Holzmarkt in der EifelWeiterer Schritt bei Umgestaltung der Forstwirtschaft geschafft
Kreis Euskirchen/Schleiden – Eigentlich hätten die Champagnerkorken knallen müssen. Denn mit dem Leistungsvertrag, der im Schleidener Rathaus unterschrieben wurde, ist ein weiterer Schritt im langwierigen Prozess der Umgestaltung der Forstwirtschaft im Kreis genommen worden. Christoph Böltz, Leiter des Regionalforstamtes Hocheifel und Zülpicher Börde, und Karl-Heinz Niemeyer, Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Nordeifel, setzten ihre Unterschrift unter einen Vertrag, der immerhin einen Umfang von 835.000 Euro in fünf Jahren hat.
Von der Öffentlichkeit fast unbemerkt, sind die Strukturen in der Forstwirtschaft in NRW in den vergangenen drei Jahren völlig verändert worden. Gleich zwei wesentliche Merkmale des bisher praktizierten Wirtschaftsprozesses wurden verändert.
Die Vermarktung
Mit einem Verfahren gegen das Land Baden-Württemberg brachte das Bundeskartellamt den Stein ins Rollen. Bis dahin waren es die Regionalforstämter des Landesbetriebs Wald und Holz NRW, die das Gros der Vermarktung der geernteten Holzmengen im Land übernommen hatten. Allerdings hatte das Kartellamt das nicht als Staatsaufgabe angesehen und darauf bestanden, dass die Behörde den Holzverkauf einstellt und den Markt der freien Wirtschaft überlässt.
Um weiterhin den Waldbesitzern in der Eifel den Absatz ihres Holzes zu gewährleisten, schlossen sich 2019 mehrere Forstbetriebsgemeinschaften zur Forstwirtschaftlichen Vereinigung zusammen. Als wirtschaftlich handelnde Tochter wurde das Holzkontor Nordeifel gegründet, das 2020 seine Tätigkeit aufnahm und nun die Verkaufsverhandlungen mit den Sägewerksbetreibern übernimmt.
Die indirekte Förderung
Auch die EU hatte gegen die in Deutschland praktizierte Holzwirtschaft Bedenken. Den Brüsseler Wettbewerbshütern stieß allerdings die indirekte Förderung der Beförsterung in den deutschen Wäldern auf. Dabei wurden Maßnahmen wie Pflanzen, Auszeichnungen oder Aufmaß, wenn sie von den Förstern der Landesbetriebs durchgeführt wurden, verbilligt angeboten. Um einen fairen Wettbewerb zu gewährleisten, müsste diese Art der Subventionierung allerdings durch eine direkte Förderung ersetzt werden, so die Maßgaben aus Brüssel.
Seit Jahresanfang müssen nun Rechnungen, die das Regionalforstamt den FBG für seine Beförsterung stellt, dem Landesbetrieb zur Erstattung vorgelegt werden. 80 Prozent der Kosten werden vom Land bezuschusst.
Der Vertrag
Auch wenn sich die Strukturen des Holzmarktes komplett geändert haben, ist das Regionalforstamt immer noch der größte Leistungsanbieter im Kreis. „Mit diesem Vertrag sind 90 Prozent der vom Regionalforstamt betreuten Fläche in der direkten Förderung angekommen“, so Böltz. Dabei habe das Regionalforstamt mit allen großen FBG Leistungsverträge abgeschlossen. Lediglich die in Vettweiß und Nideggen, die allerdings zusammen nicht einmal 1000 Hektar aufweisen, seien noch in Vorbereitung eines Zusammenschlusses, der Ende Februar erfolgen soll. Die bisher praktizierten Reviere könnten beibehalten werden. „Damit haben wir Sicherheit für unsere Mitarbeiter“, so Böltz.
Die Förderung
Kompliziert sei die Abwicklung, wenn die Rechnungen des Regionalforstamtes eingetroffen sei. so Klaus Blakowski, Geschäftsführer der FBG Nordeifel. Denn wenn diese zur Förderung eingereicht werden, werde genau geprüft, „bis hinunter zum Flurstück, auf dem gearbeitet wurde“, so Blakowski. Die eingehende Förderung werde intern mit den Waldbesitzern abgewickelt: „Wir müssen erst einmal warten, bis die Mittel kommen, deshalb ist eine Zwischenfinanzierung notwendig.“ Es müssten nun Erfahrungen mit dem neuen Prozedere gemacht werden.
Waldbewirtschaftung
Die FBG Nordeifel
404 Mitglieder hat die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Nordeifel aktuell und verwaltet rund 3800 Hektar Fläche. Damit habe die FBG einen großen Wachstumsschritt gemacht, sagt der Vorsitzende Karl-Heinz Niemeyer: „Die meisten Mitglieder kommen aus den Kommunen Schleiden, Kall und Heimbach.“
Probleme bereitete dagegen der Versuch der Gemeinden Kall und Hellenthal, Mitglied der FBG zu werden. Denn während Kall mit einem Teil seiner Waldflächen Mitglied werden konnte, wurde dieses Hellenthal vonseiten des Landesbetriebs Wald und Holz verwehrt.
„Der Grund liegt darin, dass bei Hellenthal der gemeindliche Waldanteil mit über 900 Hektar zu groß ist“, erläutert Blakowski. Es sei zwar in den Richtlinien keine Größe festgeschrieben, doch der Landesbetrieb wolle die Mitgliedschaft waldreicher Kommunen in FBGs nicht akzeptieren. „Wir waren soweit, gegen den Landesbetrieb vor das Verwaltungsgericht zu gehen“, teilte er mit. Allerdings habe sich die Situation entspannt, da Hellenthal unter die De-Minimis-Regel der EU gefallen sei, die besagt, dass in drei Jahren nicht mehr als 200000 Euro Förderung gezahlt werden dürfen. „Wir sind dabei aber noch nicht am Ende“, stellte Blakowski klar.
Mit Hellenthal sei mittlerweile ein eigener Beförsterungsvertrag geschlossen worden, sagte Thomas Maur vom Regionalforstamt. Die Situation mit der Gemeinde Kall habe sich anders dargestellt, da die Splitterflächen in Gemeindebesitz sich gut mit den Flächen der FBG ergänzten. Über die restlichen Flächen in Größe eines Eigenjagdbezirkes von 75 Hektar sei ein Leistungsvertrag mit der Gemeinde geschlossen worden. (sev)
Zwischen sechs und acht Wochen könnten die Zahlungen dauern, die von der Landwirtschaftskammer ausgezahlt werden – es könnten aber auch vier bis fünf Monate sein. Hinzu kommen steuerliche Herausforderungen. „Seit dem 1. Januar 2022 sind wir ein regelbesteuerter Betrieb“, so Blakowski. Bisher habe keine Umsatzsteuer gezahlt werden müssen, nun werde die FBG Nordeifel bilanzierungspflichtig. Bereits seit 2017 werde die FBG von einem Steuerberater unterstützt. „Wir sind gut aufgestellt, aber die Steuerberater müssen sich erst einmal daran gewöhnen“, schildert Blakowski.
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„Die Zukunft liegt nicht im Kleinklein“, prognostiziert Blakowski. Die FBG Nordeifel sei offen, auch personell aufzustocken. „Wir werden nicht so stehenbleiben können“, macht er deutlich. Die durch die Veränderungen notwendigen Investitionen könnten nur durch eine höhere Anzahl von Mitgliedern geleistet werden.