Rheinland – Angesichts der bestürzenden Bilder der Verwüstung in den vom Hochwasser betroffenen Orten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ist die Hilfsbereitschaft der Menschen groß. In Lagerhallen türmen sich gespendete Kleidung, Decken und Dosen mit haltbarem Essen, es wird gekocht, es wird mit angepackt. Das Leid der betroffenen Menschen bewegt diejenigen, die verschont geblieben sind. Doch so großartig die Hilfsangebote auch sind: Um wirklich helfen zu können, muss die Hilfe koordiniert werden. Wo und wie kann man jetzt am besten helfen? Ein Überblick.
Welche Art von Hilfe wird derzeit benötigt?
Gebraucht wird vieles, doch noch beherrscht vielerorts das Chaos das Geschehen. Es müssen umfassende Bestandsaufnahmen gemacht werden: Welche Schäden liegen vor? Was wird benötigt, um sie zu beheben? Wie viele Einsatzkräfte werden an welcher Stelle gebraucht? Und vieles weitere. Was konkret vor Ort notwendig ist, unterscheidet sich zum Teil stark. Die Koordination ist also zunächst die zentrale Aufgabe. Wer braucht was? Wo wird es benötigt? Wer kann es anbieten.
An vielen Stellen entstehen daher Portale, auf denen Hilfesuchende, sowie Hilfswillige ihre Gesuche und Angebote sammeln können (Überblick siehe unten). Das Problem zum jetzigen Zeitpunkt, sagt eine Sprecherin des Kreises Euskirchen dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Wir habe aktuell gar keinen Überblick, denn es gibt so viele Baustellen. Wir haben keine Zeit, Listen zu erstellen von Sachen, die beschädigt sind und so weiter, da kommen wir überhaupt nicht zu.“
Ist es sinnvoll, auf eigene Faust in die betroffenen Regionen zu fahren, um dort mit anzupacken?
Nein, davon wird übereinstimmend abgeraten, denn ungeordnete individuelle Touren in die betroffenen Gebiete tragen nur zum Chaos vor Ort bei. „Jetzt direkt ins Auto zu springen und loszufahren – davon würden wir noch abraten“, betont ein Sprecher des Rhein-Erft-Kreises. Auch im Kreis Euskirchen lautet die klare Ansage „Auf gar keinen Fall! Einfach loszufahren ist schwierig.“ Aufgrund der aufgehobenen Evakuierungen herrsche ohnehin Verkehrschaos, da die Menschen erstmal alle nach Hause wollten, teilt eine Sprecherin mit. „Auch die Einsatzkräfte vom THW und so weiter kommen her. Wenn jetzt noch alle Helfer auf eigene Faust herkommen, wird es wirklich schwierig, das muss schon koordiniert werden.“
Bevor man also Schaufel und Eimer oder einen Topf voll Gulasch schnappt und losfährt, sollte man vor Ort nachfragen, welche Art von Hilfe konkret benötigt wird. Eine Möglichkeit dafür bieten viele Social Media-Kanäle der einzelnen Kommunen. Dort veröffentlichen einige auch, wo gerade Bedarf ist. Eine weitere Möglichkeit sind die weiter unten aufgeführten Plattformen, über die Hilfsangebote koordiniert werden. Wer helfen möchte, kann sich dort registrieren und dann – auch wenn es schwer fällt – erst einmal abwarten, bis sich die Kommune oder Rettungskräfte vor Ort melden und mitteilen, was gebraucht wird.
Gibt es gesammelte Transporte, um vor Ort helfen zu können?
Ja, solche Möglichkeiten gibt es. Ein Helfer-Shuttle fährt täglich, auch am Wochenende, ab sieben Uhr morgens in die betroffenen Gebiete entlang der Ahr. Treffpunkt ist der Innovationspark-Rheinland (Einfahrt über A61, Ausfahrt Grafschaft-Ringen, Navi: Ahrtalstraße 5, 53501 Grafschaft). Dort stehen Parkmöglichkeiten für den privaten PKW zur Verfügung. Der Shuttle-Bus hält an der Bushaltestelle HARIBO (Joseph-von-Fraunhofer-Straße 33, 53501 Grafschaft). Ab 16:30 Uhr holt der Bus die Helfer und Helferinnen wieder ab.
Gummistiefel und Handschuhe sollten mitgebracht werden. Falls vorhanden auch Besen, Abzieher, Schaufel und Eimer. Für die Tagesverpflegung mit Lebensmitteln und Wasser sollte man sorgen, es gibt jedoch auch Angebote vor Ort. Auch Übernachtungsmöglichkeiten können nach Wunsch organisiert werden. Mehr Informationen gibt es hier.
Geräte, Lebensmittel, Trinkwasser, Kleidung – wo kann ich Sachspenden vorbeibringen?
Sachspenden sind vorerst in ausreichender Menge vorhanden, es wird darum gebeten, keine weiteren zu den Annahmestellen zu bringen. „Wir haben gar keinen Platz mehr, die zu lagern, geschweige denn Leute, die sie sortieren und aushändigen könnten“, sagt eine Sprecherin vom Kreis Euskirchen und betont erneut: „An vielen Orten, die stark betroffen sind, muss zuerst einmal aufgeräumt werden.“ Auch in den anderen betroffenen Kreisen ist zunächst kein Bedarf.
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Das kann sich allerdings in einigen Tagen noch ändern. Wer also Sachspenden auf Lager hat, sollte die Informationskanäle der Kommunen im Blick behalten. Ein Sprecher des Rhein-Erft-Kreises verweist zudem auf die Möglichkeit, Geld zu spenden. Das kann zielgerichteter eingesetzt werden, etwa um Trinkwasser oder Gerätschaften zu kaufen.
Wohin sollte ich mein Geld am besten spenden?
Es gibt viele Möglichkeiten. So haben die betroffenen Kreise und Kommunen eigene Spendenkonten eingerichtet. Die Kölner Zeitungen und Sparkassen sammeln über das Konto der „Aktion Deutschland hilft“, IBAN: DE62 3702 0500 0000 1020 30, Spendenstichwort: KStA-Fluthilfe. Auch Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz sammeln Geldspenden für die Opfer der Hochwasserkatastrophe. Eine Übersicht über die Spendenkonten finden Sie hier.
Wo kann ich meine Hilfe anbieten?
Rhein-Erft-Kreis: Der Kreis hat eine zentrale Rufnummer eingerichtet. Dort werden alle Hilfsangebote gebündelt an die Stadt Erftstadt weitergegeben: 02271-8322222
Zudem soll es noch im Laufe des Montags ein zentrales Online-Portal geben, über das Hilfsangebote und –Gesuche gesammelt werden können.
Kreis Euskirchen: Auch hier gibt es eine zentrale Helfer-Hotline: 02251- 15 910. Der Kreis verweist jedoch dringend darauf, sich möglichst direkt mit Betroffenen zu vernetzen, um Hilfsangebote dort hinzubringen, wo sie tatsächlich gebraucht werden. Viele Möglichkeiten dazu sind etwa auf Facebook zu finden, zum Beispiel in Form von Unterstützungsgruppen oder aber über die Social-Media-Auftritte der einzelnen Kommunen.
Rhein-Sieg-Kreis: Der Kreis hat eine Online-Plattform eingerichtet, über die zielgerichtet Hilfe angeboten werden kann. Sie finden die Plattform hier.
Oberbergischer Kreis: Am Bürgerzentrum Wupper sind am Wochenende Spenden entgegengenommen worden. Zunächst sind genügend Hilfsgüter vorhanden, die Spendenannahme ist daher vorerst gestoppt. Sollte es in der kommenden Woche zu weiterem Bedarf kommen, will der Kreis über die Sozialen Netzwerke darüber informieren.
Rheinisch-Bergischer-Kreis: Der Kreis hat den Arbeiter-Samariter-Bund Regionalverband Bergisch Land e.V. (ASB) beauftragt, eine zentrale Vermittlungsbörse zu koordinieren. Hilfsangebote und –Gesuche können entweder per Mail oder telefonisch unter der 02202/ 955 6652 gemeldet werden. Es wird jedoch um eine Kontaktaufnahme per E-Mail gebeten.
Stadt Leverkusen: Über das Schwarze Brett auf der Stadtseite können online Angebote und Gesuche hier gemeldet werden.
Helfer und Suchende können sich auch per Mail oder telefonisch bei der Bürger-Hotline 0214/ 406-3333 melden.