Hilfsaktion rührt zu TränenSchleidener machen schwer krankem Freund ein Geschenk
- Friedhelm Hörnchen aus Schleiden bekam 2015 die Diagnose Multiple Sklerose.
- Weil er wegen seiner Erkrankung einen Automatik-Wagen brauchte, taten sich ehemalige Arbeitskollegen zusammen und sammelten Spenden.
- Viele erinnerten sich daran, wie Hörnchen ihnen einst aus der Patsche half. Einem rettete er einst sogar den Urlaub.
Schleiden-Harperscheid – Diesen Moment wird Friedhelm Hörnchen wohl lange nicht vergessen. „Ich habe geglaubt, ich sehe nicht richtig“, erinnerte er sich an den Augenblick, an dem Patrik und Christian Gehlen ihm die Überraschung seines Lebens bereiteten. Und auch Tränen der Rührung und der Dankbarkeit flossen bei Hörnchen, denn das Leben hatte es in der letzten Zeit nicht gut gemeint mit ihm.
Es war im Jahr 2015, als er die Diagnose bekam, die die Erklärung für seine rätselhaften Beschwerden lieferte: Er ist an Multipler Sklerose erkrankt. Doch diese verläuft bei ihm nicht schubweise, wie das oft bei anderen Leidensgenossen der Fall ist, sondern setzt sich schleichend fort. „Es wird langsam schlimmer“, sagte Hörnchen. So musste er zu Beginn des Jahres in eine Spezialklinik, um dort wieder Laufen zu lernen. Im Augenblick ist ein Rollator noch ausreichend, doch wie lange das so geht, ist zweifelhaft.
Friedhelm Hörnchen braucht einen Automatikwagen
Deshalb sprach Hörnchen seinen alten Kollegen Christian Gehlen an, der mittlerweile das Autohaus Köth in Harperscheid leitet. Hier hatten sie sich kennengelernt, als sie gemeinsam als Automechaniker in der Werkstatt arbeiteten. Ob er einen gebrauchten Automatikwagen im Angebot habe, fragte Hörnchen, er könne sein augenblickliches Auto nicht mehr fahren.
Von 2003 bis 2007 waren die beiden Kollegen, doch noch länger hatte die Zusammenarbeit mit Patrik Gehlen gedauert, der mit Namensvetter Christian nicht verwandt oder verschwägert ist. Patrik Gehlen war ab 1998 in der Renault-Werkstatt tätig gewesen. Mittlerweile ist er mit seiner eigenen Autowerkstatt in Schöneseiffen selbstständig.
Christian Gehlen: „Wir stellen ihm ein Auto hin“
Zu ihm fuhr Christian Gehlen und erzählte ihm von dem Gespräch mit Hörnchen. Beiden war sofort klar, dass sie ihrem ehemaligen Arbeitskollegen helfen wollten. Denn dieser sei immer hilfsbereit gewesen, erinnerte sich Patrik. „Er hat sein Wissen vermittelt, wir haben viel bei Friedhelm gelernt“, erzählte er. Darüber hinaus habe er viel für andere getan, doch habe er dafür viel zu wenig zurückbekommen.
„Wir haben direkt gesagt, wir müssen etwas tun, wir stellen ihm ein Auto hin“, erläuterte Christian schmunzelnd. Doch schnell kam der Gedanke auf, auch all die anderen Menschen in der Umgebung anzusprechen, denen Hörnchen immer wieder geholfen hatte. Denn dieser hatte nicht nur bei Köth gearbeitet, sondern auch in seiner eigenen privaten Autowerkstatt Fahrzeuge repariert. „Er hat soviel für die Leute getan, er ist absolut hilfsbereit“, so Patrik Gehlen.
Mit einem Stapel Zettel ausgerüstet fuhren sie an Karfreitag durch die Orte und warfen möglichst allen, von denen sie wussten, dass Hörnchen ihre Autos repariert hatte, einen Spendenaufruf in den Briefkasten.
Doch noch mehr: Alle Adressaten waren aufgerufen, ihrem alten Freund einen Brief zu schreiben und an die gemeinsamen Erlebnisse zu erinnern und auch einmal Dank zu sagen für dessen Hilfsbereitschaft. Der Erfolg war überwältigend. Mehr als 140 Personen nahmen bisher an der Aktion teil, spendeten Geld, schickten alte Fotos, Postkarten oder einen selbstgemalten Gruß.
Wie Friedhelm Hörnchen eins einen Urlaube rettete
„Oft hast Du uns aus der Patsche geholfen“, schrieb einer. Manche erinnerten an Hörnchens Einsatz, der den Urlaub rettete: „Um acht Uhr haben wir dir das kaputte Auto gegeben, und schon eine halbe Stunde später konnten wir die Reise antreten“, schrieb eine ehemalige Kundin. Allein 1000 Euro kamen von Hörnchens ehemaligen Kollegen bei der Gemeinde Hellenthal, wo dieser auch als Hausmeister gearbeitet hatte, zusammen.
Schnell war fast der gesamte Kaufpreis für den gebrauchten Kangoo-Automatik-Wagen erreicht, den die beiden für Hörnchen vorgesehen hatten. „Da haben wir die ruhige Corona-Zeit gut genutzt“, freute sich Patrik Gehlen. Es sei sogar noch mehr zusammengekommen, als sie kalkuliert hatten, sodass sie am Abend vor der geplanten Überraschung sogar noch ein E-Dreirad besorgen konnten.
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„Wir waren vor der Übergabe irrsinnig nervös“, erinnerte sich Christian Gehlen. Mit Leckerchen für Hund und Pferd und einem großen Topf mit Blumen für die Lebensgefährtin erschienen sie morgens bei Hörnchen und machten sich einen Spaß daraus, den Ahnungslosen zu überraschen.
„Ich habe nur noch mit dem Kopf geschüttelt. Ich dachte, ich sehe nicht richtig“, sagte dieser über den Moment, als Rad und Auto vor ihm standen, um dann fortzufahren: „Dank an all die Menschen, die das möglich gemacht haben.“