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Diskussion um FeuerwehrDie Zukunft der Weilerswister Wache ist weiter ungewiss

Lesezeit 5 Minuten
Ein Feuerwehrauto steht vor der Wache am Rathaus in Weilerswist.

Geht es nach SPD und CDU, wird nun erst geprüft, was eine Sanierung der Feuerwache am Rathaus in Weilerswist kostet.

Ob die Feuerwache am Weilerswister Rathaus saniert oder neu gebaut wird, darüber konnte keine Einigkeit erzielt werden.

Keine weitere Zeit verschwenden und den Bau der Feuerwache vorantreiben – das forderte die Weilerswister FDP in der Ratssitzung am 14. März. Nach mehr als einem Jahrzehnt der Planung werde es nun Zeit, Verantwortung zu übernehmen und den Bau in Angriff zu nehmen, sagte FDP-Fraktionschef Frank Dederich. Bereits 2014 hatte die Feuerwehr signalisiert, dass sie eine neue Wache braucht.

Daraufhin hatte der Rat den Bau einstimmig beschlossen. Lediglich die Standortfrage sei damals noch nicht abschließend geklärt gewesen, so Dederichs Fraktionskollege Hans-Peter Nussbaum: „Unser Antrag bezieht sich also nur darauf, einen Beschluss, den wir damals getroffen haben, nun endlich durchzuführen.“

Ganz oben auf der Prioritätenliste steht der Neubau des Feuerwehrgerätehauses in Lommersum.
Daniel Rudan, SPD

Verwundert sei er, so Nussbaum, über die neuen Pläne, die nun ins Spiel gebracht würden. Damit bezog er sich auf Anträge von SPD und CDU, die sich statt eines Neubaus für eine Ertüchtigung der bisherigen Wache am Rathaus aussprechen. Den Grund für dieses Umdenken legte Daniel Rudan (SPD) dar: „Wir haben Hausaufgaben, die wir erledigen müssen. Und ganz oben auf der Prioritätenliste steht der Neubau des Feuerwehrgerätehauses in Lommersum.“

Diese neue Prioritätenliste ergibt sich aus den Untersuchungen der Unfallkasse NRW, die alle Gerätehäuser in der Gemeinde unter die Lupe genommen hat. Fazit: In Lommersum besteht große Gefahr für die Einsatzkräfte. Das Lommersumer Gerätehaus ist laut den Experten der Unfallkasse auch durch Sanierungsmaßnahmen nicht mehr auf Vordermann zu bringen.

Vernicher Wache liegt im Überschwemmungsgebiet

„Gleichzeitig dürfen wir uns finanziell nicht übernehmen. Schließlich stehen auch noch der Ausbau der Gesamtschule und weitere Investitionen an“, so der Sozialdemokrat. Doch ob eine Ertüchtigung der jetzigen Wache im Vergleich zu einem Neubau der zusammengelegten Feuerwache sinnvoll sei, zweifelte Nussbaum an: „Werfen wir das Geld dann nicht an der falschen Stelle aus dem Fenster?“

Hinzu komme, dass gleichzeitig auch die Vernicher Wache ertüchtigt werden müsse – und die liege im Überschwemmungsgebiet der Erft. Dieser Auffassung war auch Myriam Kemp (Bündnis 90/Die Grünen). Natürlich würde der Neubau der zusammengelegten Feuerwache alle Weilerswister Bürger „ein Heidengeld“ (in Form von erhöhten Steuern) kosten.

Doch dagegen heißt nicht gänzlich dagegen.
Dino Steuer, CDU

Das sei vielleicht unangenehm, doch gehöre es für sie auch zur kommunalpolitischen Verantwortung, auch unangenehme Entscheidungen zu treffen und den Bau nicht weiter in die Zukunft zu verschieben – zumal das ja auch nichts anderes bedeute, als steigende Kosten, die man dann später zu tragen hätte. Deswegen plädierte sie dafür, jetzt für den Antrag der FDP-Fraktion zu stimmen, der letztlich aber mehrheitlich abgelehnt wurde: FDP-, UWV- und Grünen-Fraktion stimmten dafür, CDU und SPD dagegen.

