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WiederaufbauBundesministerin zu Gast in Euskirchener BZE

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Prüfungsvorbereitung: Jan Paul Bienfuß übt in der Werkstatt des BZE das Auftragen von Reibeputz. 

Euskirchen-Euenheim – So ein bisschen Wahlkampf ist natürlich immer dabei, wenn vor den Landtagswahlen die Bundesprominenz sich dort sehen lässt, wo sie sich sonst nur selten sehen lässt. Aber selbst wenn er in Schleiden der CDU-Fraktion vorsitzt, wäre es äußerst ungewöhnlich, wenn Jochen Kupp die Gelegenheit liegen ließe, bei der Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger für seine Zukunftspläne zu werben. Sogar wenn diese mit einem kompletten FDP-Tross inklusive Landtagskandidaten und Bundestagsabgeordnetem anreist.

Denn die Finanzierung für die Planung, das Berufsbildungszentrum Euskirchen (BZE), das Kupp als Geschäftsführer leitet, wenige hundert Meter von seinem augenblicklichen Standort entfernt neu zu errichten, steht bislang noch nicht einmal auf tönernen Füßen. Von den notwendigen rund 50 Millionen Euro fehlen, abzüglich der Verwertung des aktuellen Grundstücks und der Hallen sowie der avisierten Versicherungssumme nach dem Hochwasserschaden, noch rund 40 Millionen Euro. Doch Kupp ließ bei dem Besuch keinen Zweifel an der Bedeutung seiner Bildungseinrichtung.

Krise verdeutlicht Notwendigkeit des Handwerks

„Jetzt hat man in der Region gemerkt, wie sehr Handwerker fehlen“, sagte er bei einem Rundgang durch die Hallen des BZE. Häme war bei der Aussage allerdings nicht dabei, denn wie so viele Privatpersonen und Betriebe im Kreis wurde auch das BZE an seinem Standort nahe des Veybachs vom Hochwasser getroffen. Rund 1,50 Meter hoch stand das Wasser in den Hallen, und noch immer sind weite Bereiche nicht brauchbar. Auf 4,6 Millionen Euro wurde die Schadenssumme geschätzt.

„Wir waren schon immer gut im Improvisieren“, stellte Kupp fest. Bereiche rückten zusammen, die Kfz-Technik zog zu den Elektrikern, und die Heizungsbauer siedelten in die Werkstatt der Tischler über, die ihre Hobelbänke wiederum in die Kfz-Werkstatt schafften. Doch das Schicksal dieses Bereiches ist besiegelt: „Diese Halle soll abgerissen werden“, stellte Kupp fest.

Zu niedrig und zu dunkel sei sie und genüge nicht mehr der Aufgabe, junge Menschen von einer Ausbildung in einem handwerklichen Beruf zu überzeugen. „Es macht keinen Sinn, die Halle wieder aufzubauen“, so Kupp. Setzrisse seien schon vor der Flut in den Wänden aufgetaucht. Dekorativ lägen ein paar aufgequollene Aktenordner herum, als seien sie extra für den Besuch hier drapiert worden. In einer Halle übte Jan Paul Bienfuß unter den kritischen Augen seiner Kollegen und des Ausbildungsmeisters das Auftragen von Reibeputz. „Wir machen hier einen Vorbereitungskurs für unsere Abschlussprüfung“, erläuterte Leon Schüller. Am 16. Mai gehe es mit der Theorie los, dann folgten Anfang Juni die praktischen Prüfungen.

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Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger suchte auch das Gespräch mit den Auszubildenden.

Zukunftswerkstatt geplant

Hartnäckig warb Kupp für den Neubau und die „BZE-Zukunftswerkstatt“, die am Ortseingang von Euskirchen entstehen soll. Allein 20 Millionen Euro werde es kosten, das BZE an seinem jetzigen Standort inmitten der Wohnbebauung zu sanieren und zwei Hallen neu zu bauen, sagt er. Umso vorteilhafter sei ein kompletter Neubau. „Wir glauben, ein tolles Arbeitsumfeld zu schaffen, das jeder zu uns will“, sagte der Geschäftsführer. Energieautark, grün, hell und modern sollten die Hallen werden, in denen den jungen Menschen handwerkliche Fähigkeiten vermittelt werden.

Aus dem defizitären Betrieb hat Jochen Kupp eine profitable Einrichtung gemacht. Denn das BZE finanziert sich als Zweckverband von Kreis Euskirchen, Industrie- und Handelskammer Aachen sowie Handwerkskammer Aachen weitestgehend selbst. So ist auch das Interesse der Träger gering, eine Finanzierungszusage für einen Neubau zu geben. „In der Frage der Finanzierung werden wir bislang alleingelassen“, monierte Kupp. Das BZE sei nicht in der Lage, 30 Millionen fremdzufinanzieren. Im vergangenen Jahr habe seine Einrichtung kein Geld verdient. „Deshalb haben wir das Corona-Testzentrum eingerichtet“, verriet er.

Bundesinstitut gibt Hoffnung

Hoffnung gebe es über das BIBB, wo auch Kupp kurz überlegen musste, wie das nun richtig heiße: „Bundesinstitut für Berufsbildung“. Auch Stark-Watzinger brachte diese Einrichtung als möglichen Adressaten für einen Förderantrag ins Gespräch, da es immerhin in der Verantwortung ihres Ministeriums stehe. „Ich bin sicher, das BIBB wird entscheiden“, sagte sie. Es sei richtig, in die Zukunft zu denken. Doch da Bildung im föderalen System der Bundesrepublik immer noch Ländersache ist, gibt es für sie nur wenig Möglichkeiten. „Ich würde mir gerne eine neue Aufgabenteilung zwischen Bund und Ländern wünschen“, sagte die Bundesministerin. Dann könne sie noch mehr machen.

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Es gehe hier nicht um Wahlkampf, sondern um die Frage, wie die Region weiterkomme, sagte Frederik Schorn, Kandidat für den Landtag und FDP-Fraktionsvorsitzender im Kreistag. „Wir wollen es als Chance nutzen“, betonte er. Man solle die Kirchturmpolitik hinter sich lassen und eine Finanzierungszusage machen. Doch er machte auch die Grenzen deutlich: „Der Kreishaushalt umfasst 188 Millionen Euro.“ „Da passen die 50 Millionen aber doch prima rein“, konterte Kupp trocken.