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Mikroklima verbessernGrünen-Fraktion fordert Tiny Forests und Pikoparks für Weilerswist

Lesezeit 4 Minuten
In Warnwesten pflanzen einige Personen Bäume dicht aneinander.

Durch dichte Bepflanzung könnte zwischen Tankstelle und Schnellrestaurant in kürzester Zeit ein Wald entstehen.

Für ein besseres Mikroklima fordern die Grünen in Weilerswist die Errichtung kleiner, dicht bepflanzter Wälder nach japanischem Vorbild.

Ein Mikrowald oder auch „Tiny Forest“ ist ein kleiner, intensiv bepflanzter Bereich, der darauf abzielt, die natürliche Dynamik eines Waldes auf kleinem Raum nachzubilden. Die Idee stammt ursprünglich aus Japan. Diese Art Wald wünscht sich die Grünen-Fraktion nun auch für Weilerswist.

Fraktionsmitglied Karl-Heinz March fordert per Antrag die Pflanzung eines Mikrowaldes an zwei Standorten: zum einen zwischen Klein-Vernich und Horchheim, zum anderen in der Nähe des Fachmarktzentrums bei McDonald's und der Shell-Tankstelle. Dort gebe es eine Ausgleichsfläche, die nach Ansicht von Fraktionschefin Marcelle Kristen-Dechamps momentan „ohnehin nichts fürs Auge“ ist.

Einen kleinen Wald zwischen McDonald's und Tankstelle errichten

„In Deutschland gibt es mittlerweile schon eine ganze Reihe sogenannter Tiny Forests“, so March. Etwa in Köln, Mannheim, Essen, Darmstadt, Rüsselsheim oder Mülheim an der Ruhr. Und die Liste der Städte mit winzigen Wäldern wächst stetig. Auch für 2024 sind einige geplant, etwa in Berlin oder Bielefeld.

Das Prinzip: „Auf nur einem Quadratmeter werden drei Bäume gepflanzt. Dadurch, dass sie so nah aneinander stehen, setzt man sie unter Wachstumsstress.“ So wüchsen die Bäume schnell und es dauere nicht lange, bis ein „echtes Waldgefühl“ hergestellt sei, erklärt Kristen-Dechamps. March: „Es können schon kleine Flächen ab der Größe eines Tennisplatzes zu einem selbstständigen Habitat heranwachsen, das dann kaum noch einer Pflege bedarf.“

Um einen Mikrowald zu errichten, sei neben geringer Fläche und hoher Pflanzdichte auch wichtig, dass sich die Pflanzauswahl auf klimaangepasste, einheimische Arten konzentriere. Nur so könne die lokale Biodiversität unterstützt werden. „Wir wollen ein Biotop schaffen, in dem die Tierwelt sich wohlfühlt und hoffentlich einen Rückzugsort findet“, sagt Kristen-Dechamps.

In „Pikoparks“ sollen sich auch Menschen wohlfühlen

Und nicht nur die Tierwelt soll sich wohlfühlen: Auf dem größeren der beiden Gebiete am Fachmarktzentrum, die Fraktionschefin schätzt es auf mindestens 2500 Quadratmeter, soll der Mikrowald noch durch einen Pikopark ergänzt werden. Bei Pikoparks handelt es sich um sehr kleine naturnah gestaltete Parkanlagen auf oft weniger als 100 Quadratmetern. Auch sie sind intensiv bepflanzt – mit Bäumen, Sträuchern, Blumen und Gras.

So ein Park könnte den Weilerswistern künftig ein Naherholungsgebiet bieten. March: „Diese Anlagen werden im Idealfall durch die Anwohnerinnen gepflegt und unter fachlicher Anleitung mitgestaltet.“ Zudem könne das ganze Gebiet als „Grünes Klassenzimmer“ fungieren, in dem hautnah zu erleben sei, was der Wald für das Klima bedeute. „Schon in der Nähe eines kleinen Waldes sinkt die Temperatur schließlich spürbar ab.“

Die Politiker des Ausschusses für Klima, Infrastruktur, Energie und Mobilität waren von der Idee der kleinen Wälder grundsätzlich angetan. Doch gab es Konflikte bezüglich der Auswahl der Flächen.

Statt eines Waldes war ein Schnellrestaurant geplant

So erinnerte Ausschussmitglied Hans-Peter Nußbaum (FDP) etwa daran, dass vor einiger Zeit ein anderer Bebauungsplan für das Areal am Fachmarktzentrum beschlossen worden war: Dort sollte ursprünglich ein Schnellrestaurant gebaut werden. Würde dies passieren, könnte die geplante Fläche nicht für Mikrowald und Pikopark genutzt werden. Dann müsse die Ausgleichsfläche zunächst einmal „umziehen“ und zusätzlich auch noch eine weitere errichtet werden, weil – bedingt durch den Bau des Schnellrestaurants – eine weitere Fläche versiegelt würde, sagte Kristen-Dechamps.

March findet – allen in der Vergangenheit gefassten Plänen zum Trotz –, dass die Errichtung des Mikrowaldes mit angegliedertem Pikopark aber genau an dieser Stelle Sinn mache. Schließlich gebe es in allen Ortschaften der Gemeinde nur wenige Plätze, die überhaupt Naherholung ermöglichten oder Nähe zur Natur schafften.

Zur Finanzierung: March schlägt vor, die Finanzierung des Projekts aus dem Treuhandfonds Weilerswist-Süd, verwaltet durch die DSK, zu prüfen, da die Fläche unmittelbar in diesem Bebauungsgebiet liege. Zusätzlich verweist er auf Fördermöglichkeiten sowie den im Haushalt eingesetzten „Klimatopf“.

Die Entscheidung wird nun aber zunächst vertagt. Es muss erst geprüft werden, inwieweit der Bebauungsplan am Fachmarktzentrum geändert werden muss und welche Kosten mit der dichten Bewaldung einhergehen – und ob ein „normaler Wald“, in dem Bäume in größeren Abständen gepflanzt würden, an diesen Stellen nicht doch günstiger wäre.