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Flut im Opladener DRK-HeimSie schwammen durch Wasser und Schlamm, um zu helfen

Lesezeit 5 Minuten
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Die Bewohnerinnen Martha Reetz (84) und Gertrud Szarata (89). Im Hintergrund (v.l.): Serap Arslan, Dragana Peters und Sebastian Leonard

Leverkusen-Opladen – Mitte Juli 2021: Sebastian Leonard, Pflegedienstleiter im Opladener DRK-Altenheim, bekommt die Nachricht, dass „ein wenig Wasser“ in den Keller des Heims gelaufen sei und nun seine Hilfe benötigt wird. Doch aus einem leicht überschwemmten Keller wird tatsächlich eine Flutkatastrophe, die allein im DRK-Heim zu einem Schaden von zehn Millionen Euro und bis heute zu andauernden Komplikationen führt.

Der riesige Keller steht unter Wasser und somit fällt auch die zur Versorgung der Bewohner notwendige Elektrik aus. Kein Aufzug funktioniert mehr. Das Licht geht aus. Erst einmal herrscht Chaos.

„Man denkt gar nicht an den Rattenschwanz“

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Das Leverkusener DRK-Heim ist ein Jahr nach der Flut wieder bewohnbar.

„Man denkt gar nicht an diesen ganzen Rattenschwanz, der aus den elektrischen Ausfällen folgt“, sagt Leonard. „Elektrische Betten sind einfach stehen geblieben. Die Rufknöpfe an den Betten der Bewohner haben nicht funktioniert. Die Stromerzeugung für Warmwasser ist ausgefallen.“ Die Mitarbeiter hätten schnell reagieren müssen und ihren Dienstplan umstrukturiert, so Leonard.

Dragana Peters, Leiterin des sozialen Dienstes, und Sebastian Leonard erklären sich bereit, im Heim zu nächtigen und somit Ansprechpartner für die Bewohner Tag und Nacht zu sein. Die komplette Grundversorgung sei anders gehandhabt worden, erklärt Dragana Peters. „Wie wird ohne Aufzug das Essen zu den Bewohnerinnen geliefert? Der Essenswagen kann nicht die Treppe hochfahren“, so die Leiterin des Sozialen Diensts. „Also haben wir das Essen die Treppe hochgetragen.“ Erst einmal seien auf Grund des Ausfalls der Küche Brote geschmiert worden, und Dragana Peters habe draußen mit anderen Mitarbeitern auf Gaskochern gekocht.

Der Zusammenhalt war großartig

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Im August 2021 steht Heimleiter Josef Peters im zerstörten Keller des DRK-Heims.

„Zum Glück haben viele Ehrenamtler geholfen. Junge Menschen sind hergekommen, um mit anzupacken und aufzuräumen. Das war echt großartig, wie alle zusammengehalten haben“, sagt Dragana Peters. Eine Auszubildende sei sogar zum Altenheim geschwommen, als das Wasser noch sehr hoch stand, berichtet Dragana Peters voller Respekt.

Martha Reetz ist 84 Jahre alt und Bewohnerin im Opladener DRK-Altenheim. „Ich konnte aus dem Fenster eigentlich immer das Bushaltestellenschild sehen. Doch durch die Flut war nur noch die grüne Spitze zu sehen. Nach und nach guckte dann immer ein Stückchen mehr aus dem Wasser heraus“, erzählt die 84-jährige. Im letzten Jahr habe sie durch einen Sturz eine Verletzung an der Hüfte erlitten und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Doch damals hätten die Aufzüge immer noch nicht funktioniert. Deshalb hätten die Mitarbeiter sie auf einer Trage die Treppe heruntergebracht, sagt Martha Reetz.

Noch bis heute wohnen Pfleger im Heim

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Josef Peters steht im teilsanierten Keller des DRK-Heims.

„Wir mussten uns zwar viele Kompromisse einfallen lassen, aber wir wollten die Bewohner nicht ausquartieren“, sagt Dragana Peters. „Dadurch hätte man ihnen das Zuhause weggenommen. Sie kennen das Heim und die Pflegerinnen. Vielleicht wäre es organisatorisch einfach gewesen, aber das war für uns keine Option“, so Dragana Peters.

Sebastian Leonard und sie hätten sich dazu entschlossen, erst einmal weiterhin im Heim zu wohnen, um vor Ort zu sein und Kollegen zu entlasten, erklärt Dragan Peters. „Wenn man 100 Mal am Tag die schwere Brandschutztür aufmachen muss, kann das schon ziemlich anstrengend werden“, so Dragana Peters. Das Pflegeteam und die Menschen hier seien wie eine große Familie für sie. Deshalb mache es ihr nichts aus viel Zeit hier zu verbringen, sagt sie. Die Flut habe für sie eins mit sich gebracht: „Wir sind alle noch mehr zusammengewachsen“.

Und das sieht auch Bewohnerin Martha Reetz so. „Sie ist ein Engel. Jedes Mal, wenn es mir nicht gut geht, erscheint sie“, sagt die 84-jährige lächelnd über Dragana Peters. „Ich sage immer: Es ist wie auf einem Schiff hier. Der Kapitän – das sind wir von der Pflegedienstleitung und dem sozialen Dienst – geht nun mal zuletzt und muss für seine Crew da sein“, sagt Dragana Peters über ihre Bereitschaft, weiterhin im Heim zu nächtigen.

Ein großer Dank an die Mitarbeiter

Der Leiter des Opladener DRK-Heims, Josef Peters, spricht ein riesiges Dankeschön an alle Mitarbeiter aus, die sich im vergangenen Jahr besonders eingesetzt hätten, um einen möglichst normalen Alltag für die Bewohner zu ermöglichen, aus. Ihnen sei es zu verdanken, dass die Bewohner nicht ausziehen mussten und ihnen somit viel Stress genommen wurde. „Wer nächtigt hier schon monatelang und schwimmt durch Wasser und Schlamm, um zu helfen? Das ist echt ein großartiges Engagement!“, sagt Josef Peters.

Die Baustelle besteht bis heute

„Nicht nur die Überschwemmung, sondern auch die Komplikationen durch die Coronapandemie liefen wie ein roter Faden durch unseren Alltag des letzten Jahres“, sagt Josef Peters. Corona habe die Renovierungen verzögert. Handwerker seien quarantänebedingt ausgefallen, Ersatzteile konnten oft nicht nachgeliefert werden, sagt der Heimleiter.

Durch die Flut seien unter anderem die Telefonanlagen, die nagelneuen Aufzüge, die Heizungsanlagen, das Lüftungssystem und der Server beschädigt worden. „Außerdem haben wir alle Fotos vom DRK Opladen durch die Schäden am Server verloren“, so Josef Peters.

Wirft man heute einen Blick in den Keller des DRK-Heims, wird deutlich, dass hier immer noch eine Menge an Arbeit zu tun ist. Kabel hängen von den Decken, Handwerker laufen fleißig herum und Werkzeug steht in den Kellerräumen. Im Gymnastikraum sei eine neue Wand gezogen worden, da diese durch die Flut eingebrochen sei, erklärt Josef Peters. Nach seinen Schätzungen werden die Renovierungen noch bis Mitte nächsten Jahres andauern.

Da das Altenheim zwischen Wupper und Wiembach in einem kleinen Tal liegt, könne das Heim auch in Zukunft weiteren Überschwemmungen ausgeliefert sein, befürchtet Josef Peters. Die Heimleitung habe deshalb geplant, die Elektrik nicht mehr im Keller zu lagern, dies sei jedoch leider nicht möglich gewesen. Nun werde überlegt an welchen Ecken man Spundwände aufstellen könne.