen Zeit her

„Die Nationalsozialisten wussten genau, dass Kinder und Jugendliche die Zukunft einer Gesellschaft sind“, betonte Türkeli-Dehnert. Deshalb sei die Jugend in der Schule und im Freizeitbereich systematisch indoktriniert worden. „Die Individualität wurde für die Schaffung einer Volksgemeinschaft gebrochen“, so die Staatssekretärin. Wie wirksam die Methoden waren, habe sie selbst feststellen müssen: „Ich hatte einen älteren Fahrlehrer, der mir immer wieder erzählt hat, wie toll die Zeit in der Hitlerjugend gewesen sei.“

Die Ausstellung sei kein einfacher Blick zurück, sondern stelle Bezüge zum Alltag der Kinder und Jugendlichen von heute her. „Jeder Einzelne muss für unsere Grundwerte eintreten“, forderte die Staatssekretärin.

Vogelsang ist in NRW einer der besucherstärksten Erinnerungsorte

Vogelsang sei einer der größten und besucherstärksten Erinnerungsorte im Land Nordrhein-Westfalen: „Es ist ein Schatz, der weiter entwickelt werden muss.“

Landrat Markus Ramers, der einen Paralleltermin hatte, stellte in seiner Videobotschaft fest: „Die Jugend sollte ganz der NS-Ideologie folgen und Kanonenfutter für den Führer sein.“ Die Zeit damals sei von großen Umbrüchen gekennzeichnet gewesen. Das sei nicht vergleichbar mit heute. Die Ausstellung mache deutlich, wie wichtig es sei, die Jugend zu selbstbewussten und kritischen Menschen zu erziehen.

Kurator Meyer hob hervor, dass längst nicht alle bei der Hitlerjugend oder dem Bund Deutscher Mädel mitmachen durften: „Juden, Menschen mit Behinderungen und viele andere wurden ausgeschlossen.“ In der NS-Ideologie seien Jungen und Mädchen nur künftige Soldaten und Mütter gewesen.

Ziel der Erziehung sei es gewesen, die NS-Haltung durch Erlebnisse zu vermitteln. Weil trotzdem Jugendliche nicht mitgemacht hätten, habe es 1936 eine Werbekampagne für die Hitlerjugend gegeben. Einige HJ-Führer seien sehr radikal gewesen: „In Bad Münstereifel hat eine Einheit die katholischen Jugendheime überfallen und deren Fahnen durch Hakenkreuzfahnen ersetzt.“