Frank Leyhausen zeigt in seinem Buch „Graues Gold statt altes Eisen“ Wege auf, wie man einen guten Übergang vom Arbeitsleben in den Ruhestand schafft.
Leverkusener mit Ratgeber„Parkbank? Das widerspricht dem Bild der meisten Rentner“

Der Übergang vom Job in die Rente ist ein großer Einschnitt im Leben. Wie man diesen Übergang besser meistert, dazu hat der Leverkusener Frank Leyhausen einen Ratgeber geschrieben.
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In Ihrem Buch beschwören Sie Klischeebilder von „beigefarbig angezogenen Rentnern, die Enten füttern“ oder Rentnern auf der Parkbank herauf. Was gefällt Ihnen an diesen Bildern eigentlich nicht?
Frank Leyhausen: Sobald es um Rente geht, wird oftmals das Bild von älteren Menschen auf der Parkbank bemüht, gerade auch in den Medien. Das widerspricht aber dem Bild der meisten Rentner. Viele engagieren sich, Rente ist oft vielseitig. Das Bild ist zu simpel und reduziert die Menschen.
Wie kam es dazu, dass Sie sich mit dem Thema Rente beschäftigt haben?
Ich beschäftige mich seit dem Jahr 2000 mit dem Thema Altern und Demografie und berate Unternehmen und Behörden dazu. Einige Jahre später habe ich auch meinem Vater geholfen, in den Ruhestand zu kommen. Auch er hat gedacht, er könne das allein meistern. Viele unterschätzen das. Man glaubt, es erwartet einen endloser Urlaub und irgendwann fallen sie in ein Loch.

Der Klassiker: Zwei Rentner auf der Parkbank. Das Bild ist für Frank Leyhausen ein Klischee und zu simpel.
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Wie gehen die meisten Menschen Ihrer Erfahrung nach an das Thema ran?
Bei den meisten geht es erstmal ums Geld. Manche schauen sich, wenn sie in den 50ern sind, den Rentenbescheid an und überprüfen, ob alle Zeiten angegeben sind und rechnen sich aus, ob sie von der Rente leben können. Mehr machen die meisten nicht. Das klappt für einige, aber für viele eben auch nicht.
Was sind die gängigsten Fallen für angehende Rentner?
Man muss sich bewusst machen: Die Struktur geht verloren. Wenn man arbeitet, hat man sechs Wochen Urlaub im Jahr, der Rest ist Arbeitszeit. Auf einmal hat man 365 Tage im Jahr Zeit. Man hat kein Wirkungsfeld mehr, keine Chance, täglich Leistung zu erbringen. Rolle und Status wechseln, wenn man in die Rente geht. Wenn man früher Führungskraft war, mit Sekretärin und Diensthandy, dann ist danach alles weg und man muss sich die Frage stellen: „Was bin ich eigentlich?“ Ein Job ist immer auch identitätsstiftend. Und: Man trifft in der Rente 24/7 auf seinen Partner, diesen Punkt unterschätzen viele auch.

Frank Leyhausen hat einen Rentnerratgeber geschrieben.
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Wie sollte man sich denn optimalerweise auf die Rente vorbereiten?
Indem man sich zuerst fragt, wann man eigentlich in den Ruhestand gehen möchte. Das ist heute flexibler geworden, manche wollen früher gehen, andere länger arbeiten. Zwei bis drei Jahre vorher sollte ich mir überlegen: Womit will ich mich beschäftigen? Bei vielen ist das recht unspektakulär: Sie möchten mehr Zeit mit dem Enkel verbringen oder ein Ehrenamt ausüben. Andere wollen eine neue Fremdsprache lernen.
Man trifft in der Rente 24/7 auf seinen Partner, diesen Punkt unterschätzen viele auch
Man kann sich auch fragen: Gehe ich noch ein bisschen arbeiten? Die Erwerbstätigkeit im Ruhestand steigt, vor allem, weil die Menschen soziale Kontakte haben möchten. Das ist übrigens auch eine Option, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. In den USA gibt es ein Beispiel eines Baumarktes, die haben ehemalige Handwerker als Verkäufer angeheuert. Wer könnte den Kunden besser etwas erklären als sie?
Wie steht es um die Altersbilder in Deutschland?
Dazu gibt es eine aufschlussreiche Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, die ganz klar sagt: Der Anteil an Altersdiskriminierung wächst. Ältere werden mit Vorurteilen belegt. Dass sie nicht mehr könnten oder es kommen Bemerkungen wie: „Das mit der Technik wird bei dir eh nicht klappen.“ Viele halten diesen Umgang auch traurigerweise für selbstverständlich. Diese Diskriminierung betrifft übrigens nicht nur Ältere, sondern auch die Jüngeren.
Haben Sie sich schon Gedanken zu Ihrem Ruhestand gemacht?
Naja (schmunzelt). Das Thema ist auf der Agenda, klar. Als Selbstständiger habe ich aber große Lust möglichst lange zu arbeiten.
Ist Ihr Vater eigentlich gut im Ruhestand angekommen?
Ja. Er hat sich zwei Jugendträume erfüllt. Er hat als Radiomoderator bei Radio Leverkusen gearbeitet und bei der Caritas die erste Männer-Gesprächsgruppe gegründet. Er sagt selbst, dass er es nicht so gut ohne die Tipps hinbekommen hätte. (lacht)
Zur Person
Seit 2000 berät Frank Leyhausen Unternehmen, Behörden und gemeinnützige Organisationen zu den Chancen und Herausforderungen einer alternden Gesellschaft. 2022 hat der 55-Jährige das Projekt „AgeForce1“ gegründet und hilft beim strukturierten Übergang in die Rente, beispielsweise mit einem Ruhestandstraining als E-Learningangebot. Gemeinsam mit Psychologin und Coach Anja Klute hat er 2024 das Buch „Graues Gold statt altes Eisen“ geschrieben. Leyhausen kommt aus Leverkusen. Zunächst wohnte der gelernte Versicherungskaufmann in Manfort, bevor er nach Schlebusch umzog. Mittlerweile lebt und arbeitet Frank Leyhausen in Köln.
Aktiv arbeiten auch im Alter
Das Thema Erwerbsarbeit für ältere Mitbürger fand auch Eingang in die Sondierungsgespräche der CDU und SPD auf Bundesebene: Geplant ist eine „Aktivrente“, wonach Senioren sich neben der Rente 2000 Euro steuerfrei hinzuverdienen können. Bisher sind 1000 Euro steuerfrei.
„Alt werden in Leverkusen“ - Unsere Serie
In einer mehrteiligen Serie beleuchten wir vom „Leverkusener Anzeiger“, wie es ist, in Leverkusen alt zu werden. Was beim Alterungsprozess im Körper passiert, hat Geriatriechef Sascha Wihstutz vom Sankt-Remigius-Krankenhaus in Opladen erklärt. Wie verkehrssicher die Straßen in Leverkusen sind, lesen Sie hier.