50 Jahre City AErinnerungen an eine Zeit, als Leverkusen Stadt der Zukunft war
Leverkusen – Meist wurde über die City A zuletzt im Zusammenhang mit Problemen gesprochen: Leerstände, ein drohendes Kaufhof-Ende, Pleiten, Geschäfte, die auf schwer erklärbare Weise existieren können. Am Mittwoch wurde die City endlich einmal gefeiert.
City A: Wohnungen und Geschäfte
100 Interessierte hatten sich bei der Stadtverwaltung für eine kleine Veranstaltung mit Fotoausstellung und Filmvorführung mit Zeitzeugen in ein leerstehendes Ladenlokal an der Schrägstraße angemeldet; veranstaltet wurde das von Mitarbeitern des Stadtarchivs. Am Schluss gab es ein Buffet, das das in den Luminaden ansässige Restaurant ausrichtete.
Aber in der City A gibt es nicht nur Geschäfte, sondern auch eine Menge Wohnungen. Karin Baltes ist eine Einwohnerin der ersten Stunde, sie erzählte von ihrem Leben im Hochhaus. „Viele sagen: Wie kann man hier nur wohnen?“ Baltes, die in dem Haus eine Eigentumswohnung besitzt, ist aber zufrieden. Als junge Frau zog sie mit ihrem Mann nach Leverkusen. Zunächst nicht aus Überzeugung, sondern weil die Stadt zwischen Köln und Düsseldorf liegt, wo die Eheleute ihre Arbeitsplätze hatten.
Für sie hat der extrem verdichtete Stadtteil genau so funktioniert, wie sich das die Architekten und Gestalter ausgedacht hatten. Wohnen, Einkaufen, Essen gehen, Feiern, Kultur, Parken, Ärzte: Das alles liegt in unmittelbarer Nähe. Klar, dass es früher viel bessere Geschäfte gegeben habe, das sieht Karin Baltes auch. „Ich wollte irgendwann mal raus aus der City A, aber jetzt nicht mehr.“ Besonders jetzt im Alter habe sie Lust auf Leverkusen und die Innenstadt bekommen, sagt sie. Die Vorteile zeigten sich in ihrer Lebensphase besonders deutlich. Von möglichen Nachteilen war am Mittwoch weniger die Rede.
Die Erinnerungen an den Umbau weckte bei vielen Gästen Karlheinz Beeres, bekannt durch seine Stadtrundfahrten. Er wuchs in einem Haus an der alten Wöhlerstraße auf, die vor dem Bau der City A noch keine Durchfahrtsstraße, vielmehr eine ganz normale Wohnstraße in der Kolonie II war.
Glück für die heutigen lokalen Historiker: Beeres belegte einen Kursus im Schul-Fotolabor und konnte sich dank seiner Schülerjobs auf Baustellen in der Nähe einen Fotoapparat kaufen, den er besonders oft beim beginnenden Abbruch der Koloniehäuser in der Nachbarschaft, aber auch beim Bau der City und anderer Bauten „schussbereit“ mitführte. Das Ergebnis seiner Freude an guten Bildern ist heute eine große Sammlung an Schwarzweißbildern und Presseausschnitten aus der Zeit. Beeres hat nie mit dem Gedanken gespielt, selbst in die Hochhäuser zu ziehen. Sicher auch, weil er als Kind die Architektur der Kolonien erleben durfte, die bewusst kommunikationsfördernd, einladend und offen angelegt sind: „Die Nachbarschaft in der Kolonie war sehr gut damals, man half sich.“
Ein Super-8-Film vom Eröffnungstag
Ein Super-8-Film vom Eröffnungstag erzeugte ein Gefühl für die Zeit: Männer trugen Hüte, lange Haare, Wildlederjacken. Schon damals fuhren Massen an Autos: Käfer, Taunus, NSU-Prinz.
Der Historiker Reinhold Braun komplettierte die Augenzeugen-Berichte. Er erzählte von den Kinos in den Katakomben der City, Cinenova, Bambi und Club. Es gab Leder-, Zoo-, Foto-, Textil-, Bastel-, Unterwäschegeschäfte. Das erste Eiscafé (Santini) hatte es ihm besonders angetan, ebenso die Diskothek „Meeting“. Auch Historiker Braun begann selbst schon früh, mit Fotos zu dokumentieren. Braun ist immer auf der Suche nach alten Bildern aus Leverkusen für den Geschichtsverein, dem er angehört.
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In Vertretung für den an Corona erkrankten Oberbürgermeister Uwe Richrath sprach Bürgermeister Bernhard Marewski. Er sagte, die City sei als zukunftsweisend bewertet worden, Delegationen aus anderen Städten reisten nach Leverkusen, um sie sich anzusehen. Die 1960-er Jahre seien eine Zeit der baulichen Experimente gewesen, heute mögen die Bauten zum Teil fremd wirken. Die Ideen dazu wurden im Bauhaus entwickelt.
Frank Schönberger von der City-Werbegemeinschaft hat die City mit ihren Hochhäusern seit der Kindheit erlebt. Auch wenn die „Geschäfte besser sein könnten“: Die City A mit den Luminaden müsse das Zukunftsprojekt in der Innenstadt sein.