„Wir haben jetzt eine Entscheidung getroffen“, sagte CDU-Fraktionschef Dino Steuer dann: „Doch dagegen heißt nicht gänzlich dagegen.“ Die Fraktion wolle lediglich erreichen, dass die Kosten miteinander vergleichbar seien. „Und wenn es nur einen marginalen Unterschied gibt, würden wir natürlich einen Neubau favorisieren.“

Der Weilerswister UWV-Chef spricht von unscharfen Zahlen

In den Angaben der Kostensumme für eine neue Wache gebe es große Abweichungen, kritisierte UWV-Fraktionschef Uwe Wegner. So habe es vor einiger Zeit noch geheißen, die Gesamtsumme für die Zusammenlegung betrage 18 Millionen Euro, im Antrag der SPD-Fraktion war von 20 Millionen Euro die Rede, im Antrag der CDU-Fraktion von 20 bis 30 Millionen. „Das zeigt bereits, wie unscharf die in den Vordergrund geschobenen Zahlen sind“, sagte Wegner.

Bisher liege schließlich nur eine rudimentäre Schätzung des Fachplaners vor. Voraussetzung für die Planung der zusammengelegten Feuerwache müsse sein, dass alle relevanten Umstände auf den Tisch kämen und berücksichtigt würden. Letztlich einigte sich die Politik darauf, die Kostenermittlung und die vorbereitende Planung für das Feuerwehrgerätehaus in Lommersum zu beschließen.

Bis die Wache Lommersum fertig ist, könnten drei Jahre vergehen

Laut Bürgermeisterin Anne Horst (parteilos) sind eine Million Euro für die Planung und sonstige erste Schritte fürs neue Lommersumer Gerätehaus im Haushalt eingeplant. Alleine die Flächennutzungsplanänderung werde aber ein Jahr in Anspruch nehmen. Wenn alles perfekt laufe, dürften drei Jahre bis zur Fertigstellung vergehen. „Wir werden uns zeitnah mit der Löschgruppe zusammensetzen und erste Bedarfe eruieren“, so die Bürgermeisterin.

Und wie sieht die Feuerwehrspitze der Gemeinde Weilerswist das Thema? „In meiner Brust schlagen zwei Herzen. Wir müssen in Lommersum anfangen, weil dort die höchste Gefahrenlage besteht“, sagt Wehrleiter Jürgen Schmitz. Er hofft aber, dass das „Projekt Weilerswist/Vernich nicht aus den Augen verloren wird“. Beides parallel zu realisieren sei natürlich ein Traum, dieser sei aber unrealistisch.

Natürlich dürfen wir der kommenden Generation nicht nur Schulden hinterlassen, aber wir müssen auch an ihre Sicherheit denken.
Feuerwehrmann

Schließlich, so heißt es aus Feuerwehrkreisen, habe man in Weilerswist noch andere Baustellen abseits der Feuerwehr. Man dürfe aber nicht vergessen, dass das Feuerwehrgerätehaus in Vernich im Überschwemmungsgebiet stehe. „Und wer investiert unter normalen Umständen schon Geld in etwas, was beim nächsten Hochwasser wieder kaputt sein könnte? Eigentlich niemand“, sagt ein Feuerwehrmann. Zumal man eine Feuerwache nicht nur für ein paar Jahre baut.

„Das Vernicher Gerätehaus und die aktuelle Wache in Weilerswist haben beide mehr als 50 Jahre auf dem Buckel“, so der Feuerwehrmann weiter: „Natürlich dürfen wir der kommenden Generation nicht nur Schulden hinterlassen, aber wir müssen auch an ihre Sicherheit denken. Die Feuerwehr wird Aufgaben abdecken müssen, die sie so noch nicht auf dem Schirm hat. Auch das ist Daseinsvorsorge für künftige Generationen.“

Neben dem Überschwemmungsgebiet in Vernich hat auch die aktuelle Wache in Weilerswist einen Standortnachteil. Sie liegt unmittelbar am Bahnübergang an der Kölner Straße. Nach der Elektrifizierung dürften die Schranken noch häufiger geschlossen sein.

Hilfsfristen jenseits der Bahnlinie sind dann noch schwieriger einzuhalten. Das wäre bei einer gemeinsamen Wache an der L163n wesentlich einfacher, weil die Einsatzkräfte den Bahnübergang nicht überqueren müssten, um etwa ins Gewerbegebiet oder zur Autobahn zu kommen.