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Rückblick 2024Leichlinger Bürgermeister sieht Verwaltung unter juristischem Druck

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Das Rathaus in Leichlingen

Das Rathaus in Leichlingen

Beim Rückblick auf das Jahr sieht Frank Steffes eine Reihe positiver Entwicklungen in der Stadt – die Herausforderungen werden nicht weniger.

Das immerhin kann die Stadt Leichlingen sich im zu Ende gehenden Jahr zugutehalten: Ihrem Ruf, eine Stadt des Sports zu sein, wird sie seit dem Frühjahr wieder in größerem Maß gerecht. Am 3. Mai eröffnete das Freibad nach anderthalb Jahren Sanierung und komplettiert damit neben dem neuen Hallenbad, das bereits Anfang Februar 2023 eröffnet wurde, das Angebot für Wassersportfreunde in der Stadt. Und etwas mehr als einen Monat nach der Eröffnung des Freibades gab es in der Balker Aue erneut Grund zum Feiern: Die neue Sporthalle für den Schulsport, die Leichtathleten, insbesondere die Speerwerfer, die hier sogar ein spezielles Wurfnetz vorfinden, die Fuß-, Hand- und Faustballer wurde am 14. Juni eingeweiht.

So ungeteilt positiv wie diese beiden fertig gestellten Bauprojekte wird ansonsten wenig in der Blütenstadt beurteilt. Das wurde im Gespräch mit Bürgermeister Frank Steffes am Dienstag über das Jahr 2024 deutlich. Zum Beispiel mit Blick auf den umgestalteten Stadtpark: Dort – im Alten Stadtpark – ist auch eine neue Veranstaltungsfläche eingerichtet für die vielen Feste und Konzerte im Leichlinger Jahreslauf: Trödelmarkt, Livelingen, das Grammo-Festival, das Winzer- und das Bratapfelfest und andere mehr.

Und an der entzünden sich jetzt, da der Stadtpark umgestaltet und am 23. Juni mit der Kunst- und Klangmeile erstmals bespielt wurde, offenbar auch schon die Gemüter. Steffes berichtete von Beschwerden von Anwohnern. Insbesondere bei den lauter zu vernehmenden Musikveranstaltungen entstehe Ärger bei Bewohnern der Innenstadt. Steffes betonte, dass er und die Mitarbeitenden der Verwaltung sich den Anfeindungen stellen müssten. Er bedauerte aber, dass Bürgerinnen und Bürger sehr viel öfter als früher Rechtsanwälte einschalteten, um ihre – aus ihrer Sicht berechtigten – Interessen durchzusetzen. Steffes: „Das hat sehr zugenommen.“

Bauarbeiten an Schulen in Leichlingen laufen zum Teil nach Plan

Mit Blick auf die Schulgebäude, die saniert oder ganz neu gebaut werden müssen, sieht Steffes Licht und Schatten. An der Uferstraße gehe der Neubau der Kindertagesstätte und die Erweiterung der Offenen Ganztagsschule schnell vonstatten: „Wir hoffen, dass wir im Sommer 2025 die Kita in Betrieb nehmen können und die OGS-Erweiterung im Herbst.“

So reibungslos es an der Uferstraße vorangeht, so holprig gestaltet sich der Fortschritt an der Gemeinschaftsgrundschule Büscherhof. Die Schule ist seit dem Sommer 2020 leergezogen. Doch eine Rückkehr ins Schulgebäude prognostiziert Steffes jetzt erst für den Sommer 2026, denn ein vom städtischen Gebäudemanagement beauftragter Sachverständiger habe „bei Kontrollen massive Mängel festgestellt“. Diese müssten erst behoben werden, bevor der Neubau mit zusätzlichen Klassen, einer Mensa und OGS-Räumen in Angriff genommen werden könne.

Sekundarschule Leichlingen

Die Sekundarschule in Leichlingen

Wie es mit der polychlorierten Biphenylen belasteten Sekundarschule im Schulzentrum Am Hammer weitergeht, ist noch offen. Beschlossen hat der Rat bislang lediglich, dass das Gebäude neu gebaut werden soll. Ob an alter Stelle oder, wie die SPD vorschlägt, im Eicherhofsfeld, muss im Rat aber noch debattiert werden. Ein Neubau im Eicherhofsfeld hätte, so Steffes, den Vorteil, etwa sechs Millionen Euro für eine übergangsweise Unterbringung der Sekundarschülerinnen und -schüler zu sparen; außerdem würde der Schulbetrieb im Schulzentrum nicht von Baulärm und -staub gestört.

Eher Schatten als Licht liegt auch noch auf dem Sanierungsprojekt für die Aula des Gymnasiums und die Sporthalle Am Hammer. Wegen massiver Preissteigerungen muss das Vergabeverfahren neu durchgeführt werden – eine Auflage der Bezirksregierung Köln, von der aber immerhin die Zusage vorliegt, dass die Kosten zu 100 Prozent übernommen werden. Erst 2027 kann also, Steffes' Einschätzung zufolge, ein Haken hinter das Projekt gemacht werden, wenn dann hoffentlich alles erledigt ist.

Ein Kreisverkehr im Bau

Der Kreisverkehr an der Neukirchener Straße ist immer noch nicht fertig.

Mit Blick auf die sich zum Missfallen vieler Verkehrsteilnehmer immer weiter in die Länge ziehenden Bauarbeiten am Kreisverkehr Neukirchener Straße sagte Steffes, man hoffe, dass die Asphaltarbeiten noch im Dezember erledigt werden. Sicher ist das aber nicht.

Zahl der Migranten in der Stadt weiter hoch

Die Unterbringung von geflüchteten Menschen in der Stadt war und ist für Leichlingen eine der großen Herausforderungen. Aktuell leben 770 Migrantinnen und Migranten in der Blütenstadt, etwa die Hälfte von ihnen sind Ukrainerinnen und Ukrainer. Inwieweit sich die veränderte Lage in Syrien auf die Zahl der Geflüchteten in der Stadt auswirkt, ist noch offen. Weil die Stadt mit ihren bisherigen Unterbringungsmöglichkeiten an Grenzen gerät, baut sie aktuell eine Containeranlage in Bennert/Oberschmitte, die im Januar in Betrieb gehen soll. Eine weitere solche Anlage mit ebenfalls Platz für bis zu 66 Menschen soll womöglich auf dem Parkplatz am Block errichtet werden. Steffes betonte, dass die Stadt weiterhin verhindern wolle, dass Sporthallen für die Unterbringung von Flüchtlingen herhalten müssen. Zuletzt kamen monatlich 25 Menschen neu nach Leichlingen. Im Januar gibt es laut Steffes aber ein einmonatiges Zuweisungsmoratorium.

Auch 2025 sieht der Bürgermeister die Unterbringung von Migrantinnen und Migranten sowie die Anpassung der Stadt an das sich wandelnde Klima, um bei Starkregen besser gewappnet zu sein und die Bürgerinnen und Bürgern in der Sommerhitze besser zu unterstützen, als größte Herausforderung.

Ein symbolträchtiges Bauwerk immerhin wird 2025 wohl auch endlich fertig: der Neubau der Henley-Brücke über die Wupper soll im September stehen.