Verbot von Bordellen?Frauen-Union: „Prostitution erlauben, wo es verantwortbar ist“
- Wegen der Corona-Epidemie ist die Prostitution vorerst verboten worden – auch in NRW.
- Eine Gruppe von Bundestagsabgeordneten von CDU und SPD fordern nun, die Öffnung der Bordelle dauerhaft zu unterbinden.
- Doch die Frauen Union (FU) in NRW spricht sich strikt dagegen aus, Prostitution grundsätzlich zu verbieten. Warum?
- Lesen Sie hier die Hintergründe.
Düsseldorf – Die Frauen Union (FU) in NRW spricht sich dagegen aus, die Prostitution in Deutschland grundsätzlich zu verbieten. Das geht aus einem Positionspapier hervor, das dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt.
Mit einem Verbot erfolge „eine vollständige Verdrängung der Prostitution in das Dunkelfeld und somit in die Illegalität“, sagte Gisela Manderla, Vize-Landechefin der FU in NRW, unserer Zeitung. Prävention und Beratung sowie die Gewährleistung des Schutzes von Frauen, die in der Prostitution Gewalt erfahren, würde „somit de facto gekappt“, warnte die CDU-Bundestagsabgeordnete aus Köln. Das „nordische Modell“, das zuerst in Schweden eingeführt wurde, schütze die Frauen nicht, sondern mache sie nur „unsichtbar und damit für Behörden und Fachberatungsstellen nicht mehr erreichbar“, so Manderla. In Schweden gilt seit 1999 ein „Sexkaufverbot“ – Freier, die sexuelle Dienstleistungen nachfragen, können dort hart bestraft werden. Prostiuierte werden hingegen nicht belangt, wenn sie erwischt werden.
NRW ist Land mit den meisten offiziell gemeldeten Prostituierten
Im Bundesvergleich ist NRW das Land mit den meisten offiziell gemeldeten Prostituierten. Laut Statistischem Bundesamt sind in NRW rund 9 300 registriert. Deutschlandweit gehen rund 32 800 Menschen dem Gewerbe nach. Vor der Corona-Krise gab es rund 200 gemeldete Bordelle in NRW.
Im Zusammenhang mit den Kontaktverboten wegen der Corona-Epidemie wurde im März die Prostitution vorerst verboten. Eine Gruppe von Bundestagsabgeordneten von CDU und SPD haben die Ministerpräsidenten jetzt aufgefordert, die Öffnung der Bordelle dauerhaft zu unterbinden. „Wir halten die Zustände in der Prostitution für die dort Tätigen in der großen Mehrzahl der Fälle für menschenunwürdig, zerstörerisch und frauenfeindlich. Entgegen einem weit verbreiteten Klischee sind die meisten Frauen keinesfalls freiwillig in der Prostitution, sondern wurden und werden getäuscht, erpresst und bedroht“, heißt es in einem Brief, der unserer Zeitung in Kopie vorliegt.
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Zu den Unterzeichnern der Verbotsinitiative gehören u.a. der CDU-Politiker Hermann Gröhe sowie SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Auch Annette Wiedmann-Mauz, die Vorsitzende der Frauen Union im Bund, hat den Brief mit unterschrieben. Der FU-Landesverband in NRW grenzt sich nun klar von der Bundesvorsitzenden ab.
Der Frauen Union gehören in NRW rund 32.000 Mitglieder an. Die FU ist damit die größte Vereinigung innerhalb der CDU. Die Themen Prostitution, Zwangsprostitution und Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung müssten klar voneinander getrennt werden, heißt es in der aktuellen Stellungnahme: „Es sind drei Themen, die Differenzierung statt einer Einheitsantwort verlangten.
Bundestagsabgeordnete Sylvia Pantel: „Prostitution in dunkle Ecken oder Orte verdrängt“
Sylvia Pantel ist die Sprecherin es konservativen Berliner Kreis in der CDU und Vize-Landeschefin der FU in NRW. Die Bundestagsabgeordnete aus Düsseldorferin erklärt, warum sie das Prostitutionsverbot für kontraproduktiv hält: „Es hört sich für viele einfach an: Sexkauf wird verboten und dann findet er nicht mehr statt“, so die Unions-Politikerin. Dem sei aber nicht so, wie sich während der COVID-19-Lage gezeigt habe, so Pantel. Prostitution sei vielfach lediglich „in die Wohnungsprostitution und in dunkle Ecken oder Orte verdrängt“ worden - und damit praktisch der Überprüfbarkeit durch staatliche Behörden und Institutionen entzogen worden.
In Bundesländern, in denen es nur noch geringe Infektionszahlen gibt, kann sich Pantel eine Aufhebung des aktuellen Prostitutionsverbots vorstellen. „Da, wo es verantwortbar ist, sollten wir die Prostitution wieder erlauben. In NRW ist das Infektionsrisiko aber noch zu groß.“