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E-Scooter statt PrinzenwagenEhepaar stellt bei Stadt Antrag für klimaneutralen Zoch

Lesezeit 3 Minuten

Dass es auch bei den Karnevalisten klimaneutral zugehen kann, zeigte diese Gruppe 2018 im Dahlemer Karnevalszug.

  1. E-Scooter statt traditionellem Prinzenwagen, Zugteilnehmer auf Segways, Tretmobile, die die mit Benzinmotoren angetriebenen Bagagewagen ersetzen.
  2. Geht es nach Ester und Hendrik Reinfeld, ist der Zülpicher Rosenmontagszug schon in der kommenden Session klimaneutral.
  3. Einen entsprechenden Antrag hat das Ehepaar bei der Zülpicher Verwaltung eingereicht.

Zülpich – Der Antrag der Reinfelds wird in der Ratssitzung am Donnerstag (18 Uhr) in der Begegnungsstätte Martinskirche diskutiert. Das Ehepaar schlägt den Politikern vor, dafür zu votieren, dass künftig bei Karnevalszügen in der Kommune keine Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen werden. „Das wäre ein klares Zeichen, dass sich Brauchtum und Umweltschutz nicht ausschließen. Und trägt der Verringerung des CO2 -Ausstoßes bei“, sagt Hendrik Reinfeld.

Die Stadt könne die Jecken sogar unterstützen. So könne der Elektro-Pritschenwagen des Bauhofs als Prinzenwagen zur Verfügung gestellt werden. „Mit seiner möglichen Zuladung von 800 Kilo muss so nicht auf einen würdigen Transport des närrischen Oberhaupts verzichtet werden“, erklärt Reinfeld.

Bewusster Umgang mit Ressourcen wäre auch im Karneval nötig

Zudem könne die Stadt ihre Verbindungen zur lokalen Wirtschaft nutzen, um weitere Elektrofahrzeuge für die Teilnehmer zu generieren. Sogar eine Förderung des Landes durch das Programm „Heimat.Zukunft.Nordrhein-Westfalen“ sei möglich. Auch im Karnevalstreiben sollte der bewusste Umgang mit Ressourcen gelebt werden, sagt der Antragssteller.

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Robert Frings, Präsident der Karnevalsgesellschaft Zölleche Öllege, begrüßt die Idee, sagt aber auch stellvertretend für die Präsidenten der anderen drei Zülpicher Karnevalsgesellschaften: „Einen Karnevalsumzug ohne den Einsatz von Zugfahrzeugen mit Verbrennungsmotor durchzuführen, halten wir für schwierig.“

Schöne Karnevals- und Mottowagen mit fröhlichen Karnevalisten seien der Höhepunkt jedes Zuges. „Die Wagen so leicht zu bauen, dass sie mit Elektrofahrzeugen oder gar mit Muskelkraft gezogen werden könnten, würde die Attraktivität der Wagen und damit des Zuges deutlich schmälern und sicherlich dazu führen, dass zahlreiche Besucher sich künftig Züge außerhalb Zülpichs ansehen.“

Zülpichs Bürgermeister lobt den Antrag

Zudem sei der Streetscooter des Bauhofs als Prinzenwagen nicht geeignet. „Die Tollität hat alleine eine Tonne Wurfmaterial. Schon deshalb sind die genannten 800 Kilo nicht ausreichend“, sagt Frings: „Den Einsatz von Segways im Karnevalszug halten wir schlichtweg für gefährlich, auch vor dem Hintergrund, dass die Nutzung der wesentlich kleineren und leichteren E-Scooter in den Innenstädten aus Sicherheitsaspekten ja bereits sehr kritisch gesehen werden.“

Eine Reduzierung des CO2 -Ausstoßes sollte nach Meinung der Karnevalisten durch nachhaltige Maßnahmen erreicht werden. „Der Effekt, der durch den Verzicht auf Zugfahrzeuge mit Verbrennungsmotor in einem nur einmal jährlich für wenige Stunden stattfindenden Karnevalsumzug erreicht würde, halten wir für äußerst gering“, erklärt der Öllege-Präsident: „Die im Antrag angesprochene positive Öffentlichkeitswirkung würde die Einschränkungen, die viele Hundert Zugteilnehmer und Tausende von Zuschauern erfahren würden, nicht aufwiegen.“

Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen (CDU) lobt ebenfalls den Antrag. „Wir müssen aber aufpassen, dass wir nicht in Symbolpolitik abrutschen. Das Thema Klimaschutz ist zu wichtig. Es mit Karneval zu vermische – damit tut man der Sache keinen Gefallen“, so Hürtgen.

Pro und Contra zum Antrag: Die Meinungen unserer Autoren

Contra von Tom Steinicke: Noch nichts für den Karneval

Ein Karnevalsprinz, der von der Ladefläche eines Streetscooters Kamelle und Strüßjer wirft? Das Tanzpaar der Blauen Funken auf Segways vor dem Münstertor? Nein, soweit ist Zülpich nicht, soweit ist der Karneval (noch) nicht. Noch gehört der Prinzwagen von einem Traktor gezogen, die Musikanlage von einem Diesel-Generator mit Strom gespeist. Die Jecken sollten darauf achten, dass sie weniger Müll produzieren. Wenn sie aber auch noch die Welt retten, leichtere Mottowagen bauen und sich Elektrofahrzeuge besorgen müssen – dann ist Aschermittwoch noch vor dem Elften im Elften.

Pro von Hanna Bender: Genau jetzt Zeichen setzen

Gerade in Zülpich wird die Fridays-for-future-Bewegung aktiv und von vielen unterstützt. Und: Traditionen und Brauchtum waren und sind dem ständigen Wandel unterlegen. Warum also nicht den Aufwind der Klimadebatte nutzen und das Bewusstsein der Fastelovendsjecke für ein notwendiges Umdenken schärfen? Warum nicht mit örtlichen Unternehmen, die schon stark im Bereich Elektromobilität unterwegs sind, den ersten CO2 -neutralen Prinzenwagen bauen? Gemäß dem Höhner-Hit wäre das Sessionsmotto dann auch schnell gefunden: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“