Seit dem Hochwasser Mitte Juli 2021 sind nur wenige Dokumente aus Leichlingens Stadtarchiv nutzbar. Doch nun zeichnet sich eine Lösung ab.
StadtarchivNeues Haus für Leichlingens Gedächtnis womöglich gefunden
Ein großer Teil der Akten und Dokumente aus dem Leichlinger Stadtarchiv lagert seit der Überflutung des Archivs im Keller des Leichlinger Rathauses schockgefroren in einem Kühlhaus in Troisdorf im Rhein-Sieg-Kreis. Das betrifft etwa 90 Prozent des gesamten Archivbestandes. Einige Materialien aus dem Archiv überstanden die Wupperflut vom 15. Juli 2021 relativ unbeschadet. Es genügte, diese Unterlagen an der Luft zu trocknen. Seitdem können Interessenten sie im Leverkusener Archiv an der Miselohestraße im Stadtteil Opladen einsehen, wo sie Asyl gefunden haben.
Allerdings können diese Archivalien dort auch nicht zeitlich unbegrenzt lagern. Das Zwischenlager in Opladen steht Leichlingen nur bis voraussichtlich 30. Juni 2023 zur Verfügung. Die Stadt sucht deshalb seit längerem nach einem geeigneten Archivstandort und hatte auch Leichlinger Unternehmer gezielt angesprochen. Doch nun zeichnet sich eine Lösung für den künftigen, dauerhaften Standort des Leichlinger Stadtarchivs ab. Das berichtete die Verwaltung im Ratsausschuss für Bildung, Kultur und Sport in dessen Sitzung am Dienstagabend.
Hohe Anforderungen für künftiges Archiv
Demnach hat es sogar schon eine erste Begehung des betreffenden Gebäudes in Leichlingen mit Vertreter aller beteiligten Fachämter gegeben. Auch aus dem Landschaftsverband Rheinland kam dazu ein Mitarbeiter nach Leichlingen. Denn an die künftige Heimat des Stadtarchivs sind hohe Anforderungen gestellt. Das Archivmagazin muss nicht nur barrierefrei und gut erreichbar sein. Das Archiv braucht auch ziemlich viel Platz: 200 bis 300 Quadratmeter Fläche sind nötig.
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Es muss möglich sein, in den Archivräumen eine konstante Temperatur von 16 bis 20 Grad Celsius und eine ebenso stabile Luftfeuchtigkeit von 45 bis 55 Prozent zu gewährleisten. Und: Der künftige Standort des Archivs muss absolut hochwassersicher sein. Wo das Gebäude liegt, ist einstweilen noch nicht zu erfahren. Aktuell prüft die Verwaltung, welche Veränderungen nötig sind, um die in Frage kommende Liegenschaft für ein Archiv geeignet zu machen. Amtsleiterin Ute Gerhards sagte, die Entscheidung, ob sich die Stadt für den angebotenen Standort entscheide, werde in Kürze fallen. Wenn dann alles glattlaufe und der Umbau der neuen Räumlichkeiten beginne, könne die Stadt parallel zur Vorbereitung des Archivs die Gefriertrocknung des schockgefrorenen Archivgutes in Troisdorf EU-weit ausschreiben.
Spezielles Verfahren soll Archivalien retten
Denn den Archivalien dort muss das aufgesogene Wasser mit einem besonderen Verfahren so entzogen werden, dass das Material nicht noch weiteren Schaden erleidet. Dabei wird das gefrorene Wasser in einer Vakuumgefriertrocknungsanlage aus dem festen direkt in den gasförmigen Zustand überführt.
Daran schließt sich dann die professionelle Reinigung der Archivalien und eventuelle Restaurierungen an. Dieser Prozess wird sehr zeitaufwändig werden, denn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung müssen jedes einzelne Dokument sichten. Die Arbeit wird erschwert dadurch, dass es auch unverzeichnetes Archivgut gibt. In jedem Einzelfall steht die Entscheidung an, was restauriert und digitalisiert wird – und was in die Papierverwertung geht. Allein für diesen Aspekt der Rettung und Neuunterbringung des Stadtarchivs sind zehn Millionen Euro der insgesamt vom Land bewilligten Fördersumme von 17,3 Millionen Euro der Wiederaufbauhilfe nach der Flut reserviert.
Die Arbeiten werden sich über mehrere Jahre hinziehen. Derzeit geht die Stadt von einem Projektabschluss Ende 2028 aus.