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BenefizkonzertSanfte Töne erklangen für die Notschlafstelle in Euskirchen

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Acht Menschen schauen in Richtung der Kamera, sechs von ihnen halten Blumensträuße.

Zwei Bläser, eine Harfistin und ein Organist schafften mit ruhiger Musik aus verschiedenen Epochen eine passende Stimmung für den Beginn der dunklen Jahreszeit.

Vier Profimusiker spielten das Benefizkonzert in der Herz-Jesu-Kirche. Die gesammelten Spenden sollen Wohnungslosen helfen.

Schon eine halbe Stunde vor Beginn des Konzertes füllte sich das Mittelschiff der Herz-Jesu-Kirche. Kein Wunder, hatten sich doch vier Profimusiker für das Benefizkonzert zugunsten der Notschlafstelle eingefunden, um epochenübergreifende Musik darzubieten.

Regionalkantor Manfred Sistig spielte an der Orgel, Daniel Ackermann und Jürgen Schuster Trompete und Corno da Caccia (eine Art Horn), Stephanie Zimmer war an der Harfe zu hören.

Euskirchen: Profimusiker spielten Benefizkonzert für Notschlafstelle

Die ungewöhnliche Zusammenstellung bedingte eine überwiegend sanfte und leise Spielweise. Harfen kommen allein gegen Orgel und Trompete sonst nicht an. Das machte den musikalischen Genuss aber nicht geringer. Die Professionalität der Musiker zeigte sich in ihrer Fähigkeit, sehr gut aufeinander zu hören und spontan umstellen zu können.

So wurde ein Stück von Gustav Mahler vor dem Konzert kurzerhand ersetzt, weil die Orgel der Harfe nicht genügend Klangraum bieten konnte. Die Trompeter hielten auch ausladende Phrasen ohne Zwischenatmung durch. Diese Kunst sorgte für besondere Ruhe und Andacht. Das Publikum quittierte die Leistung mit viel Applaus.

Maria Surges-Brilon wies auf Nöte der Wohnungslosen hin

An den Stufen des Altars waren an diesem Abend neun brennende Kerzen vor Scherenschnitten aufgestellt. Auf diesen konnte man die Vornamen von Menschen lesen, die zur Notschlafstelle kamen und in diesem Jahr gestorben sind.

Maria Surges-Brilon vom Vorstand des Caritasverbandes Euskirchen wies auf die Nöte der Menschen hin, die manchmal ohne eigenes Zutun ihre Wohnung verlören. Mit der Wohnung kommt zuweilen auch der Lebensmut abhanden.

Die Zahl der Wohnungslosen in Euskirchen steigt

„Die Zahlen steigen auch in Euskirchen. Im vergangenen Jahr waren es 2037 Übernachtungen“, so Surges-Brilon. 91 Personen haben die Notschlafstelle in 2023 genutzt. Für die Mitarbeiter, die an 365 Tagen die zwölf Schlafplätze betreuen, ist das eine Herausforderung.

Eine Stelle musste aufgrund von Sparmaßnahmen aus der städtischen Finanzierung herausgenommen werden – die Unterdeckung von 50.000 Euro muss die Caritas aus anderen Mitteln bestreiten. Das Benefizkonzert ist ein Baustein, um das Geld zusammenzubekommen.

Idee für Benefizkonzert kam von Anette Schuster

Die Idee dazu hatte Annette Schuster, die Frau des Trompeters Jürgen Schuster. Vor zwölf Jahren wünschte sie sich zum Geburtstag von ihm ein Benefizkonzert: „Mein Mann sagte damals: ‚Wenn du mir einen Organisten besorgst.‘“

Sie fand Manfred Sistig, der das Konzert organisierte. Während Corona und nach der Flut konnte es nicht wie gewohnt stattfinden. Dennoch ist es eine feste Institution in Euskirchen. Auch dieses Mal hat nicht nur die schöne Musik den Besuchern gutgetan, sondern auch das Gefühl, zu helfen.

Die Notschlafstelle bietet weit mehr als nur ein Bett für Menschen, die sonst auf der Straße übernachten müssten. Sie bietet die Möglichkeit, Wäsche zu waschen, zu duschen, günstig eine Mahlzeit zu bekommen, Behördengänge zu begleiten und Formulare auszufüllen.

Zudem fungiert sie als Poststelle. In 2023 nahm sie Post für 267 Personen entgegen. Das „Kümmerer-Projekt“ hilft bei der Wohnungssuche. Das „Moses-Projekt“, in dem Wohnungslose praktischen Tätigkeiten nachgehen können, ermöglicht es, den Tag wieder zu strukturieren und sich an Arbeitsabläufe zu gewöhnen.