Leichlingen – Der Wupperverband hat bei der Hochwasserkatastrophe, die im Juli vergangenen Jahres den Unterlauf der Wupper, die Dhünn und andere Gewässer traf und deren Umgebung schwer in Mitleidenschaft zog, entgegen aller Kritik richtig gehandelt und sogar größere Schäden noch verhindert. Das sagt jedenfalls der Wupperverband, der sich einiger Kritik dafür ausgesetzt sah, ausgerechnet während des Starkregens am 14. Juli die hoch angestaute Wupper-Talsperre geöffnet und damit eine Flutwelle ausgelöst zu haben.
Und er bezieht sich dabei auf ein Gutachten der RWTH Aachen. Dieses wurde von Professor Dr. Holger Schüttrumpf vom Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft im Auftrag des Verbandsrates des Wupperverbandes erstellt und wurde diesem Aufsichtsgremium der Gebietskörperschaft am Mittwoch vorgelegt. Der Vorstand des Wupperverbands fühlt sich dadurch von Vorwürfen, einer absehbaren Katastrophenlage nicht angemessen begegnet zu sein, entlastet.
Im Einzelnen besagt das Gutachten:
- Die Talsperren der Wupper seien während des Extremregenereignisses 2021 richtig bewirtschaftet worden. Auch eine stärkere Vorentlastung hätte das Überflutungsereignis nicht verhindern können. Die Überflutungen – vor allem im Unterlauf der Wupper – seien maßgeblich durch die Regenmengen und Abflüsse aus dem nicht von Talsperren beeinflussten Bereich des Verbandsgebiets zurückzuführen. Der Wupperverband hätte diese also nicht verhindern können.
- Die Regenmengen am 14. Juli 2021 seien für das Wuppergebiet anhand der maßgeblichen Prognosen nicht vorhersehbar gewesen. Die Niederschlagsprognosen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) hätten keinen Grund zur verstärkten Vorentlastung der Wupper-Talsperre ergeben. Trotzdem hätte der Wupperverband vorsorglich Freiraum als Puffer geschaffen.
- Der Wupperverband habe auf die verfügbaren Prognosen im Vorfeld angemessen reagiert sowie die Talsperren während des Extremregenereignisses wasserwirtschaftlich sinnvoll gesteuert. Die Talsperren hätten durch Rückhalt von Speichervolumen bedeutende Wassermengen zurückhalten und so die Schäden des Hochwassers vermindern können. Ohne die Talsperren wären größere Schäden womöglich entstanden.
Entlastung empfunden
Claudia Fischer, Verbandsratsvorsitzende des Wupperverbandes, würdigt das wissenschaftliche Gutachten als einen „Beleg für richtiges und verantwortungsvolles Handeln“. Nun seien auch die Empfehlungen des Gutachters im Hinblick auf Klimawandel, Pegelwesen oder eine auf künstlicher Intelligenz basierte Talsperren-Steuerung für künftige Starkregenszenarien umzusetzen.
Die Region müsse sich intensiv mit der Frage beschäftigen, inwiefern klimatische Veränderungen das Wassermanagement im Verbandsgebiet beeinflussen. Das gelte für Extremregenereignisse ebenso wie für die Gefahren zunehmender Trockenperioden.
Die Vorjahressommer 2018 bis 2020 seien so trocken wie lange nicht gewesen und ohne die gezielte Wasser-Steuerung durch die Talsperren hätte die Wupper trocken fallen können – mit fatalen Folgen für die Umwelt, die Menschen und die Wirtschaft in der Region.
Wichtig sei es nun, so der Wupperverband, dass das Zukunftsprogramm Hochwasserschutz nicht nur Punkte beinhalte, die der Verband selbst direkt in Angriff nehmen könne. Es seien auch Impulse zu setzen, wie das Wassermanagement im Verbandsgebiet gemeinsam mit anderen Stellen angepasst werden könne.