Seit 1959 „im Geschäft"Irmgard Pieper muss ihren Blumenladen in Alkenrath schließen
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Seit 1959 beliferte Irmagrd Pieper ihre Kunden mit frischen Blumen.
Nun wurde ihr der Mitvertrag gekündigt - seit Donnerstag ist ihr Laden geschlossen.
Leverkusen/Alkenrath – Irmgard Pieper ist zutiefst traurig. „Ich kann es gar nicht glauben, dass ich zumachen muss“, flüstert die 82-Jährige und legt die von der harten Arbeit gezeichneten Hände auf die kleine Theke ihres Blumenladens an der Alkenrather Straße. Tränen schießen ihr in die Augen.Fast sechs Jahrzehnte hat sie hier ungezählte Kunden mit ihrem reichhaltigen und frischen Angebot an Blumen, Pflanzen, Kunstgewerbe und mit von ihr zusammengestellten farbenfrohen Sträußen erfreut. Doch seit Donnerstagnachmittag ist die Tür des Geschäfts verschlossen.
Vom neuen Besitzer gekündigt
„Ich wollte nicht aufhören. Aber mir blieb keine Wahl. Mein Vermieter musste das Haus verkaufen und der neue Besitzer hat mir zum 31. März gekündigt. Hier kommt jetzt ein Friseurgeschäft rein“, erzählt die rüstige Geschäftsfrau. Etliche Stammkunden schauen am Donnerstag im Laden vorbei, plauschen, trösten und nehmen zum letzten Mal frische Blumen mit.Wie Johannes Beschorner (60), dessen jetzt 90 Jahre alte Eltern schon bei Frau Pieper Blumen gekauft haben. „Hier hat es stets besonders gute Qualität gegeben. Die Ware war immer frisch und von deutschen Herstellern. Darauf hat Irmgard Pieper großen Wert gelegt“, sagt Beschorner.
Auch Anne Bender weiß, wie extrem schwer Irmgard Pieper der Abschied fällt: „Ich bin, wie viele andere, immer gerne in den Laden gekommen. Sogar, als wir nach Steinbüchel gezogen sind. Immer gab es etwas Besonderes im Angebot, immer herrschte eine herzliche Atmosphäre“. Als Erinnerung lässt Anne Bender eine Kamelie einpacken, die sich auf der heimischen Terrasse besonders gut machen werde.„Das ist ein auserlenes Stück und muss gehegt und gepflegt werden“, meint Irmgard Pieper und verdrückt wieder ein paar Tränchen.
Die Piepers eröffneten ihren Laden Anfang 1959 und waren mit die ersten Geschäftsleute am Platz in Alkenrath. Dass sie ihren Lebensunterhalt mit dem jahrzehntelangen Verkauf von Blumen verdienen und sich einmal so mit dem Stadtteil verbunden fühlen würde, konnte die gelernte Steuerberaterin damals noch nicht ahnen. Heute betont die 82-Jährige, dass sie „den Beruf der Blumenhändlerin über alles liebt und ihr Geschäft niemals hätte aufgeben wollen“.
Seit 1969 verwitwet
Von ihrem Mann Heinz, einem Landschaftsgärtner, habe sie einfach alles über das, was Blumen brauchen, gelernt. Doch der starb 1969 bei einem Autounfall. Fortan musste Irmgard Pieper die beiden Töchter großziehen, das Geschäft führen und zudem ein Haus finanzieren. Nahezu jeder Tag habe morgens um fünf Uhr mit der Fahrt zum Blumengroßmarkt in Köln begonnen und gearbeitet wurde bis zum Abend.Pieper, die zwischenzeitlich einen weiteren Laden in Opladen führte, hatte auch sonntags geöffnet. „In all den Jahren bin ich dreimal für eine Woche an der Nordsee gewesen. Zuletzt 1989“, sagt die 82-Jährige.
Doch sie habe in der gesamten Zeit keinen Gedanken daran verschwendet, nicht richtig gelebt zu haben: „Blumen, mein Laden und die Menschen, das war mein Leben. Ich habe immer gesagt, alles könnt ihr mir nehmen, aber nicht mein Geschäft“.
Wie es nun weitergeht, das weiß Irmgard Pieper, noch nicht so recht: „Auf jeden Fall werde ich meine Schwester in Ulm besuchen. Wir haben uns schon seit vielen Jahren nicht mehr gesehen“. Und da sind noch die beiden Töchter und vier Enkel. Für die hat Irmgard Pieper nun mehr Zeit denn je zuvor.