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Chemie-Explosion in LeverkusenDrei Currenta-Leute im Visier der Ermittler

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Explosion in der Sondermüllverbrennungsanlage des Chempark-Betreibers Currenta in Leverkusen-Bürrig

Leverkusen – Im Zusammenhang mit der Explosion im Chempark Leverkusen am 27. Juli haben die Ermittler den Kreis der Beschuldigten jetzt eingegrenzt. Am Dienstag teilten Staatsanwaltschaft und Polizei in Köln mit, dass nunmehr gegen drei Personen wegen fahrlässiger Tötung und das Herbeiführen einer Explosion ermittelt werde. Die Polizei habe auf Anordnung des Amtsgerichts Köln Geschäfts- und Betriebsräume von Currenta in der Bürriger Anlage aufgesucht und Privaträume von vier Beschäftigten durchsucht. Die von den Ermittlungsbehörden benötigten Unterlagen seien freiwillig herausgegeben worden, hieß es weiter. Die Polizei habe Datenträger, Mobiltelefone und schriftliche Unterlagen sichergestellt. Sie werden nun ausgewertet, um womöglich die vor einigen Wochen aufgestellte Hypothese zu erhärten.

Offenbar zu heiß gelagert

Danach besteht der Verdacht, dass der Chemie-Abfall, der zur weiteren Behandlung in Tank 3 neben dem Sondermüllofen eingefüllt worden war, über der zulässigen Selbsterwärmungstemperatur gelagert worden war. Nach vorläufiger Bewertung des Sachverständigen könnten hierdurch Selbsterwärmungseffekte eingetreten sein, die zu einem exponentiellen Temperatur- und Druckanstieg geführt und schließlich die Explosion des Tanks auslösten.

Danach könnte es so weitergegangen sein: Als Folge der Explosion vermischten sich restliche Abfallflüssigkeiten und das zuvor zur Kühlung und Spülung in den Tank eingeleitete Heizöl mit Luft. Das habe dann zu dem Brand geführt. Die drei nun beschuldigten Personen seien „verdächtig, ihre Sorgfaltspflichten im Zusammenhang mit der Lagerung und Behandlung des Abfalls verletzt zu haben“.

Von Currenta hieß es, die Ermittler seien gesetzlich verpflichtet, die Vorwürfe Personen zuzuordnen. Voraussetzung dafür sei die Möglichkeit, dass sie „einen strafrechtlich relevanten Fehler gemacht haben könnten“, kommentierte Currentas Arbeitsdirektor Wolfgang Homey die Entwicklung des Verfahrens am Dienstag. Bis zu dessen Abschluss dürfe es aber zu keiner Vorverurteilung der Mitarbeiter kommen, ergänzte er. Selbstverständlich werde sein Unternehmen weiterhin die Ermittlungen „vollumfänglich“ unterstützen.

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Die am 27. Juli explodierte Substanz war aus Dänemark angeliefert worden und sollte nach den Aussagen von Chempark-Chef Lars Friedrich zum ersten Mal in der Bürriger Anlage entsorgt werden. Der von den Sachverständigen im Nachhinein festgestellte Anstieg von Druck und Temperatur soll gegen 5 Uhr beobachtet worden sein, mehr als fünf Stunden vor der Explosion, bei der sieben Menschen getötet wurden und 31 verletzt.