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LandwirtschaftFreilichtmuseum Kommern zeigt, wie viel nach der Ernte noch zu tun ist

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau und ein Mann in historischer Bekleidung gehen neben einer Ziege, die einen Karren zieht.

Rund 70 Darsteller zeigten am Tag nach der Ernte im Kommerner Freilichtmuseum die Arbeit anno dazumal.

Das Freilichtmuseum Kommern gab Einblicke in die Landwirtschaft und das Handwerk früherer Zeiten. 250 Akteure waren beteiligt.

Sobald die Ernte von den Feldern eingebracht ist, könnte man glauben, der überwiegende Teil der landwirtschaftlichen Arbeit sei erledigt. Auf eindrucksvolle Weise stellten die Akteure des LVR-Freilichtmuseums jedoch ein weiteres Mal unter Beweis, dass in früheren Jahren deutlich mehr Einsatz gefragt war, um die Familie für den bevorstehenden Winter zu versorgen.

„Der Aktionstag nach der Ernte ist wie viele andere Museumsveranstaltungen sehr traditionsbehaftet“, betonte der wissenschaftliche Referent Daniel Manner: „Dabei passt das Angebot dieses Tages perfekt zu den Voraussetzungen, die wir in den einzelnen Baugruppen vorfinden. Wir können überall die zur entsprechenden Zeit angefallenen täglichen Arbeiten abbilden und somit unseren Besuchern mit gespielter Geschichte einen noch tieferen Einblick in das Leben der Menschen damals bieten.“

Mechernich-Kommern: Aktionstag im Museum mit 250 Akteuren

Insgesamt 70 Darsteller ließen in passender Gewandung und im Zusammenspiel mit dutzenden Nutztieren diesen Einblick noch lebendiger wirken. Weitere rund 250 Akteure sorgten zudem hinter den Kulissen für einen reibungslosen Ablauf.

Bereits der zur Mittagszeit durch das Museumsgelände trabende Korso der Kaltblutpferde und Zugochsen zog besonders die Blicke der kleinen Besucher auf sich. „Die sind ja riesig“, staunte der elfjährige Luca und wandte sich mit fragendem Blick an seinen Vater. „Wie kann man die denn überhaupt steuern?“

Doch nicht nur der Nachwuchs war begeistert. „Wir sind heute mit der ganzen Familie nach Kommern gekommen, um den Tag nach der Ernte mitzuerleben“, berichtete Claudia Nießen. „Die Schwiegereltern sind genauso mit dabei wie unsere eigenen Kinder und alle drei Generationen haben schon viel gesehen, was uns gefällt.“

Alte Berufe wie die Garnbleiche wurden in Kommern vorgestellt

Bei zahlreichen Handwerksvorführungen konnten die Gäste Schmieden, Stellmachern und Drechslern, der Steinmetzin, Korbflechterin und einer Mausefallenmacherin bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen und teils selbst aktiv werden. Auch Berufsgruppen, die heute fast vollständig in Vergessenheit geraten sind, präsentierten ihr altes Handwerk.

Ein Mann mit Hut schleudert Wasser mit einem historischen Werkzeug.

Die Garnbleicher um Gerhard Constapel präsentierten den auch optisch eindrucksvollen Prozess des alten Handwerks.

„Die Garnbleicher waren damals wochenlang damit beschäftigt, das Garn feucht zu halten und in der Sonne bleichen zu lassen“, erklärte Obermeister Gerhard Constapel von den Langerfelder Garnbleichern. Mit Hilfe einer Art Wasserwurfschaufel, Güte genannt, schleuderten sie das Wasser über eine Fläche, das wie ein feiner Sprühregen auf das Garn fiel: „Dieses Verfahren ist zwar deutlich zeitaufwendiger, kommt dafür aber ohne den Einsatz von Chemikalien ans Ziel.“

Wie Lebensmittel früher länger haltbar gemacht wurden

Der vielleicht wichtigste Aspekt, seine Liebsten auch über die kalten Wintermonate mit Nahrung versorgen zu können, war die Haltbarmachung der geernteten Lebensmittel.

Von zwei Frauen mit Kochschürzen schüttet eine einen gehäuften Löffen Salz auf Sauerkraut in einem Topf.

Vom frischen Gemüse bis zum fermentierten Endprodukt präsentierten Frederike Meylahn-Platz und Annette Meylahn die Verarbeitung von Sauerkraut.

Die Schwestern Frederike Meylahn-Platz und Annette Meylahn präsentierten die Arbeitsschritte zur Herstellung von Sauerkraut. „Zuerst muss der Weißkohl auf dem Krauthobel in feine Streifen geschnitten werden, bevor er in ein Fass gedrückt und mit Salz bestreut wird“, erklärte Annette Meylahn.

Die durch das Salz entzogene Flüssigkeit lässt die Kohlstreifen im eigenen Saft und den dabei entstehenden Milchsäurebakterien fermentieren. „Da es früher keine Gummiringe zur Abdichtung gab, musste die meist aus Tüchern bestehende Abdeckung jeden Tag erneuert werden. Und das für mehrere Wochen.“

Der Bauernmarkt im Museum hatte mehr als 50 Stände

Ein aufwendiges Verfahren, dessen Nutzen einige Museumsbesucher bereits für sich entdeckt haben. „Ich habe mir vor drei Jahren selbst so einen Gärtopf gekauft und versuche seitdem, meine selbst angebauten Bohnen und Weißkohl darin zu fermentieren“, berichtete Susanne Früchtl: „Das ist aus meiner Sicht nicht nur gesünder für uns, sondern auch besser für die Umwelt und wir haben immer etwas Leckeres zu Essen zu Hause.“

Ob bei den kräftigen Rückepferden, den zahlreichen Handwerkern oder einem aus mehr als 50 Ständen bestehenden Bauernmarkt bot sich den tausenden Besuchern im Freilichtmuseum erneut ein eindrucksvoller Einblick in das Leben und Wirken der Menschen in der Region der vergangenen Zeiten.