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BuchvorstellungDas Euskirchener Rosental wird zum Krimi-Schauplatz

Lesezeit 3 Minuten
Vor einem baufälligen Haus, das bis 2007 in der Euskirchener Siedlung Rosental stand, liegen Abfall und Gerümpel.

Eines der letzten Häuser, die im Rosental standen, wurde 2007 abgebrochen. Jetzt lässt Herbert Pelzer Teile seines Krimis in der Euskirchener Siedlung spielen.

Herbert Pelzer hat den Kriminalroman „Rosental“ veröffentlicht. Teile der Handlung spielen in der gleichnamigen früheren Euskirchen Siedlung.

Die Dorfbevölkerung ist schockiert: Im beschaulichen Nörvenich ist der Busunternehmer Otto Rinkens umgebracht worden – ein Kopfschuss mit aufgesetzter Waffe. Seine Frau Elfriede und er lebten zurückgezogen. Der Dürener Kriminalhauptkommissar Emil Glasmacher weiß anfangs nicht, wo er bei der Suche nach dem Täter ansetzen soll.

Das ist die Ausgangssituation in Herbert Pelzers Kriminalgeschichte „Rosental“, die jetzt im Hillesheimer Verlag KBV erschienen ist. „Mein fünfter Roman, mein vierter Krimi“, erzählt Pelzer, der große Teile der Handlung, wie schon beim Vorgänger „Niemand“, in der Zülpicher Börde spielen lässt.

Die Wohnsiedlung war an der Euskirchener Alfred-Nobel-Straße

„Mir gefällt die Börde“, sagt der 66 Jahre alte Nörvenicher über seine Heimat. „Und es ist schön, wenn die Leserinnen und Leser aus der Region einen Bezug zu den Schauplätzen des Romans haben.“ Zu diesen Schauplätzen zählt auch Euskirchen, hauptsächlich das titelgebende Rosental – eine Wohnsiedlung an der Alfred-Nobel-Straße, die 2007 von der Bildfläche verschwunden ist. Damals ließ die Stadt Euskirchen das letzte von einst 13 Häusern mit insgesamt 52 Wohnungen abbrechen.

Das Bild zeigt den Krimiautor Herbert Pelzer aus Nörvenich.

Herbert Pelzer hat mit „Rosental“ seinen vierten Krimi veröffentlicht.

Sie waren 1955 errichtet worden. Zehn Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wollte man den Wohnungsmarkt entlasten. Immer noch suchten 900 Menschen in Euskirchen eine feste Bleibe. Heute gehört das Areal zum Gewerbegebiet Euro-Park.

Die Leserschaft wird ins Euskirchen der 1970er-Jahre zurückversetzt

In Pelzers Krimi, der die Leserschaft zum Auftakt in den Juni 1973 zurückversetzt, führt ein Ermittlungsansatz der Polizei in ebendieses Rosental. Er habe, erzählt der Autor im Gespräch mit dieser Zeitung, für seine Geschichte „ein Viertel mit Leuten gesucht, denen es nicht gut geht, die vergessen wurden“.

Den Begriff „Elendsquartier“, mit dem der Verlag auf der Buchrückseite die Siedlung charakterisiert, hält Herbert Pelzer nicht für angemessen. Dieses Wort komme in seinem Roman nicht vor. Der Autor hat unter anderem im Euskirchener Stadtarchiv recherchiert, um die Siedlung möglichst authentisch beschreiben zu können.

Menschen im Euskirchener Rosental lebten in einfachsten Verhältnissen

In seinem Krimi schreibt er: „Hier waren Leute, die keinerlei Ansprüche zu stellen hatten, in sogenannten Einfachstwohnungen untergebracht worden. Keine Badewanne, keine Dusche, ein Herd in der Küche, der mit Kohle oder Holz befeuert werden musste, dazu die lärmende Bundesstraße und die stinkende Zuckerfabrik nur einen Steinwurf entfernt.“

Und weiter: „Die Alfred-Nobel-Straße war keine gute Adresse, Leute ohne Arbeit, Sozialhilfeempfänger und Geringverdiener lebten hier dicht gedrängt neben Kleinganoven und Autoschiebern.“

Euskirchener Lokalkolorit: Porto Bello, Village, Hotel Joisten

Ob man den früheren Bewohnerinnen und Bewohnern des Rosentals in ihrer Gesamtheit damit gerecht wird, sei dahingestellt. Wie auch immer: Auch an anderen Stellen wartet das Buch mit Euskirchener Lokalkolorit auf.

So werden zwei Diskotheken erwähnt: das Porto Bello in der Wilhelmstraße, das noch heute existiert, und das schon vor Jahrzehnten dichtgemachte Village in der Neustraße. Weitere Beispiele: das Hotel Joisten am Alten Markt, im wahren Leben im Juli 1973 abgebrochen, und die Tuchfabrik Ruhr-Lückerath, die 1982 geschlossen wurde. Dort tritt Monika Althoff, eine der Romanfiguren, die im Rosental lebt, eine Stelle als Putzfrau an – ein Wendepunkt in ihrem Leben.

Auch ans DFB-Pokalfinale zwischen Köln und Gladbach wird erinnert

Wer die 1970-Jahre erlebt hat, wird in „Rosental“ an prägnante Ereignisse und Personen dieser Zeit erinnert, etwa an den „Tagesschau“-Sprecher Karl-Heinz Köpcke, an den Mönchengladbacher Fußballer Günter Netzer und sein Siegtor im DFB-Pokalfinale gegen den 1. FC Köln oder auch an die Terrorgruppe RAF.

Und dann ist da noch ein Auto aus jener Epoche, mit dem gleich am Anfang Gerti Aborowski unterwegs ist, eine andere Frau aus dem Roman. Sie fährt einen Renault 16, der den malenden KBV-Verleger Ralf Kramp auch bei der Gestaltung des Umschlagbildes inspiriert hat.

Herbert Pelzer: Rosental KBV-Verlag, 2023, 252 Seiten, ISBN 978-3-95441-661-5, 14 Euro.