Der SV Schlebusch hat aus 100 Jahren Vereinsgeschichte viele Anekdoten zu berichten.
100 Jahre SV SchlebuschAls zu viele Bälle in der Dhünn zum Spielabbruch führten
Selbst König Fußball war einmal Außenseiter. Im frühen 20. Jahrhundert dominierten die Turner das Sportgeschehen in Deutschland, mit dem englischen Sport hatte so manch alt eingesessener Verein seine Probleme. So kam es, dass sich am 28. Januar 1923 Mitglieder des Schlebuscher Turnvereins von 1881 und – wie es im Gründungsprotokoll heißt: andere Interessierte – in der Gaststätte Johann Richerzhagen trafen. Und beschlossen, die Spielabteilung des Turnvereins in einen eigenständigen Verein umzuwandeln: Den „Sportverein Schlebusch“.
„Wir sind eine große Familie“, sagt der heutige Präsident Ercihan Kurt, der zwar nicht seit 1923, aber immerhin schon 53 Jahre im Verein tätig ist. „Viele, die hier sind, bleiben ihr ganzes Fußballerleben lang.“ Zusammenhalt, Familienfreundlichkeit, Spaß am Sport, das sei es, was den SV Schlebusch auch 100 Jahre nach seiner Gründung noch ausmache. „Bei uns darf jeder mitspielen, wir sind nicht selektiv und wollen nur die Besten.“
Sportlich ehrgeizig ist der SV Schlebusch natürlich dennoch immer schon gewesen. Der Start glückte auch mit einem schnellen Zuwachs an Mitgliedern und überraschend großem Zuschauerinteresse, doch richtig durchstarten konnte der SV Schlebusch erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Spieljahr 1949/50 schaffte die 1. Mannschaft den Aufstieg in die Bezirksklasse, wo Ex-Nationalspieler Richard Job das Traineramt übernahm und die Mannschaft kontinuierlich weiter voranbrachte. 1955/56 folgte der Aufstieg in die neu gegründete Landesliga, 1960/61, auf dem neuen Sportplatz „Im Bühl“ gar der Aufstieg in die Verbandsliga, die damals höchste Spielklasse im Amateurbereich.
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Wenn der SV Schlebusch jetzt auf 100 Jahre Schlebuscher Fußballgeschichte zurückschaut, gibt es natürlich auch einige Anekdoten zu berichten. Wie etwa vom Spiel am 15. Dezember 1958, das beim Stand von 3:1 für die Bayer 04 Amateure abgebrochen werden musste. Der Grund: Nacheinander waren drei Spielbälle in der Dhünn gelandet - und es fand sich unter Spielern und Zuschauern niemand, der bereit gewesen wäre, die Spielgeräte aus dem eiskalten Wasser zu fischen. Ein vierter Ball war nicht verfügbar. So war das Spiel beendet. Sehr zum Ärger der Gäste, die daraufhin das Nachholspiel mit 2:3 verloren.
Sensation im DFB-Pokal
Ältere Schlebuscher erinnern sich besonders gerne auch an den 23. Oktober 1960, als in der ersten Runde des DFB-Pokals der vermeintlich übermächtige Nachbar Bayer 04 Leverkusen vor 2000 Zuschauern auf dem Sportplatz „Im Bühl“ auflief. Und unter der Führung des populärsten Schlebuscher Spielers, Adolf „Akku“ Stranz, mit einer 2:1-Niederlage wieder zurück nach Küppersteg geschickt wurde.
In der nächsten Runde kam dann sogar der große 1. FC Köln nach Schlebusch. Die 0:4-Niederlage gegen die Profimannschaft grämte die Schlebuscher nicht allzu sehr, immerhin kamen am zweiten Weihnachtstag ganze 4000 Zuschauer auf den Sportplatz und der SVS hatte es bis in eine Liveübertragung des WDR Hörfunks geschafft.
Der größte Erfolg der Vereinsgeschichte folgte in der Saison 1964/65 mit dem Gewinn der Verbandsliga-Meisterschaft. Ausgerechnet gegen den Lokalrivalen VfL Leverkusen mit einem 7:0 Sieg am letzten Spieltag – so schön kann Amateurfußball sein. Wo Erfolg ist, da kommt aber auch schnell die Konkurrenz auf.
In der Folge wurden einige Spieler abgeworben und es folgte eine turbulente Zeit mit Ab- und Aufstiegen. In der Jubiläumssaison kämpft die erste Mannschaft aktuell in der Landesliga um den Klassenerhalt – mit einer Mannschaft, die zu einem guten Teil aus der eigenen Jugend kommt. Familie eben.
Die große Jubiläumsfeier im Festzelt auf dem Vereinsgelände findet am 5. August statt. Es spielen Brings, Miljö und Torben Klein, Thomas Wagner von Radio Leverkusen gibt den DJ. Karten zum Preis von 38 Euro sind über die Vereinshomepage zu beziehen.