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MitsingkonzertWarum Brings und die Eifel eine ganz besondere Beziehung haben

Lesezeit 4 Minuten
Musiker der Band Brings bei ihrem Auftritt auf der Bühne des Kinos in Vogelsang.

Als Musiker und nicht als Partykönige dürfen sich die Musiker laut Peter Brings (2.v.l.) in Vogelsang fühlen.

Singsulautdekanns: Die Mitsingkonzerte in Schleiden-Vogelsang haben auch nach zehn Jahren nichts von ihrer Stimmung eingebüßt.

Oktober, Vogelsang und Brings: Das gehört zum Eifeler Herbst wie usseliges Wetter und fallendes Laub. Seit rund zehn Jahren füllt die Kölner Band das Kino beim Mitsingkonzert „Singsulautdekanns“ alljährlich mit einer beeindruckenden Zuverlässigkeit. „Hier ist unsere Homebase“, schwärmte Sänger Peter Brings von den Vogelsang-Konzerten.

Und da das Publikum stets in froher Erwartungslaune in den Saal zieht, entwickeln sich hier regelmäßig harmonische Treffen für die Freunde kölschen Liedguts, in denen die leisen Töne genauso viel Gehör finden wie die Karnevalskracher.

Einmal ganz und einmal fast ausverkauft waren die beiden Konzerte an diesem Wochenende. Damit ist für Band und Publikum die Welt wieder dort angekommen, wo das Coronavirus vor mehr als zwei Jahren so böse eingegriffen hatte. Noch im vergangenen Jahr waren die Auswirkungen der Pandemie zu spüren – nicht nur, weil der Saal nicht ausverkauft war, sondern auch, weil Peter Brings wegen einer Corona-Infektion nicht auftreten konnte.

Brings-Manager: „Die Band hat sich das Publikum zurückerobert“

Davon konnte in diesem Jahr keine Rede mehr sein. „Die Band hat sich das Publikum zurückerobert“, sagte Manager Stefan Kleinehr. Er ist überzeugt, die Arbeit in der Corona-Zeit habe sich bezahlt gemacht, als die Band Biergartenkonzerte gegeben hatte und in Autokinos aufgetreten war: „Das Publikum honoriert das.“

Blick in den ausverkauften Saal beim Konzert der Band Brings in Vogelsang.

Mitmachen ist angesagt, wenn Brings im Herbst zu den Singsulautdekanns-Konzerten ins Vogelsang-Kino kommt.

So war wieder alles wie in den Vor-Corona-Jahren. Zumindest fast, denn die Liedhefte und dazugehörigen Lämpchen gehörten in diesem Jahr nicht dazu. Mit Handy und QR-Code konnten die Fans diesmal Zugang zu der Website bekommen, auf der die Texte zu lesen sind. „Wir haben den Kinosaal mit zusätzlichem WLAN ausgestattet“, berichtete Kleinehr. Der Grund für die Änderung sei vor allem gewesen, dass nach jedem Konzert jede Menge Lämpchen und Texthefte übriggeblieben seien. „Das war nicht nachhaltig“, sagte er.

Doch das System mit den QR-Codes sei nicht wirklich generationenübergreifend. Viele, die sich über Facebook informiert hätten, hatten sich die Texte bereits vorher auf das Handy geladen. „Das ist aber noch nicht das Ende der Planung“, so der Manager. Wenn diese Lösung nicht so gut funktioniere, gebe es weitere Ideen in der Schublade.

Peter Brings: „Ein echter Fan braucht keinen Text“

Tatsächlich waren nicht alle begeistert von der Neuerung. So berichteten zwei Frauen aus Schmidt, dass bei ihnen der Kontakt zur Website überhaupt nicht funktioniert habe. „Ich fände es am besten, wenn es eine Videoleinwand gäbe“, regte ein Kölner an. Einzelne nutzten ihre Handys gleich zum Chatten mit Daheimgebliebenen. Und wie Peter Brings sagte: „Ein echter Fan braucht keinen Text.“

Das stellte das Vogelsang-Publikum immer wieder unter Beweis und sang lautstark mit. Was wiederum die mit dem Weilerswister Posaunisten Richie Hellenthal verstärkte Band mit dem Vorabend versöhnte, als sie auf ihrer Mitsingtour im sauerländischen Olpe Station gemacht hatte. „Das war anscheinend das erste Mitsingkonzert, das dort stattgefunden hat“, berichtete Peter Brings. Immer, wenn sie aufgehört hätten zu singen, sei Totenstille im Saal gewesen. „Da müssen wir noch einmal hin“, kündigte er eine Fortbildungsveranstaltung an.

Zwei Musiker der Band Brings, Gitarrist Harry Alfter und Schlagzeuger Christian Blüm (v.l.), beim Auftritt in Vogelsang.

Ein Genuss waren die Konzerte auch für Gitarrist Harry Alfter und Schlagzeuger Christian Blüm.

Da lief es in der Eifel doch ganz anders. Oft stimmte das Publikum schon nach den ersten Tönen mit ein, Peter Brings konnte mit strahlendem Gesicht verfolgen, wie sein Job übernommen wurde. Es wurde getanzt, gesungen und gelacht, Karnevalsklassiker wechselten ansatzlos zu ruhigen Stücken, bei denen auch zugehört wurde. So sang Peter Brings, nur von Kai Engel am Keyboard begleitet, das Stück „Lieblingslied“. Und auch „Sulang mer noch am Lävve sin“ wurde zur nachdenklichen Ballade.

Eifeler Fans vom Auftritt der Kölner Band begeistert

Entsprechend zufrieden waren alle Beteiligten. Begeistert war Margret Nierstenhöfer aus Mechernich, die zum ersten Mal bei Brings in Vogelsang war und von ihrer Freundin Frauke Hartung mitgenommen worden war. „Wenn die nicht im Karneval sind, merkt man, dass die eigentlich eine Rockband sind“, sagte sie.

Auch die Band zeigte sich glücklich. „Im Vergleich zu Olpe ist das ein Quantensprung“, sagte Keyboarder Engel: „Die Eifel war immer das zweite Zuhause von Brings. Hier hatten wir auch Fans, als es bei uns in den 1990ern nicht so gut lief“, erinnerte er an die lange Bandgeschichte: „Das hier ist eine Bank.“

„Das Konzert liegt uns am Herzen, das ist etwas Besonderes“, so Bassist Stephan Brings. Nur hier hörten die Leute so aufmerksam zu, dass es möglich sei, ein Solostück mit Klavier zu bringen. Ähnlich sah es sein Bruder Peter: „Hier wird man wieder Musiker und nicht zum Partykönig.“