Die Stadtverwaltung arbeitet daran, den Verkehrsraum seniorengerecht zu machen. Schnell geht es dabei nicht.
Alt werden in LeverkusenWie seniorengerecht sind Leverkusens Straßen?
Wenn man älter wird, wird man langsamer. Ein großes Thema ist unter Seniorinnen und Senioren daher das Thema Mobilität und Verkehrssicherheit. Auch die Stadtverwaltung muss sich damit beschäftigen. Barrierefreiheit ist in Gesetzen verankert. Zum Beispiel in der Landesbauordnung von Nordrhein-Westfalen, die festlegt, wie öffentlich zugängliche Gebäude gebaut sein müssen, damit alle Menschen den Weg finden können, auch wenn sie mobil eingeschränkt sind. Wie wird bei neuen Projekten oder Baumaßnahmen in Leverkusen sichergestellt, dass auch die Belange der Senioren mitgedacht werden?
Beispiele nennt der Fachbereich Tiefbau auf Anfrage: Die Brandenburger Straße in Steinbüchel soll erneuert werden, hier ist der Asphalt teils aufgebrochen, auf den Gehwegen brechen Baumwurzeln durch, mit dem Rollator, mit einem Rollstuhl ist das schwierig. Bushaltestellen und Querungen sollen barrierefrei ausgebaut werden. Hinzu sollen sogenannte taktile Elemente angebracht werden, die für Sehbehinderte wichtig sind, etwa Bodenmarkierungen. Beim Umbau des Kreisverkehrs an der Stauffenbergstraße seien die Übergänge barrierefrei gestaltet worden, schreibt die Verwaltung.
Ganz häufig sind schlecht gemachte Bordsteinabsenkungen an Überwegen für mobilitätseingeschränkte Menschen ernsthafte Hindernisse. Im Mobilitätskonzept 2030+, das die Stadt Leverkusen vor einigen Jahren beschlossen hatte, sind Lösungen für diese Probleme als Ziele festgehalten worden.
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Leverkusen: Abstimmung mit Behindertenbeirat
„Ein wesentlicher Bestandteil dieses Konzeptes ist die Attraktivierung und die Förderung des Fußgängerverkehrs in Leverkusen“, heißt es von der Verwaltung. Hoch in der Priorität sei „die Vermehrung von sicheren Querungsmöglichkeiten für zu Fuß Gehende“. Bei diesen Fragen erfolgten laut Tiefbauamt Abstimmungen mit dem Behindertenbeirat. Die Verwaltung verweist auf ein positives Beispiel auf der Lützenkirchener Straße, hier habe man in Höhe der Hausnummer 350 eine Mittelinsel geschaffen – mit abgesenktem Bordstein.
Dass das so längst nicht im ganzen Stadtgebiet umgesetzt ist beziehungsweise, dass Senioren sich anderes wünschen, kann man zum Beispiel in Hitdorf sehen. Hier ärgern sich ältere Menschen über den Übergang über die Hitdorfer Straße beim Aldi. Der Bordstein ist abgesenkt, aber immer noch drei Zentimeter hoch. Die Leute kämen mit dem Rollator gar nicht richtig rüber, vor allem, wenn sie auch noch Lebensmittel transportierten, beschwert sich Angelika Hausdorf. Sie organisiert die jährliche Hitdorfer Altenfeier und kümmert sich grundsätzlich für die Belange der älteren Menschen in ihrem Stadtteil.
Autofahrer hätten ältere Leute beschimpft, wenn sie zu langsam gewesen seien, sagt Hausdorf; sie würde hier einen ebenen Übergang bevorzugen, wenn sie gefragt werde. Zu diesem Thema hat sie auch bereits den Kontakt zur Stadtverwaltung gesucht. Die Überquerung der Fährstraße sei auf Höhe des Wasserwegs durch den hohen Bordstein und die Eisenschienen auch nicht einfach und oben an der Hochwasserschutzwand würde man mit Rollator auf dem Kiesweg ordentlich durchgeschüttelt, zählt sie weitere schwierige Stellen auf.
Die Stadtverwaltung räumt ein, dass im Stadtgebiet noch an vielen Stellen nachgebessert werden muss. Es geht auch nicht nur um Bordsteinabsenkungen, auch mit Grünphasen an Ampeln oder Überquerungshilfen könne man viel erreichen, heißt es.
Leverkusen: Aufzüge an Bahnhöfen sind Negativbeispiele
Erst kürzlich hatte die Verwaltung zu einem Fußverkehrscheck in Manfort durchgeführt. Dabei sei den Teilnehmenden aufgefallen, wie viele Bordsteinabsenkungen wirklich fehlen. „Meinen Blick hat der Austausch mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Fußverkehrscheck auf jeden Fall geschärft“, schreibt Conchita Laurenz, Abteilungsleiterin des Fachbereichs Ordnung und Straßenverkehr.
Bernd Schuster ist der Vorsitzende des Behindertenbeirats. Das Gremium gibt Empfehlungen an die Stadtverwaltung. Erhält ein Bauvorhaben öffentliche Förderung, muss der Beirat angehört werden, aber mittlerweile finde man auch bei vielen anderen Projekten Gehör, sagt Schuster. Der 62-Jährige, der bei den Lebenshilfe-Werkstätten arbeitet, sieht, dass die Sensibilität bezüglich dieser Fragen zugenommen habe. Bei neuen Projekten werde viel auf Barrierefreiheit geachtet. Andererseits: „Man hat in Leverkusen viel mit Altlasten zu tun.“ Früher wurde eben nur fürs Auto gebaut. Diese Altlasten könne man nur „step by step“ abschaffen.
Ein positives Beispiel, wo Barrierefreiheit gut umgesetzt wurde, sieht Schuster am Wiesdorfer Busbahnhof. Dort gibt es geeignete Absenkungen an den Bussteigen, Tasten mit akustischen Ansagen und moderne Anzeigetafeln. Das negative Gegenstück sieht er in den Bahnhöfen in Wiesdorf und Opladen. Lange Zeit waren die Bahnsteige für Senioren, für Menschen mit Rollstuhl, Kinderwagen oder Koffer wegen defekter und fehlender Aufzüge schwer erreichbar.
Am Opladener Bahnhof wurde der dauerhaft defekte Aufzug erneuert. In Wiesdorf sind Ende Dezember drei Aufzüge in Betrieb gegangen, allerdings gibt es schon Anfang Januar die ersten Probleme: Der Lift hoch zu den Gleisen eins und zwei funktioniert bereits am 3. Januar nicht mehr. Er ist derzeit stillgelegt.
„Alt werden in Leverkusen“ - Unsere Serie
In einer mehrteiligen Serie beleuchten wir vom „Leverkusener Anzeiger“, wie es ist, in Leverkusen alt zu werden. Weitere Serienteile, die in den kommenden Wochen erscheinen, drehen sich unter anderem darum, welche Geselligkeitsangebote es gibt und wie die Polizei ältere Menschen fit und selbstbewusst machen will. Was beim Alterungsprozess im Körper passiert, hat Geriatrie-Chef Sascha Wihstutz vom Sankt-Remigius-Krankenhaus in Opladen erklärt.