Bei einer Untersuchung der Unfallkasse NRW wurden diverse Mängel in den Feuerwehrgerätehäusern in Weilerswist gefunden.
Weitere Millionen-Ausgaben?Unfallkasse NRW findet diverse Mängel bei der Weilerswister Feuerwehr
In Weilerswist brennt es – mal wieder. Nachdem zunächst Wehrleiter Jürgen Schmitz die Feuerwehr als nur eingeschränkt einsatzfähig erklärt hatte, waren nun Vertreter der Unfallkasse NRW vor Ort und haben die fünf Feuerwehrgerätehäuser der Gemeinde unter die Lupe genommen.
„Dabei wurden Mängel festgestellt“, sagt Claudia Roberz, Pressesprecherin der Gemeinde Weilerswist. Während der Besichtigung seien bereits „lösungsorientierte Maßnahmen“, etwa bei den Absauganlagen in den Fahrzeugbereichen, mit der Unfallkasse beraten worden.
Experten haben mehrere Mängel festgestellt
„Dort sind Verbesserungen zeitnah notwendig, die jetzt auf den Weg gebracht werden“, so Roberz. Nach Informationen dieser Zeitung waren die fehlenden Absauganlagen in vier der fünf Gerätehäuser nicht der einzige Mangel, den die Experten festgestellt haben. So wurde auch die fehlende Schwarz-Weiß-Trennung in den Gerätehäusern in Weilerswist, Lommersum, Hausweiler, Vernich und Metternich kritisiert.
Bei der sogenannten Schwarz-Weiß-Trennung handelt es sich um die räumliche Trennung von verschmutzter Einsatz- und nicht-kontaminierter Privatkleidung. In Metternich wird das Gerätehaus gerade umfangreich saniert. Dort wird nach Angaben der Feuerwehr versucht, die Trennung künftig „bestmöglich“ zu gewährleisten. Machbar sei das aber eigentlich nur, wenn man komplett neu baue, heißt es aus Reihen der Weilerswister Wehr – und zwar an allen Standorten.
Weitere Millionen-Ausgaben könnten auf die Gemeinde zukommen
Es könnten also weitere Millionen-Ausgaben auf die Gemeinde zukommen – neben dem bereits geplanten Neubau der Weilerswister Wache, in die auch die Löschgruppe Vernich einziehen soll. Mindestens 16 Millionen Euro wird der Neubau an der K 11 nach Angaben der Gemeindeverwaltung kosten.
Und auch der Blick in die Nachbarkommunen verdeutlicht, dass es für Weilerswist teuer werden könnte. In Kommern kostet der Neubau des Feuerwehrgerätehauses nach Angaben der Mechernicher Verwaltung vier Millionen Euro, die kleinere Variante in Bleibuir mehr als 2,5 Millionen. „Dort, wo mittelfristig keine Schwarz-Weiß-Trennung möglich ist, müssen kompensierende Maßnahmen getroffen werden“, heißt es aus der Weilerswister Feuerwehrleitung.
Öffentliche Vorstellung der Ergebnisse?
Eine solche Maßnahme sei, dass die Feuerwehrleute nach einem Einsatz ihre Kleidung bereits vor Ort ausziehen. Diese kommen in Kleidersäcke, die nicht ins Feuerwehrfahrzeug gepackt, sondern auf einen Logistikanhänger geladen und anschließend in die Wäscherei gefahren werden. Nach einer ähnlichen Inspektion der Unfallkasse in Bad Münstereifel musste dort übrigens der Brandschutzbedarfsplan umgeschrieben werden – zu groß waren die festgestellten Mängel.
In Bad Münstereifel wurde der Bericht der Unfallkasse damals im entsprechenden Ausschuss öffentlich vorgestellt. Geschieht das auch in Weilerswist? Nach Angaben von Gemeindesprecherin Roberz ist darüber verwaltungsintern noch nicht gesprochen worden. Mehr oder weniger sprachlos machte die Vertreter der Unfallkasse wohl das Gerätehaus in Lommersum. Dort besteht schon vor dem Einsatz Gefahr.
Überlegungen zur Lösung des Problems
Der Grund: Am Gerätehaus wird's gefährlich, wenn ein großes Feuerwehrfahrzeug aus einer eigentlich zu kleinen Garage in einen definitiv zu kleinen Hof gefahren werden muss – zunächst vorwärts, dann rückwärts, dann wieder vorwärts, weil die Kurve für das Löschfahrzeug zu eng ist. Und dann ist da noch die schmale Zufahrt zu dem Hof, über die auch die anrückenden Kameraden fahren müssen.
Weilerswists Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst weiß um die Umstände, mit denen die Einsatzkräfte konfrontiert sind. „Es gibt eine Spannung zwischen der Bausubstanz, die wir in vielen Orten haben, und der sich entwickelnden Technik“, sagt die Verwaltungschefin. Ihr zufolge gibt es verschiedene Überlegungen, wie man das Problem lösen kann. So sei mit Nachbarn gesprochen worden, ob nicht angrenzende Grundstücke an die Gemeinde abgetreten werden könnten.
Mehrere Möglichkeiten stehen im Raum
„Wir haben aber auch darüber gesprochen, das Feuerwehrgerätehaus aus der engen Dorfbebauung herauszuholen“, so die Bürgermeisterin. Das könnte eine Option sein, wenn sich Lommersum vergrößern würde – laut Entwurf des Regionalplans ist das einerseits in Richtung Procter & Gamble denkbar, aber auch in Richtung A1. Bei letztgenannter Option käme laut Horst ein Grundstück in Richtung Niederberg infrage, das im Besitz der Gemeinde ist.
Sollte der Ort in Richtung Osten entwickelt werden, ist Horst zufolge ein gemeinsames Feuerwehrgerätehaus jenseits der Erft in Richtung Hausweiler denkbar. Gemeindesprecherin Roberz zufolge erfolgt die Entscheidung mit der Fortschreibung des Brandschutzbedarfsplans. Wie vielerorts im Kreis, ziehen sich die Feuerwehrleute in der Gemeinde Weilerswist in der Fahrzeughalle um, wenn sie sich auf den Weg zum Einsatz machen oder von diesem zurückkommen.
In manchen Punkten wird Bericht abgewartet
Dadurch besteht die Gefahr, dass die Feuerwehrleute angefahren oder die Kleidung durch Dieselabgase der Motoren kontaminiert wird. Nach Angaben der Wehrleitung gibt es in drei von fünf Gerätehäusern Spinde für die Kleidung der Einsatzkräfte. Das wurde nach Informationen dieser Zeitung von der Unfallkasse positiv hervorgehoben. Es müssten aber auch Spinde in den beiden anderen Gebäuden installiert werden.
Das ist im Bestand aber gar nicht so einfach. Der Grund: Platzmangel. Ein Spind ist deutlich breiter als ein Haken. „Wir erwarten den Bericht der Unfallkasse. Auf dessen Basis wird ein entsprechender Maßnahmenkatalog erarbeitet. Danach werden die beanstandeten Punkte sukzessive abgearbeitet“, sagt Roberz.
Wehrleiter Jürgen Schmitz sagt, dass in manchen Punkten nicht erst auf den Bericht gewartet werde. So stünden in manchen Gerätehäusern Gefahrstoffe in einem Regal über Kopfhöhe. „Wenn ein Deckel nicht richtig verschlossen ist, ist das ein Problem. Da können wir schnell und einfach Abhilfe schaffen – indem wir einen anderen Lagerplatz finden“, berichtet der Weilerswister Feuerwehr-Chef.