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TV-CastingVon Euskirchen über „Paris“ ins Fernsehen – „Köln 50667“-Star gab Tipps

Lesezeit 6 Minuten
Eine Bewerberin freut sich über das Foto mit einer Fernseh-Schauspielerin.

Auf eine Komparsenrolle hofft die 16-jährige Imke (r.) nach dem Casting, bei dem sie auch Zoë Chiara Wallner, bekannt als Emma Reider aus der TV-Serie „Köln 50667“, traf.

Die Agentur „Komparserie and more“ veranstaltete im Café Paris in Euskirchen ein Fernseh-Casting und suchte Komparsen und Kleindarsteller.

„Ich möchte mich gerne im Schauspiel ausprobieren“, beschreibt Imke R. ihre Motivation. Die 16-Jährige war mit ihrer Mutter Sabrina R. aus Göttingen nach Euskirchen gekommen, um an einem Casting für Kino, Film und TV-Shows im Café Paris teilzunehmen. „Mir gefällt es, in verschiedene Rollen zu schlüpfen und anders zu sein, als man wirklich ist“, verriet Imke, die gerade in ihre zweijährige Ausbildung zur Sozialpädagogischen Assistentin gestartet ist. Ausschlaggebend für die Reise war ein Social-Media-Post von Zoë Chiara Wallner, die durch ihre Rolle als Emma Reider in der RTL2-Serie „Köln 50667“ Imke als Fan für sich gewonnen hat.

„Ich werde auf meinem Social-Media-Kanal oft gefragt, wie man als Komparse in die Sendung kommt“, erklärte dazu die Schauspielerin, die zur Freude ihrer Fans im Café vorbeischaute. „Hier unterstütze ich gerne“, so die 21-Jährige, die schon als Kind von Auftritten im Fernsehen träumte: „Damals war ich eher schüchtern, aber zu Hause habe ich verschiedene Szenen nachgespielt und wollte gerne die Frau der Nivea-Werbung werden.“

Zoë Chiara Wallner rät zu Komparsenrollen zum Ausprobieren

Stattdessen ist Wallner seit Januar 2023 mit ihrer Rolle als Emma im TV-Geschäft angekommen. „Ich selbst war Fan der Serie und habe mich immer wieder dort beworben“, verriet Wallner ihre Bemühungen: „Eine Komparsenrolle ist eine gute Möglichkeit, sich vor der Kamera auszuprobieren.“

Komparsen oder Kleindarsteller für Film und Fernsehen zu finden, ist das Metier von Christos Giatagantzidis, der mit seiner Agentur „Komparserie and more“ das Casting veranstaltete. Der gelernte Koch ist selbst als Komparse in die Filmbranche gestartet. „Meine Tante war beim WDR für Schauspielbesetzungen zuständig“, erklärte der 52-Jährige, wie er dazu kam, seinen Beruf in der Gastronomie an den Nagel zu hängen.

Christos Giatagantzidis' Agentur betreut rund 60.000 Personen

Aus dem Spaß, „als Statist am Filmset mit wenig Aufwand Geld zu verdienen“, ist die Agentur entstanden, in der Giatagantzidis nach eigenen Angaben 60.000 Personen für Jobs bei Film und Fernsehen, als Komparse, Lichtdouble, Seat-Filler oder Kleindarsteller betreut. „Die ersten Produktionen, für die ich gearbeitet habe, waren Danni Lowinski mit Annette Frier und die Heute-Show mit Oliver Welke“, erinnerte er sich an die Anfänge vor 15 Jahren. Was ist wichtig? „Ich lege großen Wert auf Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit“, so der Agenturchef.

Castinggespräch im Café Paris in Euskirchen.

Einige TV-Erfahrung haben Conny (v.l.) und Andrä Knitter, hier im Gespräch mit Agenturchef Christos Giatagantzidis und Mitarbeiterin Tracy Parnet.

Beim Casting im Café Paris stand die Pünktlichkeit außen vor. Jeder zwischen 16 und 70 Jahre war eingeladen, von 10 bis 18 Uhr vorbeizuschauen. In Empfang genommen wurden die Interessenten von Wiam Boujjia, Sergio Klee und Artur Heinelt und mit einem Castingformular versorgt. Neben Name, Alter, Beruf wurden hier Konfektionsgrößen, Sprachen und besondere Fähigkeiten abgefragt.

Mutter begleitet Tochter und erhält ein Angebot für eine Rolle in „Notruf“

„Das Interesse ist wirklich groß“, war Boujjias Resümee nach den ersten Stunden: „Die Leute erkundigen sich vor allem, ob das Casting für eine spezielle Produktion stattfindet.“ Im Anschluss befragte Giatagantzidis mit Tracy Parnet, Gerd Brings und Romina Rafati die Bewerber unter anderem nach ihrer Motivation.

Sabrina R., die ursprünglich nur als Begleitung ihrer Tochter vor Ort war, hatte spontan entschieden, ebenfalls einen Castingbogen auszufüllen. „Wir mussten angeben, wofür wir uns interessieren, wie flexibel wir abrufbar sind und welche Vorlaufzeit wir für einen Castingjob benötigen“, so die 42-Jährige. Tatsächlich wurde ihr bereits eine kleine Rolle als Restaurantgast in der Retter-Doku-Serie „Notruf“ von Bärbel Schäfer angeboten: „Zuhause muss ich in meinem Terminkalender nachsehen, ob das zeitlich klappt.“

Auch fernseherfahrene Bewerber kamen zum Casting nach Euskirchen

Jede Menge Erfahrung brachten Claus und Katharina G. zum Casting mit. „Anfangs bin ich über Restkarten als Zuschauer zu Fernsehaufzeichnungen gegangen“, blickte Katharina G. auf die Anfänge zurück. Daraus sei später der Wunsch entstanden, selbst an Shows teilzunehmen. Bei der Spielshow „Mein Mann kann“ trat das Ehepaar bereits gegen andere Paare an, bei der Rateshow „Wer isses?“ mussten Prominente Merkmale über die beiden Wuppertaler herausfinden.

„Für mich zählt vor allem der Spaß an der Sache, bei der man nebenbei Geld verdient“, so Claus G. „Außerdem verbringe ich die Zeit mit meiner Frau und lerne bei den Shows tolle Menschen kennen“, ergänzte der 55-Jährige, der über sich selbst sagt, „gerne im Mittelpunkt zu stehen“. „An einer Kochshow würde ich aber ohne meinen Mann teilnehmen“, ergänzte Katharina G. Die 48-Jährige sagte jedoch auch: „Man sollte nicht auf Teufel komm raus bei einer Sendung mitmachen.“

Andrä und Conny Knitter stellen bei Kabel Eins Do-it-Yourself-Projekte vor

So sehen das auch Andrä und Conny Knitter. Das Ehepaar aus dem Kreis Ahrweiler stellt seit über zehn Jahren in der Kabel-Eins-Sendung „Abenteuer Leben“ Do-it-yourself-Projekte vor. Ob Outdoorküche, ein Pool als Wintergarten oder ein Gartenteich – der Hochbaupolier und die Verkäuferin geben Tricks und Tipps für eine gelungene Umsetzung. Das jüngste Projekt „Traumhaus oder Albtraum? Familie Knitter baut ein Haus – Komplett in Eigenregie“ ist da schon ein ganz anderes Kaliber. „Wir möchten anderen Mut machen, den Traum vom eigenen Haus zu verwirklichen“, formulierte Andrä Knitter die Beweggründe. Nach wie vor sind beide offen für Neues, aber immer verbunden mit dem Vorsatz, „sich nicht zum Deppen zu machen“.

Neu ist die erste eigene Musikproduktion von Conny Knitter. „Als 15-Jährige habe ich bei Gesangswettbewerben in der Disco mit live gesungenen Madonna-Songs regelmäßig den ersten Platz gemacht“, berichtete die 53-Jährige: „Dann kam das normale Leben dazwischen. Mittlerweile frage ich mich des Öfteren, was gewesen wäre, wenn es anders gekommen wäre.“ Ihren ersten Auftritt mit ihrem Song „Heute drehen wir die Insel auf links“ hat sie mittlerweile auf Mallorca präsentiert – natürlich begleitet von einem Kamerateam.

Auch der Café-Besitzer will einen Castingbogen ausfüllen

Um neue Rollen für ihren Nebenverdienst in der Fernsehwelt zu finden, ist Giatagantzidis der richtige Ansprechpartner. „Christos ist sehr solide in seinem Job, ihm ist Menschlichkeit wichtig, und wir haben zu ihm eine Vertrauensbasis“, so Andrä Knitter. Insgesamt ist das Casting für einige ein großes Wiedersehen. Auch für Tomas Veit war die Bekanntschaft zu Giatagantzidis ein Grund, sein Café für das Casting zur Verfügung zu stellen. „Ich bin immer offen für Neues und überlege, später auch einen Castingbogen auszufüllen“, bestätigte der 32-Jährige, der mit seiner Mutter Svetlana Merkler nach der Flutkatastrophe 2021 mit den Cafés Paris und Berlin in Euskirchen ebenfalls einen Neustart auf die Beine stellen musste.

Mit dem Casting war Giatagantzidis schon zur Halbzeit zufrieden: „Bis jetzt haben bereits 80 sehr gute, neue Leute vorgesprochen.“ Einige von ihnen konnten das Casting mit ihrem ersten TV-Einsatz in der Tasche verlassen, etwa für „Notruf“, für „Das 1% Quiz“ mit Jörg Pilawa und für die Serie „Köln 50667“.