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Öko-Landbau stärkenHaus Bollheim in Zülpich steht vor herausfordernden Zeiten

Lesezeit 4 Minuten

Als Paradebeispiel für eine gelungene ökologische Landwirtschaft präsentierte Hans von Hagenow (l.) Haus Bollheim in Oberelvenich beim Besuch von Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen und Jan Leifert, dem LVÖ-Vorsitzenden.

Zülpich-Oberelvenich – „Haus Bollheim ist ein Paradebeispiel für eine gelungene ökologische Landwirtschaft“, sagt Silke Gorißen (CDU), NRW-Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Der Betrieb stehe stellvertretend für viele ökologische Landwirtschaftsbetriebe im Land.

Landesregierung will Öko-Landbau weiter stärken

Ziel der Landesregierung sei es, den Öko-Landbau weiter zu stärken und seinen Anteil in Nordrhein-Westfalen zu erhöhen, so Gorißen. Daher veranstaltet das Land die Aktionstage Ökolandbau, die die Ministerin jetzt mit Jan Leifert, dem Vorsitzenden der Landesvereinigung Ökologischer Landbau NRW (LVÖ), auf dem Bio- Betrieb Haus Bollheim eröffnete.

Laut Gorißen wurden 2021 bereits 22 Millionen Euro Öko-Prämien an Betriebe ausgezahlt. Daran sei erkennbar, welchen Stellenwert der Öko-Landbau für die Landesregierung habe. In diesem Jahr werde das Land diese Betriebe weiter fördern.

"Öko-Landwirtschaft erlebt herausfordernde Zeiten"

6,4 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe in NRW arbeiten laut Gorißen nach ökologischen Richtlinien. Das Ziel: Bis 2030 soll der Anteil der Öko-Betriebe auf 20 Prozent steigen, so Gorißen. „Momentan sind wir allerdings noch weit davon entfernt. Die Öko-Landwirtschaft erlebt herausfordernde Zeiten“, sagt die Ministerin.

Obwohl in den vergangenen Jahren ein immenser Wachstum zu verzeichnen gewesen sei, habe die Ökobranche 2022 Rückschritte gemacht. Einen Grund dafür sieht die Ministerin in der Kaufzurückhaltung aufgrund aktueller wirtschaftlicher Belastungen. Darunter leide der Absatz ökologischer Produkte, sagt Gorißen.

Seit Corona-Pandemie: starker Umsatzrückgang

Auch Hans von Hagenow und Olaf Seyd vom Haus Bollheim berichten von den Herausforderungen seit Beginn der Corona-Pandemie. „Wir erleben einen Umsatzrückgang von zehn Prozent“, erklärt Seyd: „Dabei hatten wir in den Jahren davor ein stetiges Wachstum von zwei bis drei Prozent.“ Die Kunden seien verunsichert, kämen seltener und schluckten häufiger an der Kasse, wenn sie die zu bezahlende Summe sähen.

Aktionstage Ökolandbau NRW

Die Aktionstage finden vom 27. August bis zum 11. September statt. Hier erhalten Verbraucher Einblicke in die ökologische Landwirtschaft Nordrhein-Westfalens.

Auf dem Programm stehen Hoffeste, Schaukoch-Aktionen, Kultur-Events, Hof- und Feldführungen und viele weitere Aktionen.

Im Haus Bollheim finden folgende Veranstaltungen statt: eine Informationsveranstaltung über Boden und Humus am 27. August von 10.30 bis 12 Uhr und das Bollheimer Hoffest am 11. September von 11 bis 18 Uhr.

Weitere Veranstalter und Programme in NRW online. (kkr)

Auch der trockene Boden stelle das Haus Bollheim zwar momentan vor Probleme, doch die Vermarktungslage sei ungleich problematischer. „Es ist gerade schwierig, hochpreisige Produkte zu verkaufen“, erklärt Seyd.

Eine Kundin fährt in dem Moment mit einem klappernden Einkaufswagen über den Asphalt. „Es könnte wirklich ein bisschen mehr klappern“, sagt Hagenow. „Die Kunden müssen erfahren und verstehen, warum unsere Produkte teurer sind. Sie müssen den Mehrwert verstehen, der dahintersteckt“, ergänzt Seyd.

Tierwohl und Nachhaltigkeit bestimmen Preise

Der unsichtbare Mehrwert, der den höheren Preis rechtfertige, liege in Biodiversität, Tierwohl, Nachhaltigkeit und der Schaffung von Arbeitsplätzen in der Region begründet, so von Hagenow. Für ihn und Seyd ist der nachhaltige Umgang mit Ressourcen wichtig. Von Hagenow zitiert einen Sponti-Spruch aus seiner Jugend: „Der weiße Mann benimmt sich so, als ob er noch eine zweite Welt im Kofferraum hätte.“ Seyd und er erhoffen sich von der Landesregierung Subventionen. Von den Aktionstagen Öko-Landbau erhoffen sie sich einen intensiven Dialog mit den Kunden.

Hier sind sich von Hagenow, Seyd und die NRW-Regierung einig. Deswegen seien zum einen die Regionalisierung des ökologischen Landbaus und zum anderen der Dialog mit dem Verbraucher Ziele des Ausbaus der Öko-Landwirtschaft, so Leifert.

Biobetriebe müssen sich regional vernetzen

„Wir müssen als ökologische Landwirte in Zukunft mehr auf regionale Wirtschaftszusammenhänge achten“, so Leifert. Für die Biobetriebe gelte es, sich stärker regional zu vernetzen. In diesen Bestrebungen erhalte der ökologische Landbau Unterstützung, erklärt Gorißen: „Zum Beispiel durch unsere Initiative der Ausweisung und Förderung von Öko-Modellregionen.“

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Eine enorme Bedeutung messen die Haus-Bollheim-Betreiber genauso wie die Ministerin und der LVÖ-Chef der Verbraucheraufklärung bei. Denn letztlich seien es die Verbraucher, die mit ihren Kaufentscheidungen großen Einfluss auf die Entwicklung des ökologischen Landbaus hätten, sagt Leifert. Gerade Einrichtungen wie das Haus Bollheim seien bereits ein gutes Beispiel für Nachhaltigkeit und Kundenkontakt, so Leifert. „Das Haus Bollheim will zeigen, was möglich, aber auch was notwendig ist“, sagt von Hagenow. Deswegen beteilige sich der Betrieb an den Aktionstagen.