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Jugendherberge GemündHaus erlebt die Zweite Zwangsschließung in einem Jahr

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In den Rohbauzustand zurückversetzt wurden Erdgeschoss und Keller der Jugendherberge nach der Überflutung.

Schleiden-Gemünd – Wohl niemand würde behaupten, dass der Neubau der Jugendherberge in Gemünd ein besonders vom Glück verfolgtes Projekt ist. Im Gegenteil: Der Vorzeigebau des Jugendherbergswerks Rheinland ist erst seit etwas mehr als einem Jahr fertig, erlebt aber bereits die zweite Zwangsschließung. Wohl bis in den Sommer 2022 hinein wird es dauern, bis dort wieder Gäste übernachten können.

Dass die Jugendherberge Opfer der Starkregenkatastrophe am 14. Juli wurde, ist nicht auf Urft und Olef zurückzuführen, denn dafür liegt der Standort am Hang des Kermeters zu hoch. Vielmehr war ein kleines Gewässer der Auslöser: das gerade einmal ein Kilometer lange Bächlein Lompig.

Bis zum 17. Juli, also drei Tage, sei der Lompig durch das Gebäude geströmt, erzählt Herbergsleiter Jascha Rasky. Der Bach, der eigentlich in einem Rohr unter dem Gebäude herfließt, hatte derart viel Geröll aus dem Kermeter den Berg heruntergeschwemmt, dass er seinen Einlauf verstopfte und dann den geraden Weg Richtung Urft wählte: durch die Seminarräume, den Verwaltungstrakt und das Bistro und dann ins Freie.

Rund 100 Gäste waren zu dem Zeitpunkt im Gebäude

Diese wurden von mehreren Mitarbeitern betreut. Zudem flüchteten sich sechs Feuerwehrleute, denen durch die über die Ufer getretene Urft der Rückweg versperrt war, aus dem Dauerregen in die Jugendherberge.

Auch wenn für niemand im Gebäude eine direkte Gefahr bestand, nachdem alle in den oberen Stockwerken untergekommen waren, dürfte die Atmosphäre apokalyptisch gewesen sein. Denn die Brandmeldeanlage heulte nach einem Kurzschluss ununterbrochen und markerschütternd, die Notbeleuchtung sorgte für funzeliges Licht, das Rauschen des Wassers tat sein Übriges. „Wie auf einem sinkenden Ozeanriesen“, fasste Jascha Rasky, der an dem Abend nicht mehr vor Ort war, die Berichte seiner Mitarbeiter zusammen.

Der Bach floss nicht mehr unter dem Gebäude her, sondern hinein.

Ein weiteres Problem war, dass ein Notfallmedikament für einen der Anwesenden fehlte, das zwar nicht akut benötigt wurde, doch angesichts der Lage für notwendig erachtet wurde. Doch wie sollte es über die Urft zu den eingeschlossenen Menschen transportiert werden? Verschiedene Möglichkeiten wurden erwogen, Pfeil und Bogen oder Ähnliches, bis ein wurfstarker Feuerwehrmann sich ein Herz und das Medikament fasste und es kurzerhand über den Fluss beförderte.

„Wir haben hier 70 Tonnen Geröll rausgeschafft“

Bis am Samstag nach der Flut endlich ein Baggerfahrer dafür gewonnen werden konnte, den Einlauf frei zu machen, war das Wasser aus dem Kermeter immer noch durch die Jugendherberge geflossen, erzählt Rasky. Bei der Gelegenheit wurde der Bach an dem Gebäude vorbeigeleitet. Danach konnte es mit den Aufräumarbeiten losgehen. Riesige Geröllberge hatten sich im Erdgeschoss angesammelt. „Wir haben hier 70 Tonnen Geröll rausgeschafft“, berichtete der Herbergsvater. Dies gelang mit einem Minibagger und vielen Helfern.

Eigentlich war genau dieses Szenario bereits bei der Konzeption des Gebäudes befürchtet worden. Die Planer und die Stadt Schleiden hatten über die Verlegung des Lompig neben das Haus diskutiert. Doch eine Einigung blieb aus, da die Stadt die Kosten hätte übernehmen müssen. Also fließt der Bach in ein Rohr und unter dem Gebäude her.

Unmengen an Geröll ließ das Unwetter in der Jugendherberge zurück.

Bereits am 29. Juni, zwei Wochen vor der Katastrophe, trat der Notfall ein. „Da hatten wir nach einem Gewitterregen schon einmal Wasser im Haus“, so Rasky. Es drang über die Kabelschächte in den Keller ein und legte die komplette Elektrik und die Brandmeldeanlage lahm. Da es den Estrich unterspülte, musste auch der Boden ausgebaut werden.

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„In der nächsten Woche sollen die Arbeiten an der Elektrik beginnen“, sagt der Herbergsvater erwartungsvoll. So wartet Rasky mittlerweile zum dritten Mal darauf, in der Jugendherberge Gäste aufnehmen zu können. Nach der Fertigstellung hatte sich die Eröffnung durch den ersten Lockdown um einige Wochen verzögert, bevor im Sommer 2020 die ersten Besucher die neuen Räume bezogen. Dann folgte im November der zweite Lockdown. Durch diese ganzen Fährnisse, berichtet Rasky, sei das Haus niemals offiziell eröffnet, sondern immer nur in Betrieb genommen worden.

„Das Haus wird gut angenommen, schon im ersten Monat hatten wir 3000 Übernachtungen“, erzählt Rasky. Bis in den Winter habe es viele Buchungen gegeben. „Im Augenblick ist Juni 2022 für den Neustart geplant, doch das kann ich mir nicht vorstellen“, sagt er. Ein Termin irgendwann im Sommer sei realistisch. Und dann soll es endlich auch eine richtige Eröffnungsfeier geben.