Der Jugendhilfeausschuss Leichlingen hat einen entsprechenden Bürgerantrag mit einer Stimme Mehrheit beschlossen.
Balker AueStadt Leichlingen soll Bedingungen für Übernahme von Jugendzentrum prüfen
Die Stadtverwaltung Leichlingen soll sich mit einer möglichen Übernahme des Jugendzentrums in der Balker Aue befassen. Der Jugendhilfeausschuss hat am Dienstagabend einen entsprechenden Bürgerantrag beschlossen, in dem es heißt: „Es soll durch die Stadtverwaltung geprüft werden, unter welchen Voraussetzungen und Bedingungen die Trägerschaft des Leichlinger Jugendzentrums von einem freien Träger übernommen werden kann.“
Ob es tatsächlich zu der Prüfung kommt, entscheidet der Rat der Stadt Leichlingen am Donnerstag, 21. September.
Der Freizeit-Verein „Crew“ möchte das Jugendzentrum, das sich seit mehr als 40 Jahren in städtischer Trägerschaft befindet, übernehmen. Einem entsprechenden Antrag des Vereins hatte die Stadtverwaltung bereits eine Absage erteilt. Vereine können keine Bürgeranträge stellen. Nun stand der Antrag eines Bürgers oder einer Bürgerin auf der Tagesordnung.
Name des Antragsstellers oder der Antragsstellerin sind nicht genannt, auch die „Crew“ taucht in keiner Formulierung auf. Dennoch handelt es sich beim Antragssteller nach Informationen des „Leverkusener Anzeiger“ um eine Person aus dem nahen Umfeld des Vereins.
Sieben Ausschussmitglieder stimmten für den Prüf-Antrag, sechs dagegen. Unter den Ja-Stimmen war auch ein Mitglied der „Crew“ – ein Umstand, der Matthias Ebecke, SPD-Fraktionsvorsitzender und am Dienstag Zuhörer im Ausschuss, auf die Palme bringt: „Wir behalten uns vor, rechtliche Mittel einzulegen, sollte dieser Beschluss Bestand haben.“
Ebecke hält das Ausschussmitglied für befangen. Auch die Linke hat im Nachgang zur Sitzung einen Befangenheitsantrag gestellt. Die Verwaltung hatte den Ausschuss zuvor über gesetzliche Regelungen über eine mögliche Befangenheit informiert.
Leichlingen: Abweichler in SPD-Fraktion
Die SPD-Fraktion hatte sich bereits im Vorfeld der Sitzung klar gegen den Antrag ausgesprochen. Auch die Linke hält nichts von den Plänen. In der Sitzung bekräftigte Christiana Bornmann (SPD): „Dadurch wird zu viel Verwaltungsarbeit gebunden.“ Die SPD wollte stattdessen über eine Kooperation mit der „Crew“ und dann über grundsätzliche Kooperationen mit freien Trägern abstimmen lassen. Beide Anträge stellte der frisch gewählte Ausschussvorsitzende Marc Oliver Drechsel nicht zur Abstimmung. Die entscheidende Ja-Stimme für den Bürgerantrag kam allerdings aus der SPD-Fraktion.
Auch wenn die „Crew“ nicht im Antrag stand, war allen Anwesenden klar, worum es in der Diskussion geht. Wolfgang Müller-Breuer von den Grünen konnte keine eindeutige Position in der Thematik benennen: „Wir halten es für sinnvoll, einen Prüfauftrag an die Verwaltung zu geben. Dabei soll es aber nicht um eine kurzfristige Übernahme gehen, vielleicht aber mittel- oder langfristig.“ Was genau damit gemeint war, blieb unklar. Er lobte, wie alle Ausschussmitglieder einmütig, die Jugendarbeit sowohl von der Stadt als auch von der „Crew“. Kooperationen mit anderen Jugendhilfeträgern seien für die Stadt immer wichtig.
Auch Manfred Aust (SPD) versuchte, eine Zusammenarbeit von Stadt und „Crew“ anzuregen. Diesen Anregungen erteilte Ingolf Bergerhoff, Fachbereichsleiter für Jugend und Soziales in der Stadt, eine Absage: „Kooperationen gehören nicht in diesen Tagesordnungspunkt“, sagte er mit Verweis auf den Bürgerantrag, in dem ganz klar von einer Übernahme die Rede sei. Marc Oliver Drechsel (CDU) merkte an, so eine Übernahme müsse ja nichts Schlechtes sein. Das sah der Ingolf Bergerhoff anders: „Es geht um eine Übernahme, aber sicher um keine freundliche“, meinte er, ohne den Elefanten im Raum, die „Crew“, zu erwähnen.
Auch Bürgermeister Frank Steffes (SPD) spricht sich im Gespräch klar gegen eine Übernahme aus: „Es gibt überhaupt keine Not und keinen Grund für einen Trägerwechsel.“