Dürscheider BrückeDer Bau einer neuen Ortszufahrt lässt noch länger auf sich warten
Burscheid – Am Dürscheider Ortseingang dauert der Weg von einer Seite des Wiembachs zur anderen zu Fuß keine Minute. Es sind schließlich nur ein paar Meter. Mit dem Auto aber sind es derzeit mehr als fünf Kilometer, für die Fahrt braucht man fast zehn Minuten. Seit dem Starkregen am 14. und 15. Juli 2021, der den Wiembach zu einem zerstörerischen Strom anschwellen ließ, sind die Dürscheider ein Stück weiter weg von der Außenwelt. Und das wird wohl auch noch eine ganze Weile so bleiben.
Seit der Juli-Flut ist die Brücke nach Dürscheid einsturzgefährdet. Der Wiembach unterspülte den Brückenkörper vor inzwischen mehr als sechs Monaten so stark, dass die Fahrbahn stellenweise einstürzte, Versorgungsleitungen wurden freigelegt.
Stadt Burscheid: Es besteht Einsturzgefahr
„Es besteht akute Einsturzgefahr und die Brücke darf nicht mehr genutzt werden“, sagt Renate Bergfelder-Weiss, Pressesprecherin der Stadt Burscheid. Zumindest für Autofahrerinnen und -fahrer gilt das. Zu Fuß lässt sich die gesicherte Brücke nach wie vor überqueren. Wer aber mit dem Auto den Ort verlassen will, muss den weiten Umweg über die Lambertsmühle nehmen. Die Situation ist für die Menschen, die in Dürscheid leben, eine schwere Belastung. Ein Schotterparkplatz auf der anderen Seite der Brücke steht zur Verfügung, bringt jedoch nur geringe Entlastung. Bei der Stadt Burscheid drängen sie deshalb seit Monaten auf die schnelle Errichtung einer Behelfsbrücke.
Stadtsprecherin Bergfelder-Weiss bestätigt: „Die Option einer Behelfsbrücke wurde von der Verwaltung geprüft.“ Doch das gestalte sich gar nicht mal so einfach: Nötig sind Abstimmungen mit den Eigentümern der angrenzenden Grundstücke, mit dem Wupperverband zum Gewässerschutz und dem Rheinisch-Bergischen Kreis zum Naturschutz. „Hinzu kommen die Baugrunduntersuchung des Bereichs, die Planung des Auflagers und der verkehrlichen Anbindung durch ein Ingenieurbüro“, sagt Bergfelder-Weiss.
Die Baukosten eines Provisoriums betragen demnach geschätzt 100.000 Euro. Eine schnelle und von den Anwohnern gewünschte Errichtung einer Behelfsbrücke sei aufgrund dieser aufwendigen Abstimmungs- und Genehmigungsverfahren nicht zu realisieren gewesen.
Anwohner legen eigene Pläne für Behelfsbrücke vor
Zwischen Weihnachten und Neujahr habe jedoch „ein sehr offenes und konstruktives Gespräch“, so Bergfelder-Weiss, zwischen der Verwaltung und Dürscheider Anwohnern stattgefunden. Verwaltungschef Dirk Runge, Fachbereichsleiter Marc Baack und der technische Vorstand der Technischen Werke Burscheid (TWB), Sebastian Nocon, hätten daran teilgenommen.
Die Anwohnerinnen und Anwohner haben der Verwaltung dabei Pläne für eine provisorische Brücke vorgelegt, die ihrer Ansicht nach deutlich günstiger und zeitnah umzusetzen sind und die sie selbst in Auftrag gegeben haben. Bergfelder-Weiss nennt dieses Alternativangebot „vermeintlich günstiger“, denn auch hier seien die Behörden- und Eigentümerabstimmungen Voraussetzung für den Bau. Das Angebot liegt derzeit beim von der Stadt beauftragten Ingenieurbüro zur Prüfung.
Doch wie geht es jetzt weiter – und vor allem wann? Die Stadt hat erste Termine mit allen beteiligten Behörden durchgeführt. Die Aufgabenliste vor der Errichtung einer neuen Brücke ist lang und zeugt von intensiver Bürokratie: Es müsse ein Antrag nach dem Landeswassergesetz gestellt, ein landschaftspflegerischer Begleitplan erstellt, eine ökologische Baubegleitung durchgeführt und die Entwurfsplanung erstellt werden, zählt die Pressesprecherin der Stadt auf. Ein Problem ergebe sich zudem dadurch, dass sich die Brücke teilweise in Privateigentum befinde.
Stadt Burscheid rechnet mit Baukosten von 300.000 Euro
Die Stadt rechnet aufgrund all dieser Umstände bei einem Neubau mit Kosten von voraussichtlich 300.000 Euro. „Bedingt durch steigende Baukosten, das notwendige umfangreiche Verfahren und die Planung ist eine Kostensteigerung wahrscheinlich“, gibt Bergfelder-Weiss jedoch zu bedenken.
„Derzeit gehen wir davon aus, dass die Arbeiten Ende 2022 abgeschlossen sein können“, führt sie aus. Dabei würden für Planung und Genehmigung etwa acht, für die eigentliche Bauzeit rund drei Monate in Anspruch genommen.
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Dass die aktuelle Lage Dürscheiderinnen und Dürscheidern gegen den Strich geht, weiß auch die Verwaltung: „Dass die umleitende Zufahrtssituation für die Anwohner in Dürscheid eine zusätzliche Belastung ist, ist nachvollziehbar und verständlich“, sagt Bergfelder-Weiss. „Jedoch sind Umleitungsstrecken, die gefahren werden müssen, bei allen Baumaßnahmen absolut üblich und leider nicht vermeidbar.“
Die Sorge, dass Rettungswagen in Notfällen den Ort nicht rechtzeitig erreichen, habe die Verwaltung bereits bei Anwohnerinnen und Anwohnern ausgeräumt: Ein Brandschutzgutachter habe die Einhaltung der Anfahrtszeiten überprüft. Demnach werde die erste Hilfsfrist unabhängig von der Befahrbarkeit der Dürscheider Brücke eingehalten, da der zuerst alarmierte Löschzug I/Stadtmitte wie zuvor schon Dürscheid über die Lambertsmühle anfährt. Selbst wenn es zu größeren Schadensereignissen kommen sollte und der Löschzug Dierath hinzugerufen werden müsste, so Bergfelder-Weiss, würde die Hilfsfrist eingehalten.