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LVR-Förderschule wird abgebrochenPaul-Klee-Schule flüchtet vor dem Hochwasser

Lesezeit 4 Minuten

Mit allen Möbeln, Spiel- und Unterrichtsmaterialien ist die Paul-Klee-Schule beim Wupper-Hochwasser untergegangen.

Leichlingen – Zwei Überschwemmungen reichen: Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) kapituliert vor dem Wupper-Hochwasser und gibt den Standort der von ihm betriebenen Paul-Klee-Schule in Leichlingen zermürbt auf. Bereits 2018 war die Förderschule an der Neukirchener Straße beim Starkregen überflutet worden.

Die in der Stadt und unter der Elternschaft kursierende Vermutung, dass sie nach der zweiten verheerenden Überflutung innerhalb von drei Jahren endgültig aufgegeben wird, ist nun Gewissheit: Am Mittwoch teilte der LVR offiziell mit, dass die beim Wupperhochwasser vor vier Wochen erneut total zerstörte Schule dort nicht noch einmal aufgebaut wird. Die Suche nach einem neuen Standort wurde eingeleitet und laufe mit Hochdruck. Ob ein geeignetes Grundstück in Leichlingen gefunden wird und die 1981 gebaute und inzwischen hier verwurzelte Schule in der Stadt bleiben kann, ist fraglich.

Unterricht gesichert

Unterdessen sind für die 172 Schülerinnen und Schüler, deren Unterricht nächste Woche nach den Ferien wieder beginnt, Übergangslösungen gefunden worden, die vermutlich mehrere Jahre dauern, bis ein Neubau – wo auch immer – fertig ist. Die Kinder und Jugendlichen mit Förderbedarf in der körperlichen und motorischen Entwicklung werden auf sechs andere Schulen verteilt, müssen also wie bereits nach der Wasserkatastrophe von 2018 andere und teils weitere Wege auf sich nehmen. Sie kommen aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis, Leverkusen, Solingen, Köln und Mettmann an die Schule.

Der Standort direkt an der Wupper ist schön, aber zu riskant: Der LVR wird seine Förderschule nicht noch einmal sanieren.

In ihren vertrauten Klassenverbänden werden sie ab 18. August an sechs Ersatz-Standorten unterrichtet. Das sind die Martin-Buber-Schule des Rheinisch-Bergischen Kreises in Witzhelden-Kuhle, eine Gemeinschaftsgrundschule in Solingen, die LVR-Schule am Königsforst in Rösrath, die LVR-Donatus-Schule in Pulheim, die LVR-Schule Belvedere in Köln und die LVR-Schule am Volksgarten in Düsseldorf.

Applaus von den Eltern

Die ersten beiden sind Schulen in kommunaler Trägerschaft, die anderen vier Förderschulen des Landschaftsverbandes. Dass die Wiederaufnahme des Unterrichts auf diese Weise sichergestellt werden kann, stieß bei den Eltern auf Erleichterung. Bei einer Versammlung wurden sie am Dienstagabend über die Regelungen informiert. Die Nachricht, dass die durch Hochwasser gefährdete Paul-Klee-Schule die Wupperaue in Leichlingen nun für immer verlassen und woanders neu gebaut werden soll, löste bei den Eltern der betroffenen Kinder nach Angaben des LVR sogar spontanen Applaus aus. Denn die erneute Zerstörung der Gebäude und der Verlust ihres vertrauten Lernumfeldes hat Schüler- und Elternschaft stark mitgenommen.

41 Schulen

Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) arbeitet als Kommunalverband mit rund 20 000 Beschäftigten für 9,7 Millionen Menschen im Rheinland. Er betreibt 41 Schulen, zehn Kliniken, 20 Museen und Kultureinrichtungen und vier Jugendhilfeeinrichtungen. Er ist Deutschlands größter Leistungsträger für Menschen mit Behinderungen und engagiert sich für Inklusion in allen Lebensbereichen. 13 kreisfreie Städte und zwölf Kreise sowie die Städte-Region Aachen sind die Mitgliedskörperschaften des LVR. (hgb)

Angela Faber, die LVR-Dezernentin für Schulen, Inklusionsamt und Soziale Entschädigung, äußerte sich bei dem Elternabend dankbar für die Hilfe der Schulpartner: „Wir sind sehr froh, dass wir in kürzester Zeit eine Übergangslösung für unsere Schülerinnen und Schüler gefunden haben. Das verdanken wir der intensiven Zusammenarbeit mit den zuständigen Schulaufsichten, Schulträgern und Schulleitungen. Auch die Eltern, Lehrerinnen und Lehrer sowie der Förderverein der LVR-Paul-Klee-Schule engagieren sich mit allen Kräften dafür, dass der Schulbetrieb nächste Woche starten kann“.

Der bisherige Standort in Wuppernähe solle nicht erneut mit Millionenaufwand saniert werden: „Wir suchen bereits in Kooperation mit Kommune und Land nach einem geeigneten neuen Standort.“ „Die Paul-Klee-Schule ist jetzt zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren von Hochwasser schwer beschädigt worden“, begründete Thomas Stölting, der LVR-Fachbereichsleiter für Umwelt, Baumaßnahmen und Betreiberaufgaben, die Entscheidung für einen Neubau.

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Nach dem Starkregen im Juni 2018 war die Paul-Klee-Schule mit einem Aufwand von mehr als elf Millionen Euro vom LVR repariert und nach einem halben Jahr Schließung wieder eröffnet worden. Bei der Flutkatastrophe in der Nacht zum 15. Juli hat das schmutzige Wupperwasser jetzt erneut bis zu 1,65 Meter hoch im einstöckigen und wegen der vielen auf Rollstühle angewiesenen Kinder barrierefreien Schulgebäude gestanden.

Großes Gebäude gesucht

Neben der eingeleiteten Planung und Grundstückssuche für einen Neubau und der Verteilung der Klassen auf mehrere dezentrale Schulen hält der LVR auch Ausschau nach einem Interims-Standort, an dem in der Zwischenzeit Platz für alle Schülerinnen und Schüler wäre.

Eltern der Schülerinnen und Schüler der Paul-Klee-Schule steht bei Fragen das Servicetelefon des Landschaftsverbandes zur Verfügung, das unter ☎ 0221 / 809 34 00 erreichbar ist.