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Aus für „Uncle Sam's“Leverkusens Sportsbar muss schließen

Lesezeit 5 Minuten
Sportsbar „Uncle Sam's“

Das „Uncle Sam's“ in Wiesdorf muss dicht machen.

Nach einem knappen Vierteljahrhundert schließt die Sportsbar „Unce Sam's“ in Wiesdorf. Der letzte Karaoke-Abend fand bereits statt.

„Uncle Sam’s“ – das ist mehr als eine amerikanische Sportsbar, eine Spielhalle oder ein Restaurant. Es ist ein Ort, an dem Leverkusener jeden Alters zusammenkommen – und zu allen möglichen Anlässen. Junge Menschen treffen sich mit Freunden, um den Samstagabend außer Haus zu verbringen. Ältere Besucher und Urgesteine der Stadt versacken hier gerne mal bis morgens um fünf. Es finden Karnevalsfeiern und Karaoke-Abende statt. Oder besser: Sie fand statt. Denn: Das „Uncle Sam’s“ muss schließen.

Das Gebäude am Eingang des Wiesdorfer Rialto-Boulevards gehört zu jenen Immobilien, die die Stadt Leverkusen im Zuge der Umgestaltung der City C erworben hat. Entsprechend hatte zuletzt der Betreiber der amerikanischen Sportsbar Wilfried Credo auf Anfrage des „Leverkusener Anzeiger“ auch schon bestätigt, dass er das Ladenlokal bis Mai räumen müsse. Ob es eine zukünftige Eröffnung an einem anderen Ort geben wird, bleibt offen. Die Verantwortlichen der Stadtentwicklungsgesellschaft Wiesdorf/Manfort (SWM), ein Tochterunternehmen der Stadt, sehen in der Sportsbar keine langfristige Perspektive und planen den Umbau des Gebäudes für mehr als 200 Wohnungen.

Sportsbar „Uncle Sams“

Kurz vor dem Jahreswechsel fand zum letzten Mal ein Karaoke-Abend statt.

Anlässlich der Schließung des „Uncle Sam’s“ fand am 30. Dezember der letzte Karaoke-Abend statt. „Leider muss ich Euch mitteilen, dass ich mich heute, nach über 25 Jahren, von der Karaoke-Bühne verabschiede“, sagt André, Leiter dieser Sing-Abende, an diesem Tag zu den letztmalig gekommenen Gästen. Viele von ihnen seien über die Jahre zu Freunden und Freundinnen geworden, manche gar zur Familie. Seit 1992 leite er die Karaoke-Abende und habe schon einige der Singenden bei Casting-Shows wie „Deutschland sucht den Superstar“ wiedergesehen. Nun, am letzten Abend, blicke er noch einmal in „viele vertraute Gesichter“ und freue sich, „dass so viele gekommen sind“, um kurz vor Silvester ein letztes Mal zusammen zu singen und zu feiern.

Stammgäste seit über 20 Jahren

Einer der Angesprochenen ist Michael. Er sagt: „Ich bin seit über 20 Jahren Stammgast hier.“ Was bedeutet: Der Leverkusener kommt schon über die Hälfte seines Lebens ins „Uncle Sam's“, um Freunde zu treffen, Darts zu spielen, um zu essen oder mit seiner Frau Anja einen gemeinsamen Abend zu verbringen. An diesem letzten Samstag nun sitzt er mit eben jener Anja in der Sportsbar, um noch ein letztes Mal den Karaoke-Gesängen zu lauschen und einen amerikanischen Burger zu verspeisen. Früher, sagt das Paar, seien sie häufig zu Karnevalsparties hier gelandet und hätten bis in die frühen Morgenstunden gefeiert. Das „Uncle Sam’s“ sei eben nicht einfach nur ein Restaurant oder eine Bar. Vielmehr, sagt Michael, kannten er und viele andere Stammgäste die Belegschaft persönlich, seien jahrelang hierhergekommen, hätten gemeinsam „viel erlebt“ und pflegten deshalb „ein besonderes Verhältnis zum Laden“. Kurzum: „Man wird nicht als Gast, sondern als Freund behandelt.“

Besonders traurig: Die Corona-Pandemie habe es in den vergangenen Jahre ja für eine lange Zeit unmöglich gemacht, sich im „Uncle Sam’s“ zu treffen. Danach habe es für Michael und Anja „einige Zeit“ gedauert, bis sie wieder in der Sportsbar einkehrten – vor etwa zwei Monaten fanden beide ihren Weg zurück vor die Dartscheiben und an die Tische. Und jetzt müsse der Laden schließen.

In Wiesdorf und Manfort gebe es jedenfalls keinen vergleichbaren Ort, an dem man sich so treffen könne, sagt Michale. „In Opladen mussten viele Kneipen schon vor 20 Jahren aus finanziellen Gründen oder wegen Personalmangels schließen.“ Anja weiß nicht, wohin man nun gehen soll. Das „Rundum-Paket“ des „Uncle Sam’s“ sei einfach unschlagbar. Es gebe keine Alternativen in Leverkusen, sofern man nicht in Spielhalleb gehen wolle. Aber im Endeffekt gehe es eben immer um Geld, sagt Michael zum „Rauswurf“ seitens der Stadt. Für Leverkusen breche jedenfalls mit der Schließung des „Uncle Sam’s“ ein Kultladen, ein Treffpunkt für Jung und Alt sowie ein Ort für Freundschaften weg.

Sportsbar „Uncle Sam's“

Kellner David (22) ist einer von vielen Mitarbeitenden, die mit der Schließung der Sportsbar ihren Job verlieren.

David wiederum ist 22 Jahre alt – und arbeitet im „Uncle Sam’s“. Er ist einer der zahlreichen Mitarbeitenden, die Anfang dieses neuen Jahres ihren Job verlieren werden. Bevor er hier angefangen habe, sei er selbst oft mit seiner Mutter, Schwester oder Freundin hergekommen, habe Billard gespielt und Bekannte, Freunde oder Nachbarn getroffen, sagt David. Mit der Schließung breche nun ein Treffpunkt weg – unter anderem für viele Jugendliche. Und wo die anstelle des „Uncle Sam’s“ nun hingehen sollten, wisse er nicht. Für ihn ist die Sportsbar mehr als ein Arbeitgeber: Das Team sei eingespielt, viele Gäste seien Freunde geworden und er sei selbst über Jahre hergekommen. „Hier geht ein Stück Herz verloren.“

Einen genauen Termin für die Schließung der Sportsbar gebe es noch nicht, doch der werde wohl im Laufe des Januars mitgeteilt, sagt David. Man munkele viel, doch: Die Chefs hätten mit ihren Mitarbeitenden noch nicht über die Zukunft gesprochen und ob es möglicherweise eine Wiedereröffnung an einem anderen Ort gebe. Die meisten Angestellten arbeiteten hauptberuflich in der Sportsbar und verlören mit dem Aus ihren Hauptjob. Da es in vielen Bars, Restaurants und Spielhallen Personalmangel gebe, glaube er zwar, dass alle Mitarbeitenden einen neuen Job finden würden, sagt David. Doch ein so familiäres Arbeitsumfeld wie hier, wie im „Uncle Sam’s“, sei eben einmalig. Es stehe somit für alle eine „riesige Veränderung“ an.