Nach langer Pause ausgebuchtDie ersten Gäste besuchen die Gemünder Jugendherberge
Schleiden-Gemünd – Die Nachricht war von vielen lange ersehnt worden, kam aber letztlich nahezu überraschend. Nach fast sieben Monaten erzwungener Untätigkeit durften kurz vor dem Pfingstwochenende Gastwirtschaften in der Außengastronomie, aber auch Übernachtungsbetriebe ihren Dienst wieder aufnehmen. Endlich wieder Urlaub, so die für so manchen erleichternde Botschaft, die dann auch gerne in die Tat umgesetzt wurde.
„Schön, dass wieder etwas los ist“, sagt Jascha Rasky, Leiter der Jugendherberge in Gemünd. Vier Monate war das im vergangenen Sommer neu eröffnete Haus für Gäste zugänglich gewesen, dann kam die lange Schließung. Nun ist aus den Fluren des weitläufigen Gebäudes wieder Kinderlachen zu hören. Vor der Tür des großen, fast schon hotelartigen Baus spielen zwei Jungs im Regen. Am ersten Tag des Pfingstwochenendes ist das Wetter ausgesprochen bescheiden. „Gestern haben die Kinder mit den Aufzügen gespielt“, berichtet Rasky und lächelt. 51 Gäste sind es am Samstagmorgen in der Gemünder Jugendherberge, bis zum Abend, so Rasky, würden es 113. Das ist die maximale Zahl, die dem 188-Betten-Haus durch die Corona-Auflagen gestattet ist. Einzeln mussten die Gäste kontaktiert werden, denn das volle Verwöhnprogramm darf die Jugendherberge ihren Gästen nicht bieten. Mittag- und Abendessen zu servieren ist verboten, nur ein Frühstück ist erlaubt.
„Viele hatten Vollpension gebucht“, sagt Rasky. Manche hätten daraufhin ihr Kommen abgesagt, weil das nicht möglich ist. Doch die Warteliste sei lang genug gewesen, um die Lücken schnell zu schließen. „Es war aufwendig“, so der Herbergsvater. Einige Familiengruppen haben sich in Gemünd getroffen. „Die wollten gerne die Gruppenräume nutzen – doch das ist nicht erlaubt“, berichtet er.
Mit gekauften Menüs aufs Zimmer
Die Essensregelung bringt weitere Probleme mit sich. Denn nun müssen die Gäste sich außer Haus verpflegen, über Lieferdienste, Abholung oder in der Außengastronomie. „Auf der Terrasse zu essen ist bei dem Wetter natürlich nicht so toll“, sagt Rasky. Es sei ein ungewohntes Bild gewesen, wie die Gäste mit ihren gekauften Menüs auf die Zimmer verschwunden seien. Für Koch Markus Laschet ist das eine völlig unsinnige Regelung. „Ich darf hier 50 Leuten gleichzeitig ein Frühstück servieren, aber kein Abendessen“, berichtet er, ungläubig den Kopf schüttelnd. Dafür würden sich die Gäste dann 20 Pizzen kommen lassen und ohne Maske und Abstand draußen essen: „Hier haben wir strenge Hygieneregeln, Abstand, Maskenpflicht im Haus, doch draußen haben wir natürlich keinen Einfluss.“
Buchungen zusammengelegt
Neben der Einrichtung in Gemünd hat auch die Jugendherberge in Nideggen geöffnet. Die Buchungen aus anderen Häusern seien zusammengelegt worden, so Jascha Rasky. Das Haus in Hellenthal soll voraussichtlich in der zweiten Woche der Sommerferien öffnen. In Betrieb sind dagegen die Ferienwohnungen der Herbergen in Blankenheim und Monschau.
Ein Schnelltest ist für alle Gäste beim Einchecken obligatorisch. Wer den nicht habe, könne ihn in den Testcentern in Gemünd oder Kall noch machen lassen, so Rasky. Allerdings sei die Frage diskutiert worden, ob nach den zwei Tagen, die der Test gültig sei, ein zweiter gemacht werden müsse. „Unser Verband sagt Ja, Kreis und Nordeifel Tourismus sagen Nein“, so der Herbergsvater. Das sei die Interpretation der Aussage in der Corona-Schutzverordnung: „Bei Wahrnehmung des Angebotes“, sei da festgelegt. (sev)
Fünf Monate war er zu Hause, wartete darauf, dass es weitergeht. Bis Dezember habe er gearbeitet, um die verderblichen Waren im Lager zu verarbeiten, dann sei Stillstand gewesen. Er ist froh, dass er wieder in „seine“ Küche darf, auch wenn er nicht kochen darf. „Auch ein Frühstück kann man gut machen“, betont er und räumt die restlichen, in Einzelgläsern servierten Cornflakes ab. Hier herrsche fast schon Hotelstandard. Zum Kochen kommt er jedenfalls noch nicht – oder fast nicht, denn sonntags gibt es für jeden ein Ei: „Weich gekocht!“
Für die Gäste gibt es ein Lunchpaket, mit dem sie die größten Hungerattacken bekämpfen können. Drei Generationen, Großeltern, Eltern und Enkel haben sich bei dem Treffen der Familien Honstein und Fichtner zusammengefunden. Aus Stolberg und Essen sind sie gekommen. Wasserdicht eingepackt wollen sie in den Wald gehen. „Heute Abend bestellen wir beim Chinesen in Kall“, kündigt der Vater an.
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Mit acht Familien ist eine Gruppe vom Niederrhein angereist: Alte Schulfreunde, die sich einmal im Jahr treffen, mittlerweile mit Familien, insgesamt 40 Leute. „Es ist herrlich“, freut sich Dirk Kemper. Lars Rosenboom ergänzt: „Es ist noch etwas ungewohnt.“ Zuletzt sei er im Sommer in Urlaub gewesen. Es sei schön, wenn man wieder rauskomme, trotz des Wetters. Das Hygienekonzept sei prima, so Kemper. Und das Essensproblem haben sie geregelt, indem sie Essen bestellt haben.