Nach DFB-Sieg bei EMEuropaplatz in Euskirchen versinkt in rotem Rauch

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Eine rote Wolke ist auf dem Europaplatz zu sehen. Ein Fan läuft jubelnd über den Platz, er ist von dem Rauch eingehüllt.

Deutschland-Fans im roten Nebel: Auf dem Europaplatz wurden Rauchbomben gezündet.

DFB-Fans sind verwundert: Mittwochs Absperrungen, Feiern am Vortag? Die Seniorenheim-Chefin hofft, dass am Europakreisel „richtig was los“ wäre.

Es ist wie früher, aber doch alles anders. Das verkehrstechnische Herz der Kreisstadt, der Kreisverkehr Europaplatz, der schon vom Namen her prädestiniert ist für Feierlichkeiten während einer Fußball-Europameisterschaft, hat Bypässe gelegt bekommen.

Wie schon beim deutschen Sieg gegen die Schotten zum EM-Auftakt am Freitag wurde der Europaplatz auch nach dem 2:0-Erfolg gegen die Ungarn am Mittwochabend größtenteils autofrei gehalten. Lediglich von der Gerberstraße ging es hinein – und dann an der nächsten Ausfahrt zur Wilhelmstraße wieder hinaus.

Polizei und Ordnungsamt sperren Zufahrten zum Europakreisel

Alle anderen Zufahrten waren gesperrt. Vom längeren Teil der Wilhelmstraße aus mussten die Feiernden und die, die einfach das Pech hatten, mit im Stau zu stehen, nach links auf die Hochstraße Richtung Bahnhof abbiegen – eigentlich ist das sonst nur Bussen erlaubt. Ein Fahrzeug des Ordnungsamtes versperrte die Weiterfahrt Richtung Europaplatz, ein Polizeifahrzeug das Rechtsabbiegen in die Veybachstraße.

Ein Wagen mit der Aufschrift Ordnungsamt steht vor einer Absperrung.

Die Durchfahrt zum Europaplatz wurde auch am Mittwoch auf der Wilhelmstraße unterbunden.

Wer von der Münstereifeler Straße durch den Kreisverkehr unter der Bahnüberführung Richtung Europaplatz wollte, stand am kürzeren Teil der Wilhelmstraße vor einer Absperrung. Die Polizei verhinderte mit einem Fahrzeug, dass man direkt von der Wilhelmstraße nach einer dreiviertel Umdrehung des Kreisels auf die Alleestraße abbiegen konnte. Stattdessen ging es geradeaus Richtung Münstereifeler Straße. Unklar, ob Feiernde aus Frust vor der Verkehrsführung in dem Bereich zwei Böller gezündet hatten, deren Knall durch Mark und Bein ging.

Euskirchen: Fans feierten nach Sieg gegen Ungarn weitgehend autofrei

Wie auch immer: Der Europaplatz selbst war frei für die Feiernden ohne Auto. Und am Ende waren es vielleicht zwei Dutzend, die dort zusammengekommen waren. Eine Gruppe zündete Rauchbomben, die den Kreisverkehr zunächst in roten Dunst, später in schwarz-rot-goldenen Nebel hüllte. Die Gruppe sang dazu „Pyrotechnik ist kein Verbrechen“.

Eine Frage, die einige Feiernde den Polizeibeamten vor Ort stellten: „Warum ist heute alles abgesperrt, während die Türken gestern feiern durften?“ Am Dienstagabend waren zunächst türkische Fans größtenteils ungehindert durch den Europaplatz gefahren, erst spät wurde das Abbiegen auf die Wilhelmstraße vom Kreisel Alleestraße verhindert.

Eine Frau auf einem Fahrrad trägt eine schwarz-rot-goldene Brille.

Die Radfahrerin sieht die EM durch die schwarz-rot-goldene Brille.

Später drehte eine Handvoll Fahrzeuge von Portugal-Fans Runden. Diese Frage bleibt von der Polizei unbeantwortet. Insgesamt teilt sie auf Anfrage dieser Zeitung mit: „Aus polizeilicher Sicht verlief der Mittwochabend rund um den Europakreisel in Euskirchen unauffällig.“

Polizeisprecher Franz Küpper nennt das „Feiern und Freude am Sport, aber mit Sicherheit“ und erklärt das umgesetzte Konzept damit, dass vor allen Dingen die Fußgänger geschützt werden sollen. „Wird es dort zu gefährlich, werden die entsprechenden Straßen nach einem Konzept, das in den letzten Jahren gewachsen ist, gesperrt. Es soll durch Feiernde nicht zu Verkehrsunfällen mit Personenschaden kommen.“

Leiterin des Seniorenpflegeheims hofft, dass „richtig was los“ wäre

Doreen Dulinski, die das Seniorenpflegeheim Integra am Europaplatz leitet, findet es schade, dass die Behörden neuerdings Feiern im großen Stil auf dem Verteilerkreis unterbinden. „Wir würden es gut finden, wenn nach einem Sieg der deutschen Mannschaft vor unserem Haus richtig was los wäre. Das wäre doch ein richtiges Event für unsere Bewohnerinnen und Bewohner – nicht für alle, aber doch für viele“, sagte Dulinski auf Anfrage.

„Wer noch mobil ist, würde sicher nach draußen gehen oder mit dem Rollstuhl vor die Tür fahren, um sich das Spektakel anzusehen. Abwechslung tut den Leuten gut“, fügte sie hinzu. Auch Lärm in der Nacht – nach einem Spiel, das erst um 21 Uhr angepfiffen wird – wäre nicht problematisch, so die Heimleiterin: „Dann würden unsere Bewohner am nächsten Morgen eben etwas länger schlafen.“


Zum Achtelfinale gibt es Public Viewing in Euskirchen

In Euskirchen gibt es beim Achtelfinale ein Public Viewing. Der Bauunternehmer Manfred Gottschalk lädt für Samstag, 29. Juni, ab 17 Uhr zum Baustoffhandel Bünder (Carl-Benz-Straße 9) ein.

Das Spiel wird auf einer 22 Quadratmeter großen Riesen-LED-Leinwand gezeigt. „Ich freue mich unendlich, dass wir das veranstalten dürfen“, so Gottschalk.

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