Stiftung MarienhospitalNeuer Chef geht auf Kennenlerntour im Kreis Euskirchen

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Ein Mann mit einem Kurzarmhemd sitzt an einem aufgeräumten Schreibtisch.

Will die Tür zu seinem Büro immer offen halten für die Mitarbeiter: Johannes Hartmann, Leiter der Stiftung Marien-Hospital

Johannes Hartmann hat im Marienhospital in Euskirchen die Nachfolge von Andreas Schultz als Stiftungsleiter angetreten.

Das Ausscheiden von Andreas Schultz als Leiter der Stiftung Marien-Hospital Euskirchen kam für viele – auch wohl für die meisten der 1400 Mitarbeiter – überraschend. Die Leitung ging nahtlos an Johannes Hartmann über – geplant ist die Lösung bis Ende des Jahres. Er habe sich dienstags dem Verwaltungsrat vorgestellt, keine 24 Stunden später sei er Chef der Stiftung gewesen, so Hartmann.

Das war am 7. Juni. Seitdem ist der 68-Jährige auf „Kennenlerntour“. „Ich werde überall mit offenen Armen empfangen. Viele Mitarbeiter sind froh, dass jemand da ist, der mit Ruhe und Gelassenheit an die Sache rangeht“, sagt er: „Man hat mir gesagt, dass die Mitarbeiter wieder lächeln. Das freut mich.“

Während Hartmann rund um das Marien-Hospital nach eigenem Bekunden mit viel Gelassenheit an die neue Aufgabe herangeht, wurde zu Hause „intensiv diskutiert“, wie er es beschreibt: „Meine Frau war nicht begeistert, dass ich nicht mehr bei der Gema beschäftigt bin.“

Johannes Hartmann war zuletzt im Ruhrgebiet tätig

Damit ist laut Hartmann nicht die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte gemeint, sondern es leitet sich aus einer im Ruhrgebiet verbreitetem Wortbildung ab. „Gema Einkaufen, gema Müll rausbringen, gema irgendwas“, erklärt Hartmann schmunzelnd.

Eine Bedingung fürs „Ja“ seiner Frau für Euskirchen sei gewesen, dass er einen Tag in der Woche Homeoffice machen könne. Diesem Wunsch entsprach die Stiftung. Genau wie dem Wunsch, dass die Hartmanns eine Wohnung zur Verfügung gestellt bekommen. Fündig sind sie in Weilerswist-Süd geworden. „Es hat auch Vorteile, nicht direkt auf dem Campus zu wohnen“, sagt der Diplom-Kaufmann.

Viel mehr als das Marien-Hospital habe er noch nicht gesehen. Das habe einen Grund. „Ich möchte erst mal die Menschen kennenlernen und dann die Steine. Meine Tür steht immer offen“, sagt Hartmann. Mit „Steinen“ meint der neue Geschäftsführer des Marien-Hospitals die Einrichtungen der Stiftung (siehe „Zahlreiche Institutionen“). „Wir haben immer noch vielfältige Probleme mit Immobilien, die durch die Flut geschädigt worden sind. Deshalb sind die Menschen viel wichtiger“, so Hartmann.

Euskirchen: Hospiz kehrt in die alte Malzfabrik zurück

Ein bisschen Licht gibt es aber am Ende des Tunnels. So stehe der Rückzug ins Hospiz in der alten Malzfabrik in der Kernstadt spätestens im September bevor. Nach der Flut war das Hospiz im Marien-Hospital untergekommen.

Hartmann war nach eigenen Angaben 40 Jahre lang für die St.- Elisabeth-Stiftung in Essen mit Schwerpunkt St.-Elisabeth-Krankenhaus tätig. Das Krankenhaus mache 150 Millionen Umsatz jährlich. Die Stiftung Marien-Hospital macht laut Hartmann mit allen Einrichtungen etwa 100 Millionen Euro Umsatz pro Jahr. Neu sind solche verantwortungsvollen Aufgaben für ihn also nicht. Doch wie kommt jemand, der nach eigenen Angaben seinen (Un-)Ruhestand in vollen Zügen genossen hat, nach Euskirchen in die Stiftung Marien-Hospital?

„Es wurde jemand gesucht, der aus dem Stand heraus anfangen kann“

„Mein Vorteil war, dass ich relativ schnell verfügbar bin, weil ich keinen laufenden Vertrag oder Ähnliches hatte. Es wurde jemand gesucht, der aus dem Stand heraus anfangen kann“, antwortet Hartmann. Im Verwaltungsrat sei in den vergangenen Monaten zunehmend eine Unzufriedenheit über die Kommunikation und die Informationspolitik von Andreas Schultz aufgekommen. „Ich komme der Bitte des Verwaltungsrates gerne nach und freue mich, die Stiftungsfamilie mit meiner Berufserfahrung umfassend unterstützen zu können“, sagt der „Neue“.

Angesprochen worden sei er vom Geschäftsführender Vorsitzenden der Stiftung, Heinrich Clev. „Wir kennen uns aus dem Aufsichtsrat der Cellitinnen-Stiftung in Köln“, erklärt der 68-Jährige, der seine Hobbys Fotografieren, Lesen, Radfahren und Reisen am liebsten miteinander verbindet. „Radfahren und Lesen ist in der Kombination schwierig, aber man kann es in beliebiger Reihenfolge machen“, so Hartmann. Neben dem Kennenlernen von Menschen und Steinen will sich Hartmann zeitnah in die Projekte der Stiftung einarbeiten.

Dazu gehören die geplanten, sehr kostspieligen Erweiterungen rund um das Marien-Hospital und der angestrebte Senioren-Campus am Tuchmacherweg in der Innenstadt. Nach Informationen dieser Zeitung sollen in beide Projekte zusammen mehr als 80 Millionen Euro investiert werden.

Investieren will er auch in die Kontakte im Kreis. So seien Antrittsbesuche bei den Kollegen des Kreiskrankenhauses in Mechernich, bei Landrat Markus Ramers und der AOK geplant.


Zahlreiche Instititionen unter dem Dach der Stiftung Marienhospital Euskirchen

  • In der Stiftung Marien-Hospital Euskirchen sind derzeit rund 1400 Mitarbeiter beschäftigt. Zur Stiftung gehören das Krankenhaus Marien-Hospital (465 Betten), die Altenpflegeeinrichtungen Theodor-Rövenich-Haus und Resi-Stemmler-Haus sowie das Hospiz.
  • Zur Stiftung gehören auch die Kindertagesstätte am Krankenhaus, die Klinik für Psychosoziale Behandlung und Rehabilitation St. Martin in Stotzheim und die Seniorenwohnungen in der Gottfried-Disse-Straße sowie die Servicedienste wie Essen auf Rädern.
  • Im November 2021 nahm zudem das Medizinische Versorgungszentrum am Standort Zülpich seinen Betrieb auf. Auch die Psychiatrische Tagesklinik in Mechernich ist seit dem vergangenen Jahr in Betrieb. (tom)
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