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Viele freie PlätzeStadt Euskirchen legt Kitas zusammen – Weststadtschule wird größer

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt das Areal der Weststadtschule und der Kita Winkelpfad aus der Luft.

Die GGS Weststadt am Winkelpfad in Euskirchen soll erweitert werden. In drei Jahren soll die Grundschule vierzügig sein. Die Kita Winkelpfad direkt neben der Schule zieht um, der Bolzplatz muss einem Erweiterungsbau weichen.

Die Kita am Winkelpfad und die Kita Robert-Koch-Straße sollen an den Jülicher Ring ziehen. Auch für die Kita Wirbelwind wird sich etwas ändern.

Die Stadt Euskirchen hat ein Kita-Platz-Problem. Aber nicht, weil es zu wenige davon gibt, sondern zu viele. Im März dieses Jahres waren laut Alfred Jaax, Erster Beigeordneter der Stadt Euskirchen, 120 Plätze in Kitas im Stadtgebiet nicht belegt. Das sei ein „eigenartiges Phänomen“ gewesen, weil rund 340 Eltern beim Kreis Euskirchen über den Kita-Navigator ihr Kind angemeldet hatten und keinen Platz bekommen hatten.

Daraufhin habe der Kreis Nachforschungen betrieben, wie diese Diskrepanz zustande gekommen war. Die Gründe seien vielfältig gewesen. „Es liegt offenbar oft ein Betreuungswunsch, aber kein Betreuungsbedarf vor“, so Jaax. Also rechnete die Stadt neu, nachdem der Kreis Euskirchen sich bei den Eltern gemeldet hatte. Mit dem Ergebnis: viel mehr freie Plätze als Kinder, die dringend einen solchen benötigen. „Das hat gefühlt ja keine andere Kommune in Deutschland“, sagt der Erste Beigeordnete.

Stadt Euskirchen müsste mehr als vier Millionen Euro an Fördermitteln zurückzahlen

Die vielen freien Plätze in den Kitas sind aber kein Luxusproblem, sondern können für Euskirchen auch zu einem finanziellen Risiko werden. Der Grund laut Jaax: Ein Kita-Platz wird zu 37.000 Euro gefördert. Für die geplante Kita am Jülicher Ring mit 105 Plätzen hat die Stadt also rund vier Millionen Euro als Förderung erhalten.

Allerdings überprüfe der Landesrechnungshof nun die Einhaltung der Förderkriterien für den Bau von neuen Kita-Plätzen. „Und wenn die Plätze nach einem Jahr nicht belegt sind, müssen die Fördermittel zurückgezahlt werden. Wir waren also auf recht dünnem Eis unterwegs“, erklärt Jaax.

Zudem schauen bereits eröffnete Kitas wie „Weiße Erde“ oder „In den Herrenbenden“ bei den Kindpauschalen – einer Förderung, die die Kita-Träger pro betreutem Kind erhalten – in die Röhre, wenn die Plätze nicht belegt seien. Und nicht existierende Gruppen verringern laut Jaax zudem die Mieteinnahmen. Was also tun, zumal die planungsrechtlichen Voraussetzungen für eine Kita am Jülicher Ring bereits geschaffen worden sind – und zwar nur für eine Kindertagesstätte und nichts anders.

GGS Weststadt in Euskirchen wird sich in drei Jahren verdoppelt haben

Die Weststadtschule am Winkelpfad wird kräftig wachsen. In drei Jahren soll die Grundschule, die im vergangenen Jahr noch zweizügig war und im laufenden Schuljahr mithilfe einer Container-Lösung erstmals drei Eingangsklassen hat, mit vier Eingangsklassen an den Start gehen. Die Überlegungen dahinter seien vielfältig, so Jaax: „Kinder aus Frauenberg, die bisher in Wichterich oder Ülpenich zur Grundschule gehen, werden das künftig wohl nicht mehr tun, weil Zülpich die Plätze selbst benötigt. Zudem wird im Bereich der Tilsiter Straße wohl neuer Wohnraum entwickelt. Deshalb müssen wir im Bereich der Weststadt am ehesten etwas tun.“

Die baulichen Möglichkeiten rund um die Weststadtschule seien allerdings begrenzt. So könnte – und wird dann auch wohl – auf dem Bolzplatz ein dreistöckiger Anbau entstehen. Zumal in direkter Nachbarschaft auf dem Gelände der Kaplan-Kellermann-Realschule eine neue Multisportanlage in Betrieb genommen worden ist.

Wir ziehen mit etwa 100 Kindern in die neue Kita, die mit 105 Plätzen geplant ist.
Alfred Jaax, Erster Beigeordneter von Euskirchen

Daher benötigt die Stadt die Fläche der städtischen Kita „Winkelpfad“, die an die Grundschule grenzt. Ein Vorteil: auch das Außengelände könnte von der Schule genutzt werden. Und mit Blick auf den Offenen-Ganztag-Anspruch ab 2026 biete das Gelände ebenfalls Vorteile. „Wir würden auch Geld sparen, weil wir den Bestand an Gebäuden der Kita auch für die Schule nutzen können. Wir müssen nicht alles neu bauen“, so Jaax.

Die Kita soll mit ihren beiden Gruppen schon zum neuen Kindergartenjahr, also in nicht einmal mehr einem Jahr, in die noch zu errichtende Kita am Jülicher Ring ziehen. Auch die drei Gruppen der städtischen Kita „Robert-Koch-Straße“ sollen laut Jaax gegenüber am Jülicher Ring einziehen.

Das habe den Vorteil, dass der Kinderschutzbund mit der Kita „Wirbelwind“ in die Räume an der Robert-Koch-Straße einziehen kann. Der „Wirbelwind“ musste den Standort an der Mühlenstraße nämlich wegen baulicher Mängel verlassen und ist aktuell in Containern am Keltenring untergebracht. Die Betriebserlaubnis in den Container sei aber auf ein Jahr begrenzt, so Jaax.

Mit diesen Überlegungen laufe alles auf eine gute Lösung hinaus. „Wir ziehen mit etwa 100 Kindern in die neue Kita, die mit 105 Plätzen geplant ist. Die Kita Wirbelwind bleibt in ihrem Sozialraum rund um die Robert-Koch-Straße, die Kinder können in ihren Gruppen bleiben, und die städtischen Mitarbeiter verändern ihren Arbeitsplatz nur minimal“, so Jaax, der zuversichtlich ist, dass das Gebäude am Jülicher Ring tatsächlich schon in elf Monaten fertig ist.­­­