Leichlingen – Von einem Mammutprojekt spricht die Stadt in Bezug auf die Rettung des Archivs. Erst seit Montag dieser Woche ist der Keller, in dem die Bestände gelagert wurden, betretbar. In einer Großaktion sei der Zugang zum Archiv am vergangenen Wochenende freigeräumt worden. Eine schwierige Aufgabe, denn der feuchte Schlamm brachte die Archivalien bereits wenige Tage nach dem Hochwasser, das im Untergeschoss des Rathauses bis unter die Decke gestanden hatte, zum Schimmeln. Zum Schutz der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen soll die Gefahr nun schnellstmöglich beseitigt werden. Der Betrieb im Erdgeschoss läuft währenddessen weiter. Die Verwaltung sieht darin keine Risiken, da Kellerzugänge mit Luftschleusen aus Plastikfolien versehen wurden.
Schadenshöhe ist noch unklar
Der Bestand muss nicht nur raus aus dem Gebäude, sondern auch gesichert werden. Dokumente wie Personenstandsunterlagen und Altregistraturen der Ämter der Stadt Leichlingen und der ehemaligen Gemeinde Witzhelden befinden sich darunter. Urkunden, Amtsbücher, Ratsprotokolle, Ausschussniederschriften, Chroniken, Karten und Pläne sind von der Flut betroffen. Die Höhe des Schadens ist noch nicht absehbar.
Hilfskräfte aus der Region sind angereist, um Leichlingen zu unterstützen. Den ersten Notfallverbund zwischen Archiven im Rheinland gründeten 2013 die Städte Leverkusen, Langenfeld und Monheim mit Leichlingen. Nun kommt er zum ersten Mal in größeren Umfang zum Einsatz. Auch Fachpersonal aus den Restaurierungswerkstätten des Landesarchivs und vom Landschaftsverband Rheinland helfen vor Ort.
Mehr als zehn freiwillige Bürger und Bürgerinnen sind am Donnerstag ebenfalls einem Aufruf zur Hilfe gefolgt. Sie wurden am Morgen von den Fachkräften eingearbeitet und werden in den nächsten Tagen weiterhin unterstützen. In einer Menschenkette bergen sie das Archivgut und verstauen es in Gitterboxen zum Transport.
Artefakte werden restauriert
Die weitere Sicherung erfolgt auf dem Hof der ehemaligen Grundschule Büscherhof. Das Archivgut wird dort gewaschen, getrocknet und mit einer Restfeuchte in Folie eingepackt, um in einer Anlage in Troisdorf schockgefrostet zu werden. Würde es ohne Feuchte eingepackt, klebten die Seiten beim Trocknen unlösbar zusammen. Die schnelle Gefriertrocknung verhindert das weitere Wachstum von Schimmel und die Bildung von Eiskristallen.
Um die 1000 gefüllte Boxen tragen die Experten und Expertinnen derzeit aus dem Rathauskeller. Aber damit ist das Mammutprojekt noch nicht getan, es kommt noch weiteres unverpacktes Material hinzu, darunter die vielen Tausend Fotografien des Bildarchivs. Auch die zahlreichen Bestände aus privaten Sammlungen und Nachlässen zu Familien- und Hofgeschichten sind betroffen.
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Wie auch viele betroffene Anwohner und Anwohnerinnen in den vergangenen zwei Wochen ihre Fotoalben verloren haben, könnten auch Teile der Stadtgeschichte, die in dem 1976 eingerichteten Archiv verwahrt werden sollten, unwiderruflich zerstört worden sein. Die Stadt plant, den Archivbestand nach der Trocknung wieder zurück nach Leichlingen zu bringen und dann zu sichten. Stark beschädigte Artefakte sollen restauriert werden. Wo das Archiv künftig untergebracht werden soll, steht noch nicht fest.