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50 Jahre Kommunale Neugliederung im Kreis Euskirchen„Es gab damals schon Konflikte“

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Die Altkreise Euskirchen und Schleiden bestanden aus vielen kleinen Gemeinden, die noch kleinere Dörfer wie den Mechernicher Ortsteil Hostel verwalteten.

Kreis Euskirchen – Vier amtsfreie und 67 amtsangehörige Gemeinden, verteilt auf elf Ämter. Den Kreis Euskirchen zu verwalten, war noch in den 1960ern eine Mammutaufgabe. Dann kam am 10. Juni 1969 das Gesetz zur Neugliederung des Landkreises Euskirchen. Übrig blieben sechs Kommunen: die Städte Zülpich, Euskirchen, Bad Münstereifel und Erftstadt sowie die Gemeinden Weilerswist und Veytal. Doch harmonisch sei auch das nicht abgelaufen, weiß der ehemalige Oberkreisdirektor Dr. Karl-Heinz Decker. „Wo wir hintraten, traten wir auf verbrannte Erde.“

1967 wechselte Decker aus dem Bonner Bundesinnenministerium nach Euskirchen – und stand vor einem Minenfeld. „Damals kochte die Diskussion richtig hoch“, sagt Decker. In ganz Nordrhein-Westfalen debattierte die Politik über die Pläne, die Gemeinden neuzuordnen. „Der Landkreisverband wurde von der ganzen Sache überrollt.“

Die Serie zur Kommunalen Neugliederung

Mit dem Aachen-Gesetz, das am 1. Januar 1972 in Kraft trat, wurde das Gebiet des Regierungsbezirks Aachen und des Kreises Euskirchen neu gegliedert. Für die Menschen in den Altkreisen Euskirchen und Schleiden war die Zusammenlegung ein einschneidendes Erlebnis.

Wirtschaft, Natur, Entwicklungsstand – in fast jeder Hinsicht unterschieden sich Nord- und Südkreis damals. Im neuen Kreis trafen zwei Mentalitäten aufeinander, die kaum verschiedener sein könnten. Konflikte zwischen Nordeifelern und Tieflandbewohnern waren programmiert.

Mittlerweile sind 50 Jahre vergangen. Viele Hoffnungen der damaligen Politik haben sich erfüllt, aber auch die Kritiker sollten Recht behalten. In dieser Serie beleuchtet die Redaktion die Neugliederung – immer mit der Zukunft im Blick. Wir haben mit Zeitzeugen und Entscheidern von heute gesprochen, in Archiven und historischen Sammlungen recherchiert.

Im Mittelpunkt der Serie stehen Fragen wie: Sind alte Rivalitäten noch immer ein Thema? Welche unsichtbaren Grenzen gibt es zwischen den Altkreisen? Wie stände ein theoretischer Eifelkreis Schleiden-Monschau heute da? (maf)

Der Anlass war banal: Viele Gemeinden im Land waren schlicht zu klein. Es gab Gemeinden, die Aufgaben der Daseinsvorsorge nicht erfüllen konnten. Verwaltungen waren nicht mehr einsatzbereit. „Eine Gemeinde bei Bad Münstereifel war so klein, dass nicht einmal ein Bebauungsplan aufgestellt werden konnte. Alle Ratsmitglieder waren befangen“, erläutert Decker.

Kleine Kommunen mit großen Ambitionen

Schnell weckte die Neuordnung aber auch Begehrlichkeiten. Kleine Ämter hatten große Ambitionen: Satzvey etwa strebte den Großgemeinden-Status an. Das Gebilde sollte sich entlang des Rotbachs bis zum Zülpicher See erstrecken, außerdem Wißkirchen, Billig, Kreuzweingarten und Rheder sowie den Bad Münstereifeler Ortsteil Kalkar umfassen. „Es gab aber damals schon gewisse Grenzkonflikte“, sagt Decker.

Am Ende schuf das Land die Gemeinde Veytal mit Kommern als Verwaltungszentrum. Auch bei den Nachbarkreisen bedienten sich die neuen Gemeinden: Hohn und Nöthen kamen aus dem Altkreis Schleiden, Wissersheim aus dem Landkreis Düren. Straßfeld, das den Kreis Euskirchen verließ, ereilte ein kurioses Schicksal: Wegen eines juristischen Fehlers gehörte es 31 Tage lang weder zu einem Amt noch zu einem Kreis.

In der Eifel hinterließ die Neuordnung ihre Spuren

Auch jenseits der Bezirksgrenze, im Landkreis Schleiden, hinterließ die Neuordnung ihre Spuren. Vor dem 1. Juli 1969 waren neun Ämter sowie 71 Städte und Gemeinden über den Kreis verteilt. Übrig blieben 15 Kommunen. Es entstanden die neuen Gemeinden Hellenthal, Dahlem, Nettersheim, Blankenheim, Mechernich und Kall.

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Die Städte Schleiden und Gemünd blieben wie die Gemeinden Dreiborn, Harperscheid, Broich, Bronsfeld, Oberhausen und Schöneseiffen eigenständig. Zwei Kommunen schlossen sich schon ein Jahr vor der Neugliederung zusammen: Heimbach und Hausen.