Eifelland – Achim Blindert ist seit dem 1. August offiziell Wiederaufbaukoordinator beim Kreis Euskirchen. Seitdem arbeitet er mit seinem Team zahlreiche Baustellen ab.
Mobilität
„Die Mobilität im Kreis Euskirchen zu gewährleisten, ist eine Herausforderung“, so Blindert. Das Team ÖPNV im Kreishaus stehe im ständigen Austausch mit der Deutschen Bahn, um den Schienenersatzverkehr zu koordinieren, zu verbessern. Beispielsweise musste der ÖPNV in Dahlem und Blankenheim an den Schienenersatzverkehr angepasst werden, damit die nahtlosen Anschlüsse der Busse gewährleistet sind. Der kostenlose E-Bike-Verleih werde gut angenommen – beispielsweise in Hellenthal, so Blindert. Das Carsharing-Projekt, das der Kreis in allen elf Kommunen federführend umsetzen wird, startet laut Blindert am 25. Oktober. Dann werden in jeder Kommune zwei Autos den Bürgern zur Verfügung stehen.
Termine des Info-Mobils
Das Info-Mobil des Kreises ist weiter unterwegs: Am Mittwoch ist es zwischen 9.30 und 15.30 Uhr in Rohr vor dem Feuerwehrgerätehaus. Am Donnerstag steuern die Kreis-Mitarbeiter die Kohlstraße 16 in Eicherscheid an, am Freitag wird es auf dem Parkplatz an der Grenzlandhalle in Hellenthal zu finden sein.
Um betroffenen Menschen helfen zu können, die sprachliche Barrieren überwinden müssen, hat der Kreis mit dem Kobiz vereinbart, bei Bedarf Übersetzer zu stellen.
Der Leitfaden des Landes für die Wiederaufbauhilfe ist zudem in mehreren Sprachen erhältlich. (tom)
Wirtschaftsförderung
Eigentlich müssen Unternehmen und Gewerbetreibende ihre Anträge zum Wiederaufbau bei der IHK stellen. Die Wirtschaftsförderung des Kreises greift den Unternehmen aber unter die Arme. Zwölf Termine sind laut Blindert bisher vereinbart worden. „Viele Unternehmer wissen, dass es die Wiederaufbauhilfe gibt. Mehr aber auch nicht“, so Blindert: „Die Beratung ist notwendig.“ Zudem kümmert sich der Kreis gerade darum, dass ein regionales Förderprogramm, das eigentlich erst zum 1. Januar greifen soll, bereits jetzt verfügbar wird.
Straßen und Verkehr
Die Schadensbehebung an den Kreisstraßen ist laut Blindert abgeschlossen. 17 Straßen waren in Mitleidenschaft gezogen worden. Wie Blindert im Gespräch mit dieser Zeitung mitteilte, müssen zwei Brücken abgerissen werden. Sie seien aktuell nutzbar, müssten aber neu gebaut werden. Es handelt sich um die Brücke in Eicherscheid über den Kolvenbach und die Brücke über den Orbach zwischen Palmersheim und Rheinbach.
Personal
„Wir mussten in alle Organisationseinheiten innerhalb des Kreishauses eingreifen“, sagt Blindert. Zum Start der Wiederaufbauanträge umfasste das Team laut Blindert 78 Mitarbeiter – teils wurden sie auch von Zeitarbeitsfirmen rekrutiert. Es seien zu Beginn nicht alle Kreishaus-Angestellten über die Abordnung erfreut gewesen. „Mittlerweile ist aus dem Zähneknirschen eine große Motivation geworden, weil alle sehen, dass die Unterstützung benötigt wird“, so Blindert. Der Kreis wird eine Stabsstelle Wiederaufbau mit drei befristeten Stellen einrichten: Leitung, Förderkoordinierung und Projektkoordination.
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Die Leitung der Organisationsstruktur hat aktuell Heike Schmitz interimsweise inne. Blindert rechnet mit internen Bewerbungen auf die Stelle. Bei der Projektkoordination hatte der Kreis eine Initiativbewerbung erhalten. Die Stelle wird ab dem 1. November von einer Noch-Münchenerin besetzt. Sie wird für den Kreis unter anderem eine Verwundbarkeitsanalyse erstellen, um künftig besser auf Krisen wie das Hochwasser vom 14. Juli reagieren zu können. „Sie kennt sich bereits mit Risikoanalysen durch Hochwasser aus“, freut sich Blindert auf die Zusammenarbeit. Die Stelle Förderkoordination ist laut Blindert noch nicht besetzt. Er ist aber optimistisch, dass sie das bald sein wird – wahrscheinlich ebenfalls intern. Bei den Bauordnungen gehen laut Blindert aktuell 30 Prozent mehr Vorgänge ein. Auch das binde Personal.
Entsorgung
Der Sperrmüll, der durch die Flutkatastrophe entstanden ist, wird nach und nach abgefahren. Insgesamt werden nach Angaben Blinderts am Ende etwa 80 000 Tonnen Sperrmüll abgefahren worden sein. Im Abfallwirtschaftszentrum (AWZ) lagerten laut Blindert zwischenzeitlich allein 55 000 Tonnen Sperrmüll. 30 000 Tonnen seien abgefahren. Der Sperrmüll, der noch in Vogelsang und Kall liegt, soll bis Ende November weg sein. Der Unrat wird teilweise in Holland entsorgt. Dafür sei ein Notifizierungsverfahren nötig gewesen – sowohl in Deutschland als auch in den Niederlanden. Das sei nun abgeschlossen. Daher können ab sofort mehr Lkw eingesetzt werden. Es könnte aber noch ein wenig schneller gehen, wenn die Lkw nicht auf dem Weg nach Vogelsang zunächst leer in Strempt gewogen werden müssten. Auch auf dem Rückweg aus Vogelsang müssen die Lkw wieder nach Strempt – inklusive Umweg über Schleiden und Kall –, um dort voll beladen gewogen zu werden. Erst dann geht es auf den Weg nach Holland. Auch für das AWZ hat der Kreis befristet Verstärkung eingestellt – beispielsweise für die drei zusätzlichen Umschlagsbagger, die angeschafft worden sind.
Schulen
Die Berufskollegs in Euskirchen und Kall sind – genau wie die Förderschulen des Kreises – durchs Hochwasser stark beschädigt worden. Laut Blindert sind nach den Herbstferien in Kall und Euskirchen wieder 20 Klassenräume nutzbar. Im Dezember sollen dann weitere Räume folgen. Vor den Ferien fand der Unterricht vor allem online statt. Laut Blindert werden auch künftig Ausweichmöglichkeiten benötigt. Vor den Ferien fand Unterricht aber beispielsweise auch im Dorfgemeinschaftshaus Oberwichterich, im Vereinsheim des TC Mechernich und im Saal des Bethauses der christlichen Gemeinde Euskirchen statt. Gesucht wird eine Möglichkeit, eine Werkstatt für die Metall-Azubis einzurichten. Für das Berufskolleg Kall gebe es die Option, eine Schule in Monschau zu nutzen. Die ist laut Blindert für 600 Schüler ausgelegt. Das Problem sei aber die Beförderung der Schüler dorthin.
Kommunen und Kreis
„Wir vertreten natürlich die Interessen der Kommunen bei der Bezirksregierung und beim Land. Beispielsweise beim Hochwasserschutz“, so Blindert. Es könne sein, dass der Kreis kommunenübergreifend Starkregenkarten erstellen wird. Geplant sei, dass künftig alle zwei Wochen eine Bürgermeisterrunde stattfindet. Beim Regionalplan wird der Kreis die Stadt Euskirchen bei der Bezirksregierung vertreten. Da geht es um einen Siedlungsbereich, in dem Extremhochwasser prognostiziert ist. „Die Stadt akzeptiert, dass der Bereich obsolet ist, erwartet aber, dass eine Alternativfläche gefunden wird“, so Blindert.