BürgerprotestBürrig leidet unter dem Gestank des Leverkusener Klärwerks
Leverkusen – Für die Bürriger ist es ein bekanntes Übel. Inzwischen zieht es vereinzelt bis Wiesdorf, zeigen die Aufzeichnungen. Es scheint also schlimmer zu werden.
Seit Anfang Juli dokumentieren Bürger Geruchsbelästigungen, die meist abends oder nachts auftreten. Die meisten erinnert der Gestank an faule Eier oder Kloake, manchmal lautet die Beschreibung „beißend“. Zwei Mal schickte Currenta den Messwagen, nachdem dort Bescheid gegeben wurde.
Erst mal nichts gefunden
Ergebnisse? Erst einmal keine. „Nichts gefunden, wie immer“, hat einer genervt auf die Liste geschrieben. Er wohnt mitten in Wiesdorf, auf der Montanusstraße. Das war am Samstag voriger Woche kurz nach 19 Uhr. Allein für diesen Abend gibt es sieben Einträge.
Einzelfälle seien das, hieß es bis vor Kurzem noch von Currenta. Der Chempark-Betreiber steht natürlich sofort im Fokus, wenn es Auffälligkeiten gibt in Bürrig. Das Entsorgungszentrum mit Sondermüllöfen, Deponie und Klärwerk wird natürlicherweise als möglicher Störer wahrgenommen. Diesen Verdacht hatte auch Benjamin Roth, der – wie sein Vater – seit der Explosion im Juli vorigen Jahres ein scharfes Auge auf die Currenta-Anlagen hat.
Einzelfälle, sagt Currenta
Roth hat Ulrich Bornewasser angeschrieben, den Leiter von Currentas Nachbarschaftsbüro in Wiesdorf. Der sprach von Einzelfällen, nachdem er sich mit Bürrigern unterhalten habe. Ausnahme: Ein Anwohner der Rheindorfer Straße habe berichtet, „dass an manchen Tagen der Düker – also die Übernahmestelle des Wupperverbandes – zu riechen sei“.
Tatsächlich finden sich auch in der Liste, die Roth angelegt hatte, um den Gestank von seinen Nachbarn dokumentieren zu lassen, diverse Einträge aus der Rheindorfer Straße. Und die Erklärung, dass es wohl der Düker sein muss. Für diesen Gestank wäre dann allerdings der Wupperverband verantwortlich, der gemeinsam mit Currenta das Klärwerk betreibt. Dort habe man sich – anders als Currenta – klar geäußert, berichtet Roth dem „Leverkusener Anzeiger“: Der Verband habe dort einen neuen Schieber eingebaut „und die Abdeckung seitdem nicht wieder hergestellt“. Dann stinkt es eben.
Stadtverwaltung hat keinen Kontakt
Dass sich der Geruch aber über große Teile von Bürrig verteilt und bis nach Wiesdorf zieht, kann sich Roth nicht vorstellen. Als er das Gespräch mit den Behörden suchte, wurde er allerdings enttäuscht: Ein Vertreter der Bezirksregierung habe auf die Stadtverwaltung verwiesen. Und dort? Gebe es in dieser Sache keinen Kontakt zu Currenta – weil ja die Bezirksregierung den Chempark beaufsichtige, hieß es aus dem Rathaus. Deshalb habe die Stadt auch keinen Zugang zu etwaigen Ergebnissen aus Luftmessungen, die Currenta anstellt. Den Gestank müsse man seitens der Stadtverwaltung schon selber feststellen. „Das ist doch kein funktionierendes System“, fasst Roth diese Konstellation zusammen.
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Und so mutet es überraschend an, was am Donnerstag Ulrich Bornewasser und seine Currenta-Kollegin Gretlies Knöbel im Bürgergespräch auf dem Rheindorfer Wochenmarkt sagen, als sie auch dort auf den Gestank angesprochen werden: Ja, die Geruchsprobleme haben mit dem Klärwerk zu tun. 200 Tonnen Klärschlamm fielen dort täglich an, die derzeit – das ist eine Folge der Explosion am Sondermüllofen – nicht verbrannt, sondern mit Lastwagen weggefahren werden müssten. Das Fahrverbot für Lastwagen bedinge aber, dass die übelriechende Substanz am Wochenende am Klärwerk gebunkert werden müsse. „Und dann kann es stinken“, so Knöbel.
Bornewasser erinnert sich an eine Sonntagnacht, in der es wohl besonders schlimm war. „Da sind Leute gegen 3 Uhr vom Gestank aufgewacht.“ Eine Lösung für das Problem hat er auch: „Wir müssen die Klärschlamm-Verbrennung wieder anfahren.“ Daran arbeitet Currenta seit April.