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AusstellungAlltagskarneval eingefangen

Lesezeit 3 Minuten

Manfred Herchenhein hat über Jahre kostümierte Menschen fotografiert. Seine Bilder hängen in der Sparda-Bank.

Ernst, fast schon kritisch, schaut ein als Kuh verkleideter Mann in die Ferne, die Mütze leicht verrutscht auf dem Kopf. Daneben eine Hexe, deren warme Winterjacke unter dem Kostüm hervorblitzt. „Das sind nicht die gewohnten Humba-Täterä-Bilder“, beschreibt Manfred Herchenhein seine Fotos. Der 73-Jährige ist während der Karnevalszeit stets mit seiner Kamera neben den Karnevalszügen zu finden – vornehmlich auf der Kölner Straße in Opladen. Dass seine Bilder nun in den Räumen der Sparda-Bank eben dort ausgestellt werden, freut den Hobbyfotografen.

Insgesamt 24 Aufnahmen, die zwischen 2007 und 2018 gemacht wurden, zieren die Wände der Bank. Es ist eine neue Perspektive auf den Karneval, denn seine Fotos nehmen Abstand von der klassischen Karnevalsaufnahme von gut gelaunten Menschen, die lachend in die Kamera blicken. „Ich möchte nicht das typisch Fröhliche zeigen. Hier sieht man den Karneval mal etwas zurückgenommen“, erklärt Herchenhein. „Die meisten meiner Bilder sind eher ernst und nachdenklich.“

Alt und jung, männlich und weiblich sind die Porträtierten, einige sind Teil des Spielmannszuges, andere privat unterwegs. Dass die Menschen auf seinen Bildern nicht wissen, dass sie fotografiert wurden, nimmt Herchenhein gelassen. „Das Risiko muss ich eingehen“, sagt er. Somit könnte der nächste Besuch in der Sparda-Bank für manche Kunden zur Überraschung werden, wenn sie sich selbst groß abgebildet als Oger, Hexe oder Geisha verkleidet in die Augen schauen können. „Fotografisch gesehen war der Rosenmontagszug 2014 der faszinierendste. So viele tolle Kostümierungen habe ich in den Jahren davor und danach nicht gesehen“, findet der Fotograf.

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Lange Jahre sei der als Dino geschminkte Junge, der in eine Karotte beißt, sein Lieblingsbild gewesen – eine Momentaufnahme des Alltagskarnevals, der wenig mit den prunkvollen Wagen der großen Karnevalszüge zu tun hat, sondern von der Kreativität der Menschen lebt.

Kontrast zwischen Foto und Realität

Dass sie nicht konstant fröhlich lächelnd am Wegesrand stehen, zeigt Herchenhein in seinen Fotos und zeichnet damit einen Kontrast zwischen den bunten Kostümen und den häufig ernst blickenden Fotografierten. „Mein Ziel ist es, dass die Fotos am Ende der Ausstellung gegen einen freiwilligen Obolus abgegeben werden können“, erklärt Herchenhein.

Der Erlös der Bilder geht an den Förderverein der Gemeinschaftsgrundschule Opladen in der Herzogstraße und wird der Projektgruppe „Teilnahme am Rosenmontagszug“ zugute kommen. „Damit schließt sich der Kreis “, sagt der Fotograf.

Als Mitglied des Vereins zur Förderung künstlerischer Bildmedien Bayer e.V. hat Herchenhein schon an Gruppenausstellungen mitgewirkt, doch das ist seine erste Einzelausstellung. „Wir haben hier in der Bank einen besonderen Bezug zu Karneval, denn mein Stellvertreter war 2013 Prinz des Kölner Dreigestirns“, erklärt die Filialleiterin der Sparda-Bank, Christina Spermann. Dem Verkaufserlös möchte sie im Februar noch Geld hinzufügen. Bis Aschermittwoch werden Herchenheins Fotos in der Bank aushängen.