Leverkusener Brennpunkt-JamSkater sorgen sich um ihren Platz unter der Stelze
Leverkusen – Beim Leverkusener Brennpunkt Jam hat sich die Skater-Szene der Region am vergangenen Samstag unter der Stelze in einem Scooter-, BMX- und Skateboardwettbewerb gemessen. Die Hip-Hop-DJs „Back-Q“ und „Lifeforce“ sorgten für die passenden Beats, Graffiti-Künstler besprühten mit klackernden Sprühdosen den Skatepark.
Die Initiative des Hauses der Jugend Opladen hat sich in 20 Jahren zu einem Gemeinschaftsprojekt mit zahlreichen Unterstützern entwickelt, darunter auch die Trio-Jugendhäuser und der Lindenhof. „Das lebt davon, dass es frei und selbstständig organisiert wird. Das ist Hip-Hop“, sagt Federführer Wolfgang Lammert.
Wagemutige Sprünge unter der Stelze
Unfassbar talentierte Kinder und Jugendliche hat Leverkusen – in allen Altersklassen und in jeder Hinsicht. Mit Schwung stürzt sich Niklas Kreft mit seiner Clique in die Halfpipe – und wirbelt wagemutig unter der Stelze umher, bis die BMX-Reifen quietschen. Es ist ein regelrechtes Feuerwerk an Action und waghalsigen Tricks mit ebenso waghalsigen Namen, die Kommentator Martijn Snelling Berg – der sonst kostenfreie wöchentliche Skate-Workshops im Haus der Jugendanbietet – mit einer Jury auswertet.
„Die Jury mag es, wenn alle Ramps mit einbezogen werden“, erklärt er, „wir suchen hier nicht den nächsten Skate-Olympioniken. Hier fahren alle zusammen, Jung und Alt, Neueinsteiger mit Profis.“ Für den Brennpunktjam sind extra zusätzliche Elemente auf Anhängern aufgebaut wurden. „Mehr Rampen bräuchte es hier auch sonst dringend“, findet der 17-jährige Ray Mann.
Nach dem der letzte Trick gestanden ist, steht fest: Für Kreft hat es heute nicht für einen Preis – begehrtes Skater-Zubehör und Kleidung – gereicht. Das tut der guten Stimmung bei dem 21-jährigen Richrather aber keinen Abbruch: „Wir sind Sieger der Herzen!“
„Hier muss alles neu: Boden, Lampen, Rampen.“
Dann kommt Simon Frädrich dazu, er arbeitet für die Jugendförderung bei der Stadt Leverkusen und führt beim Brennpunktjam eine Umfrage durch: „Natürlich sollten wir diejenigen, die den Park alltäglich nutzen, in Entscheidungen, die diesen betreffen, mit einbeziehen. Jugendbeteiligung ist das A und O.“ Man könne nichts versprechen, aber zu wissen, wie der Skaterpark eigentlich genau genutzt wird und was daran wichtig ist, sei der erste Schritt. Lucca Grass hat dazu erst mal eine eindeutige Meinung: „Hier muss alles neu: Boden, Lampen, Rampen.“ Die Überdachung durch die Brücke, die Lage und ständige Verfügbarkeit wiederum findet der 19-Jährige dann aber doch gut.
Man kann derweil an einer Hand abzählen, wie viele Teilnehmerinnen vor Ort sind. Eine von ihnen ist Janne Teuschel, die Gründe dafür sind ihr nicht ganz klar: „Vorstellen könnte ich mir schon, dass sich mehr Mädchen für Skaten begeistern würden, wenn das hier was besser einsehbar wäre, es heller wäre, vielleicht öfter mal eine Streife vorbeikommen würde.“
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„Mini-Ramp“ ist ein Schlagwort, welches immer wieder fällt. Für den Brennpunktjam wurde eine mobile Version solch gegenüberliegender Rampen aufgebaut. Zwischen diesen können Skater jeglicher Art dann hin und her skaten. Finn und Niklas sind zwölf Jahre alt und der Meinung, dass so eine hier dringend hergehört: „Es ist frustrierend zu sehen, wie einfach man sowas innerhalb von einem Tag aufbauen kann – wir hätten gerne immer eine Mini-Ramp.“
Freund Noah ist 14 Jahre alt und verdeutlicht eines der Probleme, das auftritt, wenn ein Ort von Skater einer so breiten Altersspanne genutzt wird: „Ich finde es doof, dass hier immer so viele Zigaretten und Scherben liegen, manchmal ist Alkohol auf die Rampen geschüttet.“
Am anderen Ende der Stelze geht es derweil kreativ zu. Hier zieren nun neue Graffitis den Beton. Im Workshop bei Enrico Andreska und Christoph Lehmann lernt jeder, wie man Kunst aus Sprühdosen rausbekommt. Die achtjährige Anna hält wie viele hier zum ersten mal eine Sprühdose in der Hand. „Etwas näher noch ran“, gibt Andreska letzte Tipps. „Cool“, ist Anna von ihrem Werk beeindruckt: Ihr Name als rosa Graffiti mit ihrem Lieblingstier, einem Koalabären.
Die EVL hat zwölf Stromkästen zur Verfügung gestellt, die ebenfalls mit Graffitis von den Kindern gestaltet werden. Zu sehen sind viele politische Motive wie „Peace!“ oder „There is no planet B!“. Karsten Klett vom Haus der Jugend ist dankbar für die „super Aktion“ mit der EVL: „Bei der Kunstnacht im Oktober werden die Stromkästen ausgestellt und dann von der EVL Stück für Stück ersetzt – man kann sich also überraschen lassen, an welchen Ecken diese Werke aufpoppen werden.“
„Was auch immer mit der Autobahn passiert: Dieser Treffpunkt hier darf nicht wegfallen“, betont Trio-Sozialarbeiter Robin Henning. Alle Anwesenden sind sich einig, dass die Szene beim Skaterpark mit einbezogen werden muss, um eine sinnvolle Lösung zu finden. An Ideenmangel wird es hier nicht scheitern.