Knatsch unterm Bayer-KreuzBetriebsräte trennen sich
- Die Konkurrenz der IGBCE zerlegt sich selbst: Das Belegschaftsteam gibt es nur noch bei Currenta.
- Covestro-Mann Jürgen Schneider ist empört und fühlt sich ausgebootet.
- Von Gemeinsamkeiten ist bei den Verdi-Leuten keine Rede mehr.
Leverkusen – Der Bayer-Konzern spaltet sich, die Einzelteile driften immer weiter auseinander. Und auch die Betriebsräte entfernen sich voneinander. Jedenfalls wenn sie nicht zur dominierenden Chemie-Gewerkschaft gehören. Jetzt hat sich das Belegschaftsteam zerlegt. Die Gruppierung aus Leuten, die entweder zur Dienstleistungsgewerkschaft Verdi gehören oder ihr nahestehen, gibt es ab sofort nur noch bei Currenta. Bayer, Bayer Vital und Covestro machen ihr eigenes Ding.
„Wir sind nicht im Unfrieden gegangen“, sagt zwar Siegfried Rath, Betriebsrat bei Bayer. Aber für den Covestro-Kollegen Jürgen Schneider spricht er nicht. Denn der fühlt sich ausgebootet: Auf der jüngsten Mitgliederversammlung des Belegschaftsteams wollte er für den Vorsitz kandidieren, der seit dem Rückzug von Bayer-Betriebsrätin Andrea Eisfelder vakant war. Aber gegen Emine Erdogmus hatte er keine Chance.
Stellungnahme nicht zugelassen
Ein Statement zur Sache „durfte ich auch nicht abgeben. Ich bin im Grunde rausgeschmissen worden“, beschreibt Schneider, der bei Covestro arbeitet, die jüngste Mitgliederversammlung mit Neuwahlen. Das Vorgehen sei höchst zweifelhaft. Und dass Emine Erdogmus, die neue Vorsitzende des nach der Aufspaltung noch etwa halb so großen Belegschaftsteams, mit einer eher kryptischen Mitteilung über den Verlauf des Betriebsräte-Treffens an die Öffentlichkeit gegangen ist, erbost Schneider auch.
Andere Betriebsräte, die bisher zum Belegschaftsteam gehörten, sehen die Sache gelassener. Die Ausgliederungen unter dem Bayer-Kreuz hätten „die Arbeit nicht einfacher gemacht, Zeit und Kapazitäten geraubt“, ist die Bewertung von Andrea Eisfelder und Siegfried Rath, die nach wie vor zur Bayer AG gehören.
Nicht immer harmonisch
Unter den Gruppierungen habe es zwar „öfter auch mal Schwierigkeiten“ gegeben, sagt Rath. Zuletzt im Vorfeld der Mitgliederversammlung: Da wollten die jeweils zwei Betriebsräte bei Bayer und Bayer Vital ihre Trennung vom Belegschaftsteam bekannt geben. Doch das sei von den Currenta-Betriebsräten abgelehnt worden: „Kein Thema für eine Mitgliederversammlung“, hieß es. „Wir sind dann gar nicht erst eingeladen worden“, erinnert sich Rath.
Aus seiner Sicht ist das abgehakt, die Betriebsräte, die sich nicht bei der dominierenden IG BCE eingereiht haben, machen jetzt ihr eigenes Ding: Bei Bayer und Bayer Vital arbeiten sie jetzt als „Unabhängige Betriebsräte aus Eurer Mitte“. Weil der Name ein bisschen sperrig ist, kürzt die Gruppe sich UM ab.
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Was bei Covestro läuft, ist noch nicht klar. Außer Jürgen Schneider vertritt dort ein weiterer unabhängiger Betriebsrat die Interessen der Belegschaft. Und es gibt viel zu tun in dem Kunststoff-Konzern, der gerade sogar in die Verlustzone gerutscht ist und seiner Belegschaft Gehaltsverzicht verordnet hat.
Was jedoch sicher ist: Das Lebenswerk von Klaus Hebert-Okon hat dessen Pensionierung um nicht mal zwei Wochen überdauert. Der durchaus streitbare Mann, dessen Wurzeln in der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft liegen und der über Jahrzehnte als Identifikationsfigur derer galt, die sich von den IG BCE-Betriebsräten nicht vertreten fühlten, ist zum 1. Juli in Rente gegangen.