Neun Wagen und eine Reihe von Fußgruppen zogen durch die Schleidener Ortsteile. An der Spitze: ein Traktor mit der Erntekrone.
Viel PublikumErntedankzug in Harperscheid und Schöneseiffen bestach durch Ideenreichtum
Ungebrochen ist das Publikumsinteresse am Erntedankzug in Harperscheid und Schöneseiffen. Dicht säumten die Zuschauer vor allem im Bereich des Harperscheider Dorfsaales den Weg, den die Teilnehmer des Zuges von dem Ortseingang in Harperscheid bis zum Dorfgemeinschaftshaus in Schöneseiffen nahmen. Und die verschiedenen Gruppen, die sich auf den Weg gemacht hatten, hatten sich in diesem Jahr noch mehr als sonst ins Zeug gelegt, um sich und ihren Ort zu repräsentieren.
Mit vielen Ideen, Herzblut und jeder Menge Naturmaterialien hatten die Teilnehmer ihre Fahrzeuge dekoriert. Neun Wagen, dazu diverse Fußgruppen und zwei Musikvereine, bildeten den mit viel Man- und Womanpower aufwendig gestalteten Zug. An der Spitze fuhr, wie aus den Vorjahren gewohnt, ein Traktor mit der Erntekrone, gefolgt vom Tambourcorps Concordia Dreiborn.
Den Zug richtig zu sortieren ist keine ganz einfache Aufgabe
Die Aufgabe, die verschiedenen Teilnehmer halbwegs sinnvoll zu ordnen, war Bianca Gehlen zugefallen. „Ich hatte angeregt, dass die beiden Musikkapellen mit mehr Abstand zueinander unterwegs sein sollten“, berichtete sie. Damit hatte sie prompt das große Los gezogen, für die komplette Zugordnung zu sorgen.
„Ich muss zusehen, dass die Musikkapellen jetzt nicht zu nahe bei Tieren sind, die scheu darauf reagieren könnten“, schilderte Gehlen die Tücken ihrer Aufgabe. Denn am Dorfsaal warteten noch drei Fußgruppen, die sich mit Gänsen sowie einem Ziegenwagen und einem von Hunden gezogenen Bollerwagen in den Zug einreihen sollten.
Mit der Holzschubkarre voller Heu unterwegs
Dabei bildeten nicht nur Harperscheider und Schöneseiffener den Zug. „Wir sind eine Folkloregruppe aus Burg-Reuland in Ostbelgien“, sagte Martin Mareite. Etwa fünfmal pro Jahr seien sie auf verschiedenen Umzügen in der Region unterwegs. Auch in Harperscheid seien sie bereits einmal gewesen. Rund 15 Personen stark sei ihre Gruppe, teilte er mit.
Ihnen angeschlossen hatte sich Heinz Schend aus Gerolstein, der mit einem langen Zweig seine Gänsegruppe über den Zugweg dirigierte. „Ein Bett im Kornfeld“ hatte sich derweil eine Mädelsgruppe aus Schöneseiffen gebaut. Im vergangenen Jahr seien sie zum ersten Mal mitgegangen. Erfahrener war dagegen Herbert Gerhards, der eine Holzschubkarre älteren Baujahrs voller Heu den Berg hochschob und dabei noch diverse landwirtschaftliche Gerätschaften wie Sense oder Holzharke dabei hatte. „Einmal im Jahr hole ich das Zeug zum Lüften aus der Scheune. Das verstaubt ja sonst“, scherzte er.
„Das kommt alles aus meinem Garten“, sagte Peter Pauls und deutete auf den mit Zwiebeln und Kartoffeln beladenen Anhänger, den er mit seinem Deutz, Baujahr 1961, den Berg hochzog. Doch sein Fahrzeug war beileibe nicht das einzige alte Schätzchen. Gerade die Freunde der Oldtimer-Traktoren, die das Publikum freigiebig in Rußwolken hüllten, kamen auf ihre Kosten.
Trecker wurde neu lackiert – wie im Jahr 1958
Nicht zuletzt Familie Hörnchen vom gleichnamigen Autohaus trug dazu bei. Ob Papa Jürgen, Sohn Ronny oder Schwiegertochter Nadine – alles, was ein Lenkrad halten konnte, war im Einsatz. Denn der Senior hatte keine Mühen gescheut und seinen alten Treckern noch eine neue Lackierung verpasst. „Das ist die Originalfarbe, mit der die Deutz-Traktoren im Jahr 1958 lackiert wurden, hat mir der Hersteller gesagt“, berichtete er.
Kräftig qualmte auf dem Wagen der Familie Pauls aus Harperscheid der Holzofen, auf dem Markus Pauls die Zwiebeln für den Zwiebelkuchen anbriet. „Dieses Jahr gab es wenig Äpfel, aber viele Zwiebeln. Da haben wir uns gedacht: Das passt“, sagte er. Das Ergebnis wurde an die Zuschauer verteilt, und auch ein Glas Federweißer durfte dazu nicht fehlen. Auch andere Gruppen hatten Eier, Kuchen oder auch Popcorn dabei, um es an die Besucher auszugeben.
Viel Arbeit hatten die Teilnehmer investiert, um ihre Wagen zu gestalten. Wie die Familien Gehlen und Hermanns, die eine Woche mit ihren zusammen acht Kindern gearbeitet hatten, um den Anhänger in ein Maisfeld zu verwandeln.
In ein Stück Eifelwald hatte eine Freundesclique aus Schöneseiffen ihren Anhänger verwandelt. „Wir haben uns das Thema Pilze ausgedacht, weil wir dieses Jahr ein gutes Pilzjahr hatten“, sagte einer von ihnen im Vorübergehen. Dazu seien noch Waldtiere und Naturmaterialien gekommen. Als Erinnerung an das Erntedankfest wird der Wagen noch zwei Wochen am Ortseingang stehenbleiben